Bibliotherapie als Behandlungs- möglichkeit bei Kindern mit externalen Verhaltensstörungen
Zusammenfassung: Fragestellung: Expansives Problemverhalten zählt zu den häufigsten und stabilsten Verhaltensauffälligkeiten im Kindes- und Jugendalter. Praktikable Alternativen zu teuren und nicht in ausreichendem Maße verfügbaren Behandlungen werden zunehmend notwendig. Ziel der vorliegenden Pilotstudie war es, Bibliotherapie in Form eines manualgestützten Selbsthilfeprogramms unter minimalen Kontaktbedingungen bei Eltern von Kindern mit expansivem Problemverhalten zu erproben. Methodik: Insgesamt wurden 21 Kinder im Alter von 6 bis 15 Jahren mit der Diagnose einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) und/oder einer Störung mit oppositionellem Trotzverhalten aus einer klinischen Inanspruchnahmepopulation rekrutiert. Die Bibliotherapie erstreckte sich über einen Zeitraum von 10 Wochen und beinhaltete neben einem Erstgespräch, einer Eingangs- und Abschlussdiagnostik, die schrittweise Durcharbeitung des Elternbuches «Wackelpeter und Trotzkopf». Begleitend fanden mit den Eltern wöchentlich kurze Telefonkontakte (ca. 20 Min.) statt. Ergebnisse: Das expansive Verhalten der Kinder nahm signifikant ab. Das Erziehungsverhalten der Eltern konnte gestärkt werden. Die Zufriedenheit mit dem Programm war hoch. Das Angebot einer anschließenden intensiven Therapie nahmen weniger als 20% in Anspruch. Schlussfolgerungen: Die Bibliotherapie könnte eine praktikable und effektive Behandlungsalternative für Kinder mit Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen und/oder oppositionellen Verhaltensstörungen sein - zumindest für Familien mit entsprechenden Ressourcen, die für die Durchführung von Bibliotherapie notwendig sind. Die Ergebnisse sind in Replikationen auch mittels randomisierter Kontrollgruppenstudien zu prüfen.