Zusammenfassung
Ziel: Eine kombinierte interne-externe Radiotherapie (CIERT) erfordert eine einheitliche Betrachtung der biologischen Strahlenwirkung. Dafür sollte der Formalismus der Biologisch Effektiven Dosis (BED) am Zellmodell überprüft werden. Methoden: NIS-positive Schilddrüsenzellen FRTL-5 wurden mit Röntgenstrahlung oder/und mit Tc-99m-Pertechnetat bestrahlt. Anoder Abwesenheit von Perchlorat konnte die aktive zelluläre Aufnahme des Radiotracers während 24 h Bestrahlungsdauer verhindern oder zulassen. Die Dosisbestimmung für die Radionuklidbestrahlung erfolgte auf Basis gemessener Uptakewerte mittels Monte-Carlo-Simulation. Aus Dosiswirkungskurven mit Koloniebildungs-Assay als biologischem Endpunkt wurden zellspezifische radiobiologische Parameter abgeleitet. Für Kombinationsbestrahlungen unter Variation von Reihenfolge und Zeitabstand wurde das Zellüberleben mit Vorhersagewerten des BED-Formalismus verglichen. Ergebnisse: Die für Röntgenbestrahlung ermittelten Parameter α = (0,22 ± 0,02) Gy-1, β = (0,021 ± 0,001) Gy-2 und Reparaturhalbwertszeit (1,51 ± 0,21) h erklären auch die Dosiswirkungskurven für Tc-99m-Pertechnetat mit exponentiell fallender Dosisleistung. Die CIERT-Experimente zeigten keine signifikanten Unterschiede bezüglich Reihenfolge und Bestrahlungspause, jedoch bei Radionuklidaufnahme in die Zellen ein geringeres Überleben als durch die BED vorhergesagt. Schlussfolgerung: Am Zellmodell konnte verifiziert werden, dass die BED grundsätzlich zur Beschreibung von biologischen Strahleneffekten bei unterschiedlichen Strahlenqualitäten und Dosisleistungen anwendbar ist. Ob bei intrazellulärer Radionuklidaufnahme in Kombination mit Röntgenbestrahlung supraadditive Effekte entstehen, die auf Auger- und Konversionselektronen des Tc-99m zurückzuführen sind, bedarf weiterer Experimente.