Monatsschrift für Kriminologie und Strafrechtsreform
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(FIVE YEARS 1)

Published By Walter De Gruyter Gmbh

2366-1968, 0026-9301

Author(s):  
Adelheid Bezzel ◽  
Christian Schlögl ◽  
David Janele ◽  
Jan Querengässer

Zusammenfassung Die Unterbringung in einer Entziehungsanstalt ist geregelt in § 64 StGB. Diese Vorschrift steht vor einer grundlegenden Novelle. Damit werden sich voraussichtlich ab 2022 die Rahmenbedingungen forensischer Suchtbehandlung für Untergebrachte, forensisch-psychiatrische Sachverständige und Behandelnde des Maßregelvollzugs deutlich ändern. Der Artikel zielt darauf, einen Überblick zu geben über die aktuellen Probleme und Herausforderungen der Behandlung gem. § 64 StGB, sowie über die diversen Reformvorschläge. Dazu werden die bestehenden Vorschläge skizziert, zueinander und zu den ermittelten Problemen in Bezug gesetzt und diskutiert.Die Vorschläge stimmen dahingehend überein, die Eingangsvoraussetzungen des § 64 StGB einzuengen, unterscheiden sich aber im Konkreten. Konsens herrscht weitgehend bezüglich der Abschaffung der sogenannten »Halbstrafenregelung« und der Änderung juristischer Begrifflichkeiten i. S. einer Anpassung an den psychiatrischen Sprachgebrauch sowie dem Ausbau bzw. der Neuetablierung von alternativen Behandlungsmöglichkeiten. Zusätzlich diskutieren manche Vorschläge die Etablierung probatorischer Behandlungen und die engere Gestaltung der Konnexität zwischen Suchtproblematik und Delinquenzneigung. Als besonders weitreichend imponiert ein Vorschlag der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN), die Unterbringungsanordnung an die Zustimmung und Demonstration von Behandlungsbereitschaft der Betroffenen zu knüpfen. Aus Sicht der Autoren erscheinen einige der Vorschläge durchaus geeignet, den skizzierten Problemen forensischer Suchtbehandlung zu begegnen, andere werden kritischer gesehen. Darüber hinaus sollte die Reform genutzt werden, die gesetzliche Forderung nach einer »hinreichend konkreten« Aussicht auf einen Behandlungserfolg zu revidieren.


Author(s):  
Lena C. Carl ◽  
Friedrich Lösel
Keyword(s):  

Zusammenfassung Die ambulante Behandlung entlassener Sexualstraftäter hat in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Insbesondere seit der Reform der Führungsaufsicht 2006 wurde das Nachsorgeangebot für Haftentlassene sukzessive ausgebaut. Ein Großteil der nachbehandelten Sexualstraftäter wird über Bewährungsauflagen oder Weisungen der Führungsaufsicht an eine Nachsorgeeinrichtung angebunden, bislang gibt es aber kaum Informationen darüber, wie häufig Therapieauflagen erteilt werden, an welche Faktoren sie geknüpft sind und wie wirksam sie sind. Die vorliegende Studie untersucht daher an einer Stichprobe entlassener Sexualstraftäter (n = 1.537), welche individuellen, haftbezogenen und entlassungsbezogenen Faktoren die Wahrscheinlichkeit einer Therapieweisung beeinflussen. Zudem wird analysiert, ob eine Therapieweisung unter Kontrolle anderer relevanter Faktoren eine rückfallpräventive Wirkung aufweist. Als Datenbasis diente ein umfassender Erhebungsbogen, der bei Haftentlassung von den Fachdiensten ausgefüllt wurde. Unsere Ergebnisse zeigen, dass 77 % aller Sexualstraftäter eine Therapieauflage erhielten, dabei war der Anteil seit 2004 signifikant angestiegen. Jüngere Straftäter, Täter mit ausschließlich kindlichen Opfern, mit niedrigerem Static-99-Wert und einer Behandlung in Haft erhielten häufiger eine Therapieauflage. Für in der Haft unbehandelte Sexualstraftäter war eine Therapieauflage mit signifikant weniger Rückfall assoziiert, bei Straftätern mit Einzel- und Gruppentherapie galt dies nur für Rückfälle mit einem Gewaltdelikt. Für Entlassene aus der Sozialtherapie war eine Therapieauflage kein signifikanter Prädiktor. Implikationen für die Nachsorge von Sexualstraftätern und weitere Forschungsansätze werden diskutiert.


Author(s):  
Helmut Hirtenlehner ◽  
Nathalie Leitgöb-Guzy ◽  
Johann Bacher

Kurzfassung Die in der Bevölkerung verbreitete assoziative Verknüpfung von Polizei und Kriminalität bzw. deren Bekämpfung gibt Anlass zur Vermutung, ein hohes Vertrauen in die Exekutive würde Verbrechensfurcht reduzieren. Die Belastbarkeit dieser »Beruhigungshypothese« kann anhand von Daten des Deutschen Viktimisierungssurveys 2017 empirisch geprüft werden. Die Resultate mehrerer Instrumentalvariablenanalysen sprechen gegen eine furchtpräventive Wirksamkeit des persönlichen Polizeivertrauens. Als maßgebliche Bestimmungsgröße des kriminalitätsbezogenen Sicherheitsempfindens erweist sich indes die Intensität ökonomisch konnotierter Abstiegsbefürchtungen.


