Zusammenfassung
Hintergrund Durch den Verlust der natürlichen Hautbarrierefunktion und
folglich reduzierter Immunkompetenz infolge eines Plasmaverlustes sowie
zahlreichen intensivmedizinischen Interventionen sind Verbrennungspatienten
besonders gefährdet für Infektionen.
Studiendesign Systematische Übersichtsarbeit
Methoden In einer systematischen Übersicht der deutsch- und
englischsprachigen Literatur zwischen 1990 und 2018 werden epidemiologische und
diagnostische Aspekte sowie der therapeutische Einsatz von Antibiotika bei
Infektionen von Verbrennungspatienten in klinischen Studien analysiert.
Ergebnisse Insgesamt erfüllten 53 randomisiert kontrollierte klinische
Studien die Auswahlkriterien. Untersucht wurden verschiedene
Arten/Applikationsformen der antibiotischen Prophylaxe bei Verbrennungswunden:
Topisch, systemisch (generell), systemisch (perioperativ), nicht absorbierbare
Antibiotika (= selektive Darmdekontamination), lokal (inhaliert) und jegliche
Applikationsformen versus Kontrolle. Die frühe „Postburn-Prophylaxe“ wurde bei
Patienten mit geringgradiger Verbrennung (sechs Studien) und Patienten mit
schwerer Verbrennung (sieben Studien) untersucht. Die antimikrobielle Prophylaxe
zeigte keine präventive Wirksamkeit des toxischen Schocksyndroms bei
geringgradigen Verbrennungen, ist aber bei Patienten mit schweren Verbrennungen
und der Notwendigkeit einer mechanischen Beatmung nützlich. Die perioperative
Prophylaxe (= Metaphylaxe) wurde in zehn Studien untersucht.
Schlussfolgerung Der Nutzen für eine längerfristige systemische
antibiotische Prophylaxe bei der Mehrheit von Verbrennungspatienten ist nicht
evident. Leichte Infektionen in stabilem klinischen Zustand sind engmaschig zu
beobachten, während bei schwerer Infektion die internationalen Sepsis-Leitlinien
und das Tarragona-Prinzip empfohlen werden.