Fixing Up Waco, Texas: Populäre Religion, das Sentimentale und die Refiguration von Räumen
ZusammenfassungDer Text untersucht aktuelle religiöse Transformationsprozesse in der texanischen Stadt Waco als räumlich-kommunikative Refiguration. Ausgangspunkt ist der durchschlagende TV-Erfolg der Hausrenovierungsshow Fixer Upper, die in Waco spielt, in bislang fünf Staffeln bis zu 75 Millionen Zuschauer:innen fand und vor Ort einen Tourismusboom auslöste, der zu einem erstaunlichen Imagewandel der Stadt beitrug. Auf der Grundlage ethnographischer Beobachtungen und Interviewdaten sowie einer umfassenden Dokumentenanalyse rekonstruiert der Text schrittweise eine neue popkulturell-touristische Kommunikationsform des Religiösen, die unterschiedliche Formate annehmen kann – von der TV Show bis zur Stadtführung. Geprägt ist diese Kommunikationsform erstens durch ein evangelikales Erneuerungsnarrativ, zweitens durch die rituelle Herstellung und das materielle Wirklichwerden einer sentimentalen Neuordnung von Räumen und drittens durch die Ästhetisierung der evangelikalen Missionierungskommunikation. Sie setzt einen Wandlungsprozess in Gang, bei dem sich Raum und Religion wechselseitig bedingen: Einerseits wird der Raum zum zentralen Medium der religiösen Kommunikation, andererseits fungiert die Religion als identitätsstiftender Bezugspunkt spätmoderner Raumkonstruktionen. Die Analyse macht schließlich deutlich, dass sich im Raum ein Ringen um Aufmerksamkeit und Macht entfaltet, das sich als Resultat einer Spannung zwischen Bahnenraum und Ort und damit als Refiguration von Räumen deuten lässt.