KZfSS Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie
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Published By Springer-Verlag

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Author(s):  
Andreas Tutić ◽  
Sascha Grehl

ZusammenfassungDas Gros der Wahlforschung und insbesondere der empirischen Forschung zur Frage, wie sich die Wahlabsicht für die Alternative für Deutschland (AfD) erklären lässt, berücksichtigt zwar den Einfluss kultureller Orientierungen, aber nur in Form expliziter Einstellungen, welche vermöge evaluativer Verbaläußerungen erhoben werden. In diesem Beitrag wird vor dem Hintergrund der Dual-Process-Perspektive argumentiert, dass neben expliziten Einstellungen auch implizite Einstellungen, welche assoziative Verknüpfungen von mental repräsentierten Einstellungsobjekten und ihrer Bewertung darstellen, für die Wahlabsicht der AfD von Bedeutung sind. Dem Prinzip der Katalysation nach schlagen sich implizite Einstellungen stärker in expliziten Einstellungen und auch im overten Verhalten nieder, wenn sich die Artikulation der expliziten Einstellungen oder das Verhalten im Rahmen eines eher intuitiven als reflektierten kognitiven Prozesses vollzieht. Diese handlungstheoretischen Ideen werden im Rahmen einer explorativen Studie mit 960 Befragten überprüft. Es zeigt sich, dass beide, implizite und explizite Einstellungen zum Populismus und zum Rassismus, die Wahlabsicht der AfD bedingen, wobei der Einfluss der impliziten Einstellungen, wie vom katalytischen Prinzip vorhergesagt, davon abhängt, ob die Befragten eher zu intuitiven oder aber eher zu reflektierten kognitiven Prozessen neigen.


Author(s):  
Christopher Osiander ◽  
Monika Senghaas ◽  
Gesine Stephan ◽  
Olaf Struck

ZusammenfassungDieser Beitrag untersucht die Frage, welche Bezugsdauern des Arbeitslosengeldes für welche Personengruppen als angemessen betrachtet werden und ob sich diese Einschätzungen während der Covid-19-Pandemie verändert haben. Längere Bezugsdauern können die Einkommenssituation der Betroffenen stabilisieren und die Suche nach einer qualifikationsadäquaten oder besser entlohnten Stelle unterstützen. Längere Zahlungen mindern aber auch den Druck zur Arbeitsaufnahme, wodurch die Dauer der Arbeitslosigkeit zunimmt. Verändern Menschen Abwägungen zwischen individuellem Bedarf, Leistung und gesellschaftlicher Effizienz in der gesundheitlichen und ökonomischen Krise? Wir untersuchen mithilfe von Daten aus Onlinebefragungen im November 2019 und in der Krise im Mai 2020, welche Bezugsdauern (zumeist) Erwerbstätige für angemessen erachten. Dazu wurden den Teilnehmenden Vignetten mit Beschreibungen hypothetischer Arbeitsloser vorgelegt, deren Charakteristika zufällig variieren. Die Ergebnisse zeigen, dass dieselben Befragten vor und während der Krise sehr ähnliche Bezugsdauern für angemessen halten. Dabei beziehen sie bei der Bemessung der Bezugsdauer für Arbeitslose neben Beitragsprinzipien auch Kriterien der Bedürftigkeit mit ein. So beeinflussen Merkmale wie etwa das Alter der Arbeitslosen, ihr eigenes (Nicht‑)Verschulden, ihre Lebensleistungen oder die Länge ihrer Beitragszahlungen das Urteil, welche Dauer des Leistungsbezugs als angemessen angesehen wird.


Author(s):  
Audrey Djouadi ◽  
Jörg Rössel ◽  
Alexander Seifert

ZusammenfassungDer Begriff der sozialen Exklusion hat in den Sozialwissenschaften eine erstaunliche Karriere erfahren. Im Mittelpunkt des Beitrags steht die empirische Untersuchung der zeitdiagnostischen Verwendung des Konzepts. Aus dieser leiten wir vier Thesen ab, die in diesem Beitrag mit dem Fokus auf das Exklusionsempfinden empirisch geprüft werden: Erstens, dass aufgrund der Prozesse des ökonomischen Strukturwandels größere Bevölkerungsgruppen von sozialer Exklusion in mehreren Dimensionen (Arbeitslosigkeit, Armut, soziale Isolation) betroffen sind, die bei diesen in einem subjektiven Exklusionsempfinden kulminieren. Damit wird unterstellt, dass soziale Exklusion zur Hauptspannungslinie der gegenwärtigen Gesellschaft geworden ist. Zweitens wird angenommen, dass soziale Exklusion nicht eindeutig in klassischen sozialstrukturellen Kategorien zu verorten ist, sondern in breite Teile der Gesellschaft diffundiert ist. Drittens wird sozioökonomischer Prekarisierung und sozialer Isolation eine zentrale Rolle für die Entstehung eines subjektiven Exklusionsempfindens zugesprochen. Hier wird allerdings, viertens, vermutet, dass dieses vermittelt über die subjektive Wahrnehmung der objektiven Lage auf das Exklusionsempfinden wirkt. Wir prüfen diese Thesen des Konzepts auf der Basis von Umfragedaten, wobei wir das Exklusionsempfinden als abhängige Variable verwenden. Dabei wird deutlich, dass erstens soziale Exklusion nicht in weite Teile der Gesellschaft diffundiert ist und damit keineswegs als Hauptspannungslinie der Gesellschaft betrachtet werden kann, zweitens sich ein erhöhtes Exklusionsempfinden in unterschiedlichen, aber klar benennbaren sozialen Gruppen feststellen lässt. Darüber hinaus zeigen unsere Analysen, dass das subjektive Exklusionsempfinden sowohl in sozialer Isolation als auch in sozioökonomischer Prekarisierung begründet ist, allerdings deutlich vermittelt über deren subjektive Wahrnehmung.


Author(s):  
Nadine Arnold ◽  
Raimund Hasse ◽  
Hannah Mormann

ZusammenfassungWährend die Organisationssoziologie vornehmlich auf die Analyse von Organisationen und zwischenorganisatorischen Arrangements konzentriert ist, finden wir in verschiedenen anderen Teilgebieten der Soziologie die Einschätzung, dass die Rolle von Organisationen hinsichtlich ihrer gesellschaftlichen Effekte oftmals nur unzureichend reflektiert wird. Dieser Beitrag zielt darauf ab, konzeptionelle Voraussetzungen zur Überwindung dieser Situation zu schaffen. In Abschn. 2 wird auf das Konzept der Organisationsgesellschaft rekurriert, so wie es in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entwickelt worden ist. Als gemeinsames Problem dieser Forschungsbeiträge wird identifiziert, dass sie sich auf eine bestimmte – hier als Archetyp bezeichnete – Organisationsform beziehen, deren Dominanz im 21. Jahrhundert fragwürdig geworden ist. In Abschn. 3 wird deshalb vorgeschlagen, neue Organisationsformen einzubeziehen. Insbesondere wird auf Hyper-Organisation, partielle Organisation und Plattform-Organisation eingegangen. Es werden zwei Schwachpunkte dieser Konzepte identifiziert: Erstens suggerieren die entsprechenden Beiträge eine Ersetzung des Archetyps und vernachlässigen zudem andere neuartige Organisationsformen; zweitens beziehen sie gesellschaftliche Voraussetzungen und Folgen nur selektiv ein. Abschließend werden Perspektiven zur Überwindung dieser gravierenden Schwachstellen diskutiert.


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