scholarly journals Wer fühlt sich exkludiert? Zur zeitdiagnostischen Verwendung des Konzepts der sozialen Exklusion

Author(s):  
Audrey Djouadi ◽  
Jörg Rössel ◽  
Alexander Seifert

ZusammenfassungDer Begriff der sozialen Exklusion hat in den Sozialwissenschaften eine erstaunliche Karriere erfahren. Im Mittelpunkt des Beitrags steht die empirische Untersuchung der zeitdiagnostischen Verwendung des Konzepts. Aus dieser leiten wir vier Thesen ab, die in diesem Beitrag mit dem Fokus auf das Exklusionsempfinden empirisch geprüft werden: Erstens, dass aufgrund der Prozesse des ökonomischen Strukturwandels größere Bevölkerungsgruppen von sozialer Exklusion in mehreren Dimensionen (Arbeitslosigkeit, Armut, soziale Isolation) betroffen sind, die bei diesen in einem subjektiven Exklusionsempfinden kulminieren. Damit wird unterstellt, dass soziale Exklusion zur Hauptspannungslinie der gegenwärtigen Gesellschaft geworden ist. Zweitens wird angenommen, dass soziale Exklusion nicht eindeutig in klassischen sozialstrukturellen Kategorien zu verorten ist, sondern in breite Teile der Gesellschaft diffundiert ist. Drittens wird sozioökonomischer Prekarisierung und sozialer Isolation eine zentrale Rolle für die Entstehung eines subjektiven Exklusionsempfindens zugesprochen. Hier wird allerdings, viertens, vermutet, dass dieses vermittelt über die subjektive Wahrnehmung der objektiven Lage auf das Exklusionsempfinden wirkt. Wir prüfen diese Thesen des Konzepts auf der Basis von Umfragedaten, wobei wir das Exklusionsempfinden als abhängige Variable verwenden. Dabei wird deutlich, dass erstens soziale Exklusion nicht in weite Teile der Gesellschaft diffundiert ist und damit keineswegs als Hauptspannungslinie der Gesellschaft betrachtet werden kann, zweitens sich ein erhöhtes Exklusionsempfinden in unterschiedlichen, aber klar benennbaren sozialen Gruppen feststellen lässt. Darüber hinaus zeigen unsere Analysen, dass das subjektive Exklusionsempfinden sowohl in sozialer Isolation als auch in sozioökonomischer Prekarisierung begründet ist, allerdings deutlich vermittelt über deren subjektive Wahrnehmung.

Author(s):  
Joachim Rosenkranz ◽  
Annette Kämmerer ◽  
Martina Wittkamp ◽  
André Rupp ◽  
Franz Resch

Zusammenfassung. Die Studie untersucht, in welchem Ausmaß Körperscham im Empfinden von heutigen Jugendlichen eine Rolle spielt. Dabei wurde folgenden Fragen nachgegangen: 1. In welchem Ausmaß sind Reaktionen der Körperscham im Alltag von Jugendlichen heute anzutreffen? 2. Lösen bestimmte Körperschambereiche, nämlich “Nacktheit”, “Sexualität” und “Attraktivität” (des eigenen Körpers) unterschiedlich starke Körperschamgefühle aus? 3. Werden durch anwesende Beobachter stärkere Schamgefühle ausgelöst als durch nur gedanklich vorgestellte? 4. Wird die Intensität des Sich-Schämens durch negative Bewertungen anderer Personen gesteigert? 5. Lassen sich Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen feststellen? Die Stichprobe umfaßte 60 Jugendliche (28 w, 32 m) zwischen 14 und 16 Jahren, die zum größten Teil eine Haupt- oder Realschule besuchten. Die Datenerhebung erfolgte mit einem von den Autorinnen und Autoren entwickelten Szenarieninventar, das unterschiedliche Intensitäten von Körperscham erfaßt. Die Ergebnisse zeigen, daß sich die Jugendlichen eher geschämt als nicht geschämt haben. War der Körperschambereich “Nacktheit” betroffen, wurden stärkere Schamreaktionen berichtet als in Situationen mit sexuell gefärbtem Inhalt. Negative Bewertungen führten ebenfalls zu intensiveren Schamreaktionen. Keinen Einfluß auf die Intensität des Sich-Schämens hatten die Anwesenheit eines Beobachters und das Geschlecht der Jugendlichen.


2020 ◽  
Vol 25 (07/08) ◽  
pp. 46-47
Author(s):  
Florian Kaiser ◽  
Andreas Schmid ◽  
Jörg Schlüchtermann

Ökonomen haben die Finanzen im Blick, Mediziner das Wohl ihrer Patienten – so lautet eine weitverbreitete Sichtweise. Doch wer ist besser geeignet, Krankenhäuser zu leiten? Eine empirische Untersuchung aus Deutschland liefert neue Erkenntnisse und zeigt, dass diese pauschalierte Sichtweise in der Praxis nur bedingt nachgezeichnet werden kann.


2005 ◽  
Vol 67 (07) ◽  
Author(s):  
G Clausen ◽  
M Borchelt ◽  
C Janßen ◽  
S Loos ◽  
L Mull ◽  
...  

Author(s):  
Jan Steffens
Keyword(s):  

Intersubjektive Begegnung ist die Keimzelle für soziale Sinnbildung in Kultur und Gesellschaft. In der Moderne entwickelt sich jedoch ein Bruch dieser emotionalen Koppelung zwischen Menschen – durch soziale Exklusion, Diskriminierung und Verdinglichung. Anhand eines inter- und transdisziplinären Vorgehens, in dessen Mittelpunkt eine Theorie der Emotionen steht, untersucht Steffens Formen sozialer Exklusion als Bruch im Zwischenmenschlichen und fragt, wie ein Wandel intersubjektiver Begegnungsformen möglich ist. Er fordert eine neue Kultur des »In-Beziehung-Tretens« mit dem Ziel einer gesellschaftlichen Transformation in Richtung sozialer Gerechtigkeit. Dazu vereint er in dem Konzept der Grenze zahlreiche wissenschaftliche Diskurse, die sich mit zwischenmenschlichen Interaktionen und ihren Auswirkungen auf Psyche und Kultur beschäftigen.


2015 ◽  
Vol 62 (1) ◽  
pp. 012-024 ◽  
Author(s):  
Benedikt Blahous ◽  
Juan Gorraiz ◽  
Christian Gumpenberger ◽  
Oliver Lehne ◽  
Bettina Stein ◽  
...  

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