Hintergrund: Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind chronische, häufig schubweise verlaufende entzündliche Darmerkrankungen. Da die Ätiologie nach wie vor unklar ist, besteht das wesentliche Behandlungskonzept in einer unspezifischen Hemmung der Entzündung, die oft mit weitreichenden Nebenwirkungen assoziiert ist. Daher wurden unterschiedliche Therapieverfahren, unter anderem spezielle Diäten zur Therapie dieser Erkrankungen evaluiert. Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Darstellung der Resultate von randomisierten Studien und Meta-Analysen dieser Studien zur Diättherapie chronisch entzündlicher Darmerkrankungen. Methodik: Medline und Cochrane Library wurden nach Meta-Analysen und randomisierten Studien zu dieser Fragestellung durchsucht. Zusätzlich wurden die Referenzlisten der identifizierten Arbeiten und Lehrbücher nach Hinweisen auf weitere Studien durchsucht. Ergebnisse: Zur Diättherapie des Morbus Crohn wurden vier Meta-Analysen gefunden, die die Behandlung mit Elementar-, Oligopeptid- oder Polymerdiäten untereinander bzw. mit Kortikosteroidtherapie vergleichen. Es zeigt sich in allen Arbeiten übereinstimmend ein Vorteil der Kortikosteroidtherapie. Ein Vorteil einer der untersuchten Diäten gegenüber einer anderen konnte nicht belegt werden. Die Studien zur Diättherapie der Colitis ulcerosa wurden bisher nicht meta-analytisch zusammengefasst. Es wurden elf randomisierte Studien zur diätetischen Behandlung der Colitis ulcerosa identifiziert, die neben der Nahrungsergänzung mit Omega-3-Fettsäuren (6 Studien), Elementardiät (2), ballaststoffreiche Nahrungsergänzung (1), Eliminationsdiät (1) und Nahrungsergänzung mit dem Fettersatz Olestra (1) untersuchen. Die Studien waren insgesamt zu klein, um eine abschliessende Beurteilung dieser Interventionen zu ermöglichen. Abgesehen von der Eliminationsdiät konnte für keine der untersuchten Therapien ein signifikanter klinisch relevanter Therapieeffekt belegt werden. Aber auch diese Studie untersuchte nur 18 Patienten und das Ergebnis sollte in weiteren klinischen Studien überprüft werden. Schlussfolgerungen: Die diätetische Behandlung des Morbus Crohn ist weniger effektiv als eine Kortikosteroidtherapie. Allerdings ist ein Behandlungsversuch mit alleiniger Diät in speziellen Situationen gerechtfertigt (z.B. massive Nebenwirkungen o. ä.). Eine Überlegenheit einer der untersuchten Diäten konnte nicht gezeigt werden. Die Zusammenfassung der randomisierten Studien im Rahmen von Meta-Analysen bringt im Vergleich zu den Einzelstudien eine klarere und schneller zu erfassende Darstellung des Effektes dieser Therapie. Die elf zur Diättherapie der Colitis ulcerosa publizierten randomisierten Studien zeigen nur für die Eliminationsdiät einen positiven Therapieeffekt. Die anderen untersuchten Interventionen hatten keinen signifikanten Effekt auf den Krankheitsverlauf, allerdings sind die Studien zu klein, um einen solchen Effekt auszuschliessen. Auch hier wäre eine meta-analytische Zusammenfassung der Studien zur übersichtlicheren Darstellung wünschenswert.