Zusammenfassung. Die vielseitigen Wechselwirkungen des Darmmikrobioms mit dem Stoffwechsel, dem Immunsystem und dem Gehirn des Wirtes werden zunehmend zu einem relevanten Forschungsschwerpunkt. Studien legen einen Zusammenhang zwischen einem veränderten Darmmikrobiom und sowohl somatischen Erkrankungen wie Colitis ulcerosa, Morbus Crohn und Diabetes als auch psychischen Erkrankungen wie Ängsten und Depression nahe. Auch Patient_innen mit Anorexia nervosa (AN) zeigen deutliche Veränderungen des Darmmikrobioms. Diese Veränderungen scheinen unter anderem mit einer abweichenden Energieaufnahme aus der Nahrung, immunologischen und entzündlichen Prozessen, genetischer Prädisposition, hormonellen Veränderungen und einer möglicherweise erhöhten Darmpermeabilität assoziiert zu sein. Transplantation von Stuhl von Patient_innen mit AN in Ratten führte zu einer Appetitminderung und Gewichtsreduktion sowie ängstlichem und zwanghaftem Verhalten. In dieser Übersichtsarbeit fassen wir mögliche Mechanismen der Interaktion zwischen dem Darmmikrobiom und dem Wirt zusammen und stellen erste Befunde zum Mikrobiom bei AN vor. Forschung zu Ernährungsinterventionen zum Beispiel mit Prä- und Probiotika oder Nahrungssupplementen wie Omega-3 Fettsäuren, die darauf abzielen, das Darmmikrobiom positiv zu beeinflussen, könnte zu zusätzlichen Behandlungsmöglichkeiten in der Therapie von Patient_innen mit AN führen.