Die intergenerationale Transmission von Religiosität

Author(s):  
Dieter Hermann
Author(s):  
Nina Alsmeier ◽  
Wolfgang Schulz

Zusammenfassung. Hintergrund: Kinder psychisch kranker Eltern sind eine Hochrisikogruppe. Eine mütterliche Erkrankung scheint sich stärker negativ auf die Nachkommen auszuwirken als eine väterliche Erkrankung. Ob sich die Auswirkungen auf Mädchen und Jungen unterscheiden, ist unklar. Fragestellung: Ziel der Studie ist die Klärung von Geschlechtereffekten bei der intergenerationalen Transmission psychischer Auffälligkeiten. Methode: Es wurden N = 267 Familien untersucht, indem die Depressions- und Angstsymptome von Müttern und Vätern mit einem latenten Wachstumskurvenmodell über vier Messzeitpunkte (zehn Jahre) modelliert wurden. Die Überprüfung erfolgt mittels Strukturgleichungsmodellen. Ergebnisse: Es wurden Zusammenhänge zwischen elterlichen und kindlichen Auffälligkeiten gefunden. Dabei steht eine väterliche depressive Symptomatik stärker mit jugendlichen externalisierenden Auffälligkeiten in Verbindung als eine mütterliche depressive Symptomatik. Mädchen entwickeln tendenziell mehr als Jungen internalisierende Auffälligkeiten bei psychisch belasteten Eltern. Schlussfolgerung: Zukünftige Studien sollten Mütter und Väter gleichermaßen einbeziehen. Weiterhin sollten verstärkt Transmissionsmechanismen inklusive möglicher Mediatoren mit Berücksichtigung des elterlichen und kindlichen Geschlechtes untersucht werden.


2018 ◽  
pp. 293-315 ◽  
Author(s):  
Sabine Diabaté ◽  
Samira Beringer

Obwohl sich junge Paare oft eine egalitäre Aufteilung der Erwerbs- und Familienarbeit wünschen, ändert sich dies nach der Familiengründung häufig. Neben ökonomischen Gründen können auch kulturelle Vorstellungen von einer „guten Mutter“ diesen Effekt mitverursachen. Im Beitrag wird untersucht, wie Mütter von Kleinkindern zum „intensive mothering“ stehen und dieses leben. Darunter versteht man ein Ideal, welches das Kind (und dessen Betreuung) als höchste Priorität der Frau definiert. Es werden die Daten der Leitbildstudie verwendet und in einer logistischen Regression analysiert, wer das „intensive mothering“ befürwortet. Es zeigt sich u.a., dass dies insbesondere bei westdeutschen und religiösen Müttern der Fall ist. In Strukturgleichungsmodellen wird dargestellt, wie diese Disposition das Verhalten begünstigt. Die Überzeugung, als Mutter die beste Betreuung zu sein, hat keinen direkten Einfluss auf die tatsächliche Betreuung, sondern wirkt indirekt durch das Misstrauen gegenüber der Fremdbetreuung. Ostdeutsche oder höher gebildete Mütter betreuen ihre Kinder seltener selbst. Historisch gewachsene Normen, verstärkt durch intergenerationale Transmission, erklären den persistierenden Ost-West-Unterschied.


Author(s):  
Janina Zölch ◽  
Petra Böhnke

ZusammenfassungPersonen mit Migrationshintergrund sind in Deutschland einem stark überdurchschnittlichen Armutsrisiko ausgesetzt. Die häufig diskutierten Ursachen können die Differenz zum Armutsrisiko in der autochthonen Bevölkerung nicht hinreichend erklären. Insbesondere Prozesse der Armutstransmission von Generation zu Generation sind bislang wenig transparent, vor allem im Hinblick auf mögliche Besonderheiten der Migrationserfahrungen im Generationenverbund. Der Beitrag untersucht, wie familiale Lebenslagen und Beziehungen sowie an sie gekoppelte Orientierungsmuster zu einer intergenerationalen Weitergabe von Armut beitragen und welchen Einfluss der Migrationshintergrund darauf ausübt. Dies wird exemplarisch anhand der Rekonstruktion des Falles zweier Angehöriger einer Familie mit türkischem Migrationshintergrund aus zwei Generationen herausgearbeitet, der um Ergebnisse aus dem Gesamtsample der Studie ergänzt wird. Es kann gezeigt werden, dass die Benachteiligungserfahrungen aus der Armuts- und Migrationssituation je für sich beschränkend wirken und sich zugleich potenzieren. Dies erschwert die Entwicklung jener alternativen Handlungsmuster, die nötig sind, um der Armutssituation zu entkommen. Als besonders relevant für die Weitergabe von Armut im Generationenverlauf erweisen sich der Umgang der Eltern mit der Migrationsentscheidung und ihre eigenen Migrationserfahrungen.


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