Mehr Muskulatur – gesündere Knochen?
ZusammenfassungAufgrund einer steigenden Anzahl von Osteo porose-Erkrankungen gilt es, präventive Ansätze zu finden, um das Risiko spontaner Frakturen im höheren Lebensalter zu reduzieren. Lange wurde postuliert, dass Frakturen aufgrund einer reduzierten Knochenmasse entstehen. Das Konzept der “Peak Bone Mass” beruht auf der Hypothese, dass eine Anhäufung von Knochenmasse in der Adoleszenz die Frakturrate im Alter senken könne. Die Knochenmasse beschreibt jedoch nur, wie viel Knochenmasse absolut ein Individuum besitzt, nicht jedoch, ob die Knochen die erforderliche Festigkeit aufweisen. Die Knochenmasse ist vielmehr eine Funktion aus Körperlänge und muskulärer Beanspruchung, weniger jedoch des Alters. Die Knochenfestigkeit wird dabei durch verschiedene Einflussfaktoren geregelt, wie das Osteozytennetzwerk “Mechanostat”, das die aktuelle Beanspruchung misst und Adaptationsvorgänge einleitet, aber auch durch Hormone, Ernährung und Medikamente. Von der Beschreibung der reinen Knochenmasse aus ist, basierend auf diesen regulierenden Faktoren und Erkenntnissen über die Interaktion der aufgeführten Faktoren, das Konzept der funktionellen Muskel-Knochen-Einheit entstanden, welches beschreibt, dass die Entwicklung und der Erhalt der knöchernen Stabilität mit ihrer Festigkeit von der Muskulatur abhängig ist. In der Schlussfolgerung muss bei auftretenden Frakturen sowohl in der adulten Medizin als auch in der Pädiatrie zur Beurteilung des Skelettsystems die Muskulatur mit einbezogen werden, um eine Aussage darüber treffen zu können, ob es sich um eine primäre oder sekundäre Knochenerkrankung handelt.