Kosten-Effektivitäts-Analyse: Radioiod oder thyreostatische Medikation bei der Primärbehandlung der Immunhyperthyreose
Zusammenfassung Ziel: Die Erstmanifestation einer Immunhyperthyreose wird in Europa überwiegend thyreostatisch, in den USA mehrheitlich mit Radioiod definitiv behandelt. Diese beiden Alternativen wurden auf dem Hintergrund neuer nationaler Entlassungsrichtwerte nach einer Radioiodtherapie (RITh) verglichen. Methode: Aus Sicht der Gesellschaft entscheiden einerseits die langfristigen Rezidivraten, andererseits die Menge medizinischer Leistungen, der Versicherungsstatus und der Produktivitätsausfall des Patienten (Fehlzeiten, Einkommen) sowie die zeitliche Verteilung der Kosten (Diskontierung) über die Kosten-Effektivität. Lebenszeitbezogen wurden die medizinischen Leistungen auf 30 Patientenjahre hochgerechnet. Die Kosten der RITh basierten auf 300 Patienten, deren Entlassung bei 250 MBq lod-131-Restaktivität angenommen wurde. Ergebnis: Kosteneffektivität der konservativen Behandlung war bei einer Rezidivrate von 50% oder günstiger, bei einem Leistungsumfang gemäß den Empfehlungen der Fachgesellschaften und bei einem Zeiteinsatz des Patienten für eine ambulante Untersuchung von einem Viertel seines Arbeitstages oder kürzer zu erwarten. Sofern diese Annahmen nicht vorlagen, wurde die primäre RITh in 1593 von 1944 durchgeführten Modellrechnungen zur kosteneffektiven Entscheidung. Konservative Therapieversuche der Rezidivhyperthyreose besaßen eine stark kostenhebende Wirkung. Schlußfolgerung: Für die Patienten mit erhöhter Rezidivwahrscheinlichkeit im Falle der konservativen Behandlung (Struma, jüngeres Lebensalter, persistierend erhöhte TSH-Rezeptor-Antikörper beziehungsweise erhöhter Technetium-Uptake) bedeutet die primäre RITH eine kosteneffektive Entscheidung.