scholarly journals Lipödem – Mythen und Fakten Teil 3

Phlebologie ◽  
2018 ◽  
Vol 47 (04) ◽  
pp. 188-198 ◽  
Author(s):  
G. Erbacher ◽  
T. Bertsch

ZusammenfassungUm das Lipödem ranken sich zahlreiche Mythen! In dieser kleinen Übersichtsreihe über die Mythen des Lipödems werfen wir einen kritischen Blick auf populäre Statements zum Lipödem; Statements, die vor Jahrzehnten schon Eingang in wissenschaftliche Publikationen gefunden haben und seither unkritisch und stetig wiederholt werden; Statements, die dadurch inzwischen zum selbstverständlichen Wissensallgemeingut von Lipödempatientinnen und vor allem auch von Lipödem-Selbsthilfegruppen geworden sind. Im ersten Teil unserer Darstellung haben wir uns kritisch mit zwei populären Mythen über das Lipödem auseinandergesetzt. Hierbei haben wir festgestellt, dass sowohl für das Statement „Das Lipödem ist eine progrediente Erkrankung” als auch für das Statement „Ein Lipödem macht psychisch krank” keine wissenschaftliche Evidenz vorliegt. In einem zweiten Beitrag über die Mythen des Lipödems fokussierten wir uns auf den Ödemaspekt, auf das „Ödem im Lipödem” und die hieraus erfolgende therapeutische Konsequenz: die Manuelle Lymphdrainage. Wir konnten darlegen, dass für das populäre Statement „Das Lipödem ist in erster Linie ein „Ödem-Problem”, daher ist die Manuelle Lymphdrainage essenzielle und regelmäßig durchzuführende Standardtherapie” ebenfalls keine wissenschaftliche Evidenz existiert. Der regelmäßigen und dauerhaften Verordnung von Manuellen Lymphdrainagen mit dem Ziel der „Ödembeseitigung” fehlt daher jede Grundlage. In diesem dritten Teil der Auseinandersetzung über bekannte und oft zitierte” Lipödem-Statements” beschäftigen wir uns mit zwei weiteren Mythen: 4. „Das Lipödem macht dick” und 5. „Gewicht abnehmen hat keinen Effekt auf das Lipödem”. Für beide Statements gibt es weder ein sinnvolles physiologisches bzw. pathophysiologisches Konstrukt noch eine sich in der Literatur findende wissenschaftliche Evidenz. Darüber hinaus widersprechen beide Statements in hohem Maße unserer seit Jahren bestehenden täglichen klinischen Erfahrung mit Lipödempatientinnen. Tatsächlich scheint das Gegenteil richtig: Gewichtszunahme wirkt als entscheidender Trigger, um – bei entsprechend genetischer Disposition für ein Lipödem – dieses überhaupt erst zu entwickeln. Lipödem und Adipositas sind zwei unterschiedliche Erkrankungen, die jedoch in den meisten Fällen gemeinsam auftreten. Fast täglich sehen wir Lipödempatientinnen, die sich aufgrund ihrer morbiden Adipositas einer bariatrischen Operation unterzogen und dadurch effektiv – auch im Bereich der Extremitäten – Gewicht verloren haben. Patientinnen mit Lipödem erfahren durch diese meist nachhaltige Gewichtsabnahme regelhaft eine deutliche Besserung ihrer lipödemtypischen Schmerzen. Häufig sind die Patienten dann beschwerdefrei, sodass wir dann von einem Lipödem in Remission sprechen können. In einem vierten Beitrag werden wir uns mit dem Stellenwert der Liposuktion beim Lipödem beschäftigen, um dann in unserer letzten Darstellung ein therapeutisches Konzept vorzustellen, das nicht nur wissenschaftlich fundiert ist, sondern auch zu einer nachhaltigeren und umfassenderen Beschwerdebesserung unserer Lipödempatientinnen beitragen soll.

Phlebologie ◽  
2018 ◽  
Vol 47 (03) ◽  
pp. 120-126 ◽  
Author(s):  
G. Erbacher ◽  
T. Bertsch

ZusammenfassungIn dieser kleinen Übersichtsreihe über die Mythen des Lipödems werfen wir einen kritischen Blick auf populäre Statements zum Lipödem; Statements, die vor Jahrzehnten schon Eingang in wissenschaftliche Publikationen gefunden haben und seither unkritisch und stetig wiederholt werden; Statements, die dadurch inzwischen zum selbstverständlichen Wissensallgemeingut von Lipödempatientinnen und vor allem auch von Lipödem-Selbsthilfegruppen geworden sind. Im ersten Teil unserer Darstellung haben wir uns kritisch mit zwei populären Mythen über das Lipödem auseinandergesetzt. Hierbei haben wir festgestellt, dass sowohl für das Statement „Das Lipödem ist eine progrediente Erkrankung” als auch für das Statement „Ein Lipödem macht psychisch krank” keine wissenschaftliche Evidenz vorliegt. In diesem zweiten Beitrag über die Mythen des Lipödems fokussieren wir uns auf den Ödemaspekt, auf das „Ödem im Lipödem” und die hieraus erfolgte therapeutische Konsequenz – die Manuelle Lymphdrainage. Daher: Mythos 3: Das Lipödem ist in erster Linie ein „Ödem-Problem”; daher ist die Manuelle Lymphdrainage essenzielle und regelmäßig durchzuführende Standardtherapie! Auch dieses Statement widerspricht in hohem Maße unserer seit Jahren bestehenden täglichen klinischen Erfahrung mit diesem speziellen Patientengut. Gleichzeitig haben wir im Rahmen unserer umfangreichen Literaturrecherche festgestellt, dass es keine Evidenz für diese Sichtweise gibt. Tatsächlich gibt es keinerlei Hinweis darauf, dass beim Lipödem ein relevantes Ödem – Ödem im Sinne von Flüssigkeit – vorliegt. Ebenso fehlt jegliche wissenschaftliche Evidenz dafür, dass dieses kaum (bzw. meist nicht) vorhandene Ödem für die Beschwerden der Lipödempatientinnen verantwortlich ist. Der regelmäßigen und dauerhaften Verordnung von Manuellen Lymphdrainagen mit dem Ziel der „Ödembeseitigung” fehlt daher jede Grundlage. Das Lipödem ist weit mehr als nur dickere, schmerzhafte Beine! Darum müssen wir manche der alten therapeutischen Pfade verlassen, Pfade, für die es keine wissenschaftliche Evidenz gibt, Pfade, die darüber hinaus auch unserer klinischen Erfahrung widersprechen. Eine umfassende Therapie des Lipödems sollte daher auch all jene Aspekte berücksichtigen, die nicht so offensichtlich sind wie das Augenscheinliche und das vordergründig Geäußerte. Lipödem-Therapie muss neben der Behandlung der somatischen Beschwerden auch auf die bereits in unserem ersten Beitrag beschriebenen psychosozialen und gesellschaftlichen Aspekte dieses komplexen Krankheitsbildes fokussieren. Die Vorstellung eines umfassenden Therapiekonzeptes für Lipödempatientinnen wird Inhalt im letzten Teil unserer kleinen Lipödemreihe sein. Neue Wege entstehen, in dem wir sie gehen – dies gilt auch für die Therapie des Lipödems!


VPT Magazin ◽  
2016 ◽  
Vol 02 (10) ◽  
pp. 18-19
Author(s):  
Alessa Klingebiel

2018 ◽  
Vol 69 (4) ◽  
pp. 161-170 ◽  
Author(s):  
Herbert Hrachovec

ZusammenfassungDie Initiative, wissenschaftliche Publikationen, deren Entstehung in Universitäten und Forschungsinstituten zumeist von der öffentlichen Hand finanziert wird, der Öffentlichkeit auch entgeltfrei zugänglich zu machen, hat ein breites Echo gefunden. Angestoßen von der Budapester und der Berliner Erklärung (2002 und 2003) hat sie zum Aufbau einer leistungsfähigen Infrastruktur zwecks Erfassung, Distribution und Archivierung dieser Arbeiten geführt. Die damit verbundene Institutionalisierung wurde im Lauf der Zeit allerdings erfolgreicher als der Aufruf zur Mitbeteiligung an die „scientific community“, die Verwaltung ihrer Ergebnisse selbst in die Hand zu nehmen. Die Hauptakteure sind nun Bibliotheken, Hochschulleitungen und Fördereinrichtungen. Ein Grund für diesen, die anfänglichen Betreiber der Initiative enttäuschenden, Umstand liegt in ihrem Ansatz selbst. Er übergeht, wie erst hinterher auffällt, die bestehende sozio-ökonomische Infrastruktur des Verlagswesens und die mit ihm gekoppelten Interessen der Wissenschaftlerinnen. In der Folge hat der Impuls zwar neue Verhältnisse geschaffen, aber paradoxer Weise zugunsten der wissenschaftlichen Großverlage, gegen die er ursprünglich gerichtet war.


2020 ◽  
Author(s):  
David Böhm ◽  
Alexander Grossmann ◽  
Michael Reiche ◽  
Antonia Schrader

Die zeitnahe, transparente und nachhaltige Verbreitung nachprüfbarer wissenschaftlicher Ergebnisse ist eine der wesentlichen Anforderungen an die wissenschaftliche Kommunikation und Infrastruktur. Open Access, also die offene und kostenfreie Nutzung von wissenschaftlicher Literatur, ist hierfür die Grundvoraussetzung. Hochschulen und Universitäten sind in der Regel die Institutionen, an denen Wissenschaftler neue Forschungsergebnisse erzeugen und zur Veröffentlichung als Buch vorbereiten. Neben klassischen Wissenschaftsverlagen veröffentlichen daher immer mehr Hochschulverlage wissenschaftliche Publikationen. Das vorliegende Handbuch beschreibt einen nachhaltigen, allgemeingültigen State-of-the-Art-Workflow zur Herstellung und Distribution von akademischen Büchern, der es Hochschulen und Universitäten ermöglicht, bei weitest möglicher Verbreitung, Sichtbarkeit und Zugänglichkeit eigene Forschungsarbeiten und Graduierungsschriften in digitaler Form im Open Access und als gedrucktes Buch zu veröffentlichen. Dieses Workflow-Modell wird anhand ausgewählter Fallbeispiele als Proof of Concept demonstriert und spiegelt den aktuellen Stand der derzeit im Verlagsbereich technischen und wirtschaftlichen Möglichkeiten wider. Anhand der Fallbeispiele wurden zudem der Zeit-, Kosten- und Personalaufwand erfasst, sodass anderen Hochschulen und Universitäten Anhaltspunkte für nötige Investitionen bei der Gründung und dem Betrieb eigener OA-Hochschulverlage gegeben werden.


Sign in / Sign up

Export Citation Format

Share Document