Eine Leberzirrhose ist, unabhängig von ihrer Ätiologie, eine Präkanzerose. Mit einer jährlichen Frequenz von 1–6% entwickelt sich bei diesen Patienten ein HCC. Ein solches in einem behandelbaren Stadium, also möglichst frühzeitig zu entdecken, ist das Ziel von Überwachungsprogrammen. Nur kontrollierte Untersuchungen sind in der Lage, den Nutzen solcher Programme zu objektivieren. Derartige prospektive kontrollierte Untersuchungen (Überwachung vs. Nichtüberwachung) fehlen bisher weitgehend. Somit ist bis heute nicht klar, ob die Mortalität bei Patienten mit Leberzirrhose aufgrund eines sich entwickelnden HCC's im Rahmen eines standardisierten Nachsorgeprogrammes tatsächlich reduziert werden kann. Allerdings zeigen die bisherigen Studien übereinstimmend, dass Überwachungsstrategien in der Lage sind, Tumoren zu diagnostizieren, die relativ klein, häufig unifokal und damit potentiell behandelbar sind. Übereinstimmend kann auch festgestellt werden, dass die Ätiologie der Erkrankung (Hepatitis B, Hepatitis C, hereditäre Hämochromatose), die Aktivität der Leberzirrhose (hohe Transaminasen), die Leberhistologie, die eine Dysplasie oder atypische Regeneratknoten aufweist, das Child-Stadium und die AFP-Konzentration zu Beginn der Nachsorge eine zufriedenstellende Risikoklassifikation bereits heute zulassen. Bis zum Vorliegen verbindlicher Resultate aus prospektiven Untersuchungen sollten Patienten dieser Risikogruppen durch halbjährliche Bestimmung der AFP-Konzentration im Serum und durch eine Lebersonographie überwacht werden.