Das Darmmikrobiom und seine klinischen Implikationen im Kontext der Anorexia nervosa

Author(s):  
Stefanie Trinh ◽  
Lara Keller ◽  
Jochen Seitz

Zusammenfassung. Die vielseitigen Wechselwirkungen des Darmmikrobioms mit dem Stoffwechsel, dem Immunsystem und dem Gehirn des Wirtes werden zunehmend zu einem relevanten Forschungsschwerpunkt. Studien legen einen Zusammenhang zwischen einem veränderten Darmmikrobiom und sowohl somatischen Erkrankungen wie Colitis ulcerosa, Morbus Crohn und Diabetes als auch psychischen Erkrankungen wie Ängsten und Depression nahe. Auch Patient_innen mit Anorexia nervosa (AN) zeigen deutliche Veränderungen des Darmmikrobioms. Diese Veränderungen scheinen unter anderem mit einer abweichenden Energieaufnahme aus der Nahrung, immunologischen und entzündlichen Prozessen, genetischer Prädisposition, hormonellen Veränderungen und einer möglicherweise erhöhten Darmpermeabilität assoziiert zu sein. Transplantation von Stuhl von Patient_innen mit AN in Ratten führte zu einer Appetitminderung und Gewichtsreduktion sowie ängstlichem und zwanghaftem Verhalten. In dieser Übersichtsarbeit fassen wir mögliche Mechanismen der Interaktion zwischen dem Darmmikrobiom und dem Wirt zusammen und stellen erste Befunde zum Mikrobiom bei AN vor. Forschung zu Ernährungsinterventionen zum Beispiel mit Prä- und Probiotika oder Nahrungssupplementen wie Omega-3 Fettsäuren, die darauf abzielen, das Darmmikrobiom positiv zu beeinflussen, könnte zu zusätzlichen Behandlungsmöglichkeiten in der Therapie von Patient_innen mit AN führen.

Praxis ◽  
2002 ◽  
Vol 91 (47) ◽  
pp. 2041-2049 ◽  
Author(s):  
Galandi ◽  
Allgaier

Hintergrund: Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind chronische, häufig schubweise verlaufende entzündliche Darmerkrankungen. Da die Ätiologie nach wie vor unklar ist, besteht das wesentliche Behandlungskonzept in einer unspezifischen Hemmung der Entzündung, die oft mit weitreichenden Nebenwirkungen assoziiert ist. Daher wurden unterschiedliche Therapieverfahren, unter anderem spezielle Diäten zur Therapie dieser Erkrankungen evaluiert. Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Darstellung der Resultate von randomisierten Studien und Meta-Analysen dieser Studien zur Diättherapie chronisch entzündlicher Darmerkrankungen. Methodik: Medline und Cochrane Library wurden nach Meta-Analysen und randomisierten Studien zu dieser Fragestellung durchsucht. Zusätzlich wurden die Referenzlisten der identifizierten Arbeiten und Lehrbücher nach Hinweisen auf weitere Studien durchsucht. Ergebnisse: Zur Diättherapie des Morbus Crohn wurden vier Meta-Analysen gefunden, die die Behandlung mit Elementar-, Oligopeptid- oder Polymerdiäten untereinander bzw. mit Kortikosteroidtherapie vergleichen. Es zeigt sich in allen Arbeiten übereinstimmend ein Vorteil der Kortikosteroidtherapie. Ein Vorteil einer der untersuchten Diäten gegenüber einer anderen konnte nicht belegt werden. Die Studien zur Diättherapie der Colitis ulcerosa wurden bisher nicht meta-analytisch zusammengefasst. Es wurden elf randomisierte Studien zur diätetischen Behandlung der Colitis ulcerosa identifiziert, die neben der Nahrungsergänzung mit Omega-3-Fettsäuren (6 Studien), Elementardiät (2), ballaststoffreiche Nahrungsergänzung (1), Eliminationsdiät (1) und Nahrungsergänzung mit dem Fettersatz Olestra (1) untersuchen. Die Studien waren insgesamt zu klein, um eine abschliessende Beurteilung dieser Interventionen zu ermöglichen. Abgesehen von der Eliminationsdiät konnte für keine der untersuchten Therapien ein signifikanter klinisch relevanter Therapieeffekt belegt werden. Aber auch diese Studie untersuchte nur 18 Patienten und das Ergebnis sollte in weiteren klinischen Studien überprüft werden. Schlussfolgerungen: Die diätetische Behandlung des Morbus Crohn ist weniger effektiv als eine Kortikosteroidtherapie. Allerdings ist ein Behandlungsversuch mit alleiniger Diät in speziellen Situationen gerechtfertigt (z.B. massive Nebenwirkungen o. ä.). Eine Überlegenheit einer der untersuchten Diäten konnte nicht gezeigt werden. Die Zusammenfassung der randomisierten Studien im Rahmen von Meta-Analysen bringt im Vergleich zu den Einzelstudien eine klarere und schneller zu erfassende Darstellung des Effektes dieser Therapie. Die elf zur Diättherapie der Colitis ulcerosa publizierten randomisierten Studien zeigen nur für die Eliminationsdiät einen positiven Therapieeffekt. Die anderen untersuchten Interventionen hatten keinen signifikanten Effekt auf den Krankheitsverlauf, allerdings sind die Studien zu klein, um einen solchen Effekt auszuschliessen. Auch hier wäre eine meta-analytische Zusammenfassung der Studien zur übersichtlicheren Darstellung wünschenswert.


2018 ◽  
Vol 75 (5) ◽  
pp. 302-314
Author(s):  
Seraina Faes ◽  
Dieter Hahnloser

Zusammenfassung. Die Chirurgie ist ein wichtiges Standbein bei der Behandlung der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Trotz Fortschritte der medikamentösen anti-inflammatorischen Therapie benötigen zