Zusammenfassung
Ziel der Studie Wegen starker Veränderungen in den letzten Jahren
wurden die illegalen Drogenexpositionsfälle der letzten 10 Jahre im
Einzugsbereich des Giftnotrufs Erfurt untersucht.
Methodik Retrospektive Analyse oben erwähnter Fälle von
2011 bis 2020 nach Drogenklassen, Symptomschwere, Altersgruppen und
Geschlecht.
Ergebnisse Illegale Drogenmissbrauchsfälle (4963, 2,8%
aller Expositionsfälle) stiegen kontinuierlich von 316 in 2011 auf 614
in 2015 an. Anschließend verringerte sich ihre Fallzahl auf 514 in 2017,
um auf 578 Fälle in 2019 erneut anzusteigen. Im Jahr 2020 gab es einen
leichten Rückgang auf 549 Fälle. Das Fallzahlverhältnis
des Misch- zu Einzelsubstanzkonsums erhöhte sich von 1,0 in 2011 auf 1,7
in 2020. Die Psychostimulantienexpositionsfälle verdoppelten sich von
2011 (168) bis 2020 (319). Expositionsfälle mit Neuen Psychoaktiven
Stoffen (NPS) nahmen von 21 in 2011 auf 126 in 2015 zu und sanken auf 16 in 2020
ab. 320 Drogenexpostionsfälle (6,5%) verliefen schwer, 1902
Fälle (38,3%) mittelschwer und 2139 Fälle
(43,1%) asymptomatisch oder leicht. Hauptsächlich betroffene
Altersgruppen waren Erwachsene mittleren (72,7%) und unbekannten Alters
(12,7%) sowie Jugendliche (12,1%). Männer
(69,9%) waren häufiger als Frauen (26,9%)
involviert.
Schlussfolgerung Die Drogenexpositionsfälle im Einzugsbereich des
Giftnotrufs Erfurt erhöhten sich diskontinuierlich von 2011 bis 2020
durch Anstieg des Mischkonsums. Der zwischenzeitliche Rückgang in den
Jahren 2016 und 2017 wurde durch die Abnahme der NPS-Fälle verursacht.
Daten zu Drogenexpositionsfällen von Giftnotrufzentralen könnten
offizielle Drogenberichte hinsichtlich klinisch-toxikologischer Aspekte
ergänzen.