2021 ◽  
Vol 104 (4) ◽  
pp. 359-374
Author(s):  
Juanita Henning ◽  
Ina Hunecke ◽  
Gerhard Walentowitz

Zusammenfassung Mit dem 2017 in Kraft getretenen Prostituiertenschutzgesetz und der damit einhergehenden Ausweitung behördlicher Aufsichtsinstrumente verband sich ausdrücklich die Erwartung einer höheren Aufdeckung von Kriminalität im Prostitutionsgewerbe. Vor diesem Hintergrund geht die vorliegende Untersuchung der Frage nach, ob und in welchem Maße sich die registrierte Kriminalitätsentwicklung im Prostitutionsgewerbe vor und nach Inkrafttreten des Gesetzes unterscheidet. Ausgehend von Daten des Statistischen Bundesamts, darauf basierender Berechnungen sowie vielfältiger Hinweise auf intensivierte Vor-Ort-Kontrollen wird zunächst das Ausmaß zunehmender Kontrolle und Überwachung im Prostitutionsgewerbe dokumentiert. Im Anschluss daran werden aktuelle Daten der Polizeilichen Kriminalstatistik, der Verurteilten-Statistik sowie der Statistik zur Organisierten Kriminalität daraufhin überprüft, ob sie die Erwartung einer vermehrten Zahl aufgedeckter Fälle und Opfer von Rotlicht-Kriminalität bestätigen. Die Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass dem nicht so ist, dass sich vielmehr die seit zwei Jahrzehnten festzustellende Rückläufigkeit registrierter Rotlicht-Kriminalität auch nach Inkrafttreten des Prostituiertenschutzgesetzes fortsetzt. Die Sinnhaftigkeit der mit diesem Gesetz eingeleiteten repressiven Reglementierung von Prostitution erscheint daher fragwürdig.


2021 ◽  
Vol 104 (3) ◽  
pp. 271-282
Author(s):  
Elanie Rodermond ◽  
Frank Weerman

Abstract Newsmedia have regularly reported about acts of terrorism that involved members of the same family, but also about instances where one sibling becomes a terrorist, whereas the other becomes a successful, law-abiding citizen. The question is, then, to what extent family circumstances and individual risk factors impact on pathways towards these shared or divergent outcomes. To date, studies on the family characteristics of terrorist suspects have been hampered by a lack of empirical data, small sample sizes and non-representative samples. Using register data on individuals suspected of a terrorist offense in the Netherlands and their family members, the present study examines the demographic and socio-economic characteristics of the families, as well as criminal, employment and education careers of individual family members (parents and brothers/sisters). We compare these characteristics with those of two control groups: suspects of non-terrorist offenses and a matched sample from the population. We also compared the terrorist suspects with matched siblings who were not suspected of a terrorist offence. We will end with a discussion of both risk and protective factors that are present within these families and that can put members of the same family on different pathways.


2021 ◽  
Vol 104 (3) ◽  
pp. 283-297
Author(s):  
Mark Stemmler ◽  
Johann Endres ◽  
Sonja King ◽  
Bianca Ritter ◽  
Kristina Becker

Abstract Do radicalized Muslim prisoners differ from non-radicalized Muslim prisoners with regard to Kruglanski’s (2004) quest for significance (QFS), need for (cognitive) closure (NFC), and their frame alignment regarding ideological and religious issues? To answer this research question N = 26 male inmates from Bavarian prisons were interviewed. The radicalized prisoners or extremists (n = 13) had been identified as Salafi or Jihadi adherents by the Bavarian Office for the Protection of the Constitution (Bayerischer Verfassungsschutz) and therefore had a security note. The comparison group were non-radicalized Muslim inmates (n = 13); the vast majority had a migration background. The audio files of the interviews were transcribed and Mayring’s (2010) qualitative content analysis was applied. The obtained interview material was analyzed twice (each time with a different focus) for psychological differences and characteristics between the two groups of Muslim prisoners. In the first analysis, the interviews were investigated with regard to conspiracy theories, dualistic conception of the world, political sensitivity, collective and individual victimization and religious rigidity. Extremists exhibited a stronger frame alignment with respect to general conspiracy theories, dualistic conception of the world, collective victimization, and political sensitivity. Results also substantiate the idea that extremists exhibit more rigid religious behaviors than non-extremist Muslim prisoners. Contrary to our expectations, the two groups did not differ in various biographical features, for example whether they grew up in a family that actively practiced their religion. In the second analysis, we found that although the overall pattern regarding QFS turned out as expected, the radicalized inmates did not achieve higher values than their non-radicalized counterparts. However, we obtained substantial differences for subcategories of QFS. The extremist prisoners reported more norm violations as a trigger for QFS and more opportunities for gaining significance than non-extremists. This was also true for non-legitimate as well as non-criminal opportunities to gain significance. There was a substantial difference between extremists and non-extremists regarding the overall NFC characteristics. Radicalized prisoners tend to avoid ambiguous situations or uncertainty, they prefer clear, structured processes and firm beliefs. The results suggest that it is possible to differentiate non-radicalized from radicalized Muslims as they showed less quest for significance, less need for closure, less political sensitivity and a less rigorous view on religion.


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