ZusammenfassungNeutralisierende Antikörper gegen Natalizumab (NAB) kommen in 9% der mit Natalizumab behandelten Multiple Sklerose (MS) PatientInnen vor. Dies ist assoziiert mit einer verminderten Wirksamkeit von Natalizumab und in der Folge muss bei PatientInnen mit persistierenden NAB die Behandlung mit Natalizumab beendet werden.Da hohe Titer an NAB stark mit persistierenden NAB assoziiert sind, haben wir untersucht, ob die durchflusszytometrische Bestimmung der Sättigung des Alpha-4-Integrins mit Natalizumab das Potenzial hat, PatientInnen mit NAB früher zu identifizieren.Zellgebundenes Natalizumab und Natalizumab-Sättigung des Alpha-4 Integrins auf T-Zellen wurden mittels Durchflusszytometrie unter Verwendung eines monoklonalen anti-human IgG4 Antikörpers nachgewiesen. Mononukleäre Zellen wurden aus venösem Blut angereichert und bei PatientInnen mit NAB (n=4) 9 Monate lang alle 4 Wochen unmittelbar vor der nächsten Infusion und bei PatientInnen ohne NAB vor Beginn der Therapie und nach 1 (n=15), 2 (n=14), 3 (n=9), 6 (n=7) und 9 Monate (n=3) auf gebundenes Natalizumab untersucht. Der Natalizumab-Sättigungsgrad (in%) der T-Zellen wurde durch das ins Verhältnis Setzen von der mittleren Fluoreszenzintensität (MFI) von in vivo gebundenem Natalizumab mit der MFI von mit in vitro mit Natalizumab gesättigten Immunzellen bestimmt. Die Bestimmung der NAB aus dem Serum wurde mittels ELISA durchgeführt.Bei PatientInnen ohne NAB betrug die mittlere Natalizumab-Sättigung von T-Zellen über einen Zeitraum von 9 Monaten durchschnittlich 75% (95%iges Konfidenzintervall: 72–78%). Bei 2 der 4 PatientInnen mit NAB erreichte die Natalizumab-Sättigung der T-Zellen nach der ersten Infusion ca. 50% und fiel auf die Höhe des Ausgangsniveaus (Natalizumab-Sättigung vor Beginn der Therapie) nach der zweiten Infusion zurück. Im ELISA wurden niedrige NAB-Titer nach der ersten Infusion gemessen und die anschließende Entwicklung von anhaltend hoch titrigen NAB führte nach ca. 6 Monaten zum Abbruch der Therapie mit Natalizumab. Bei den zwei anderen PatientInnen betrug der Natalizumab-Sättigungsgrad der T-Zellen 74% und 68% nach der ersten Infusion, und ging danach vorübergehend auf das Ausgangsniveau zurück. Bei beiden PatintInnen erholten sich die Natalizumab-Sättigungen nach ca. 6 Monaten wieder. NAB wurden nach 2 bzw. 3 Monaten nachgewiesen und waren nach ca. 5 bis 6 Monaten wieder verschwunden.Die Überwachung der Natalizumab-Sättigung auf T-Zellen ist eine schnelle und zuverlässige Methode, um PatientInnen zu identifizieren, bei denen aufgrund von NAB Natalizumab nur vermindert wirken kann. Beides, hoch- und niedrig titrige NAB, reduzieren gleichermaßen effektiv die zelluläre Natalizumab-Sättigung. Interessanterweise zeigte die mittels Durchflusszytometrie gemessene Natalizumab-Sättigung, dass dieses Verfahren sehr empfindlich ist, da die NAB anscheinend länger wirksam sind, als die Nachweisgrenze des ELISA vermuten lässt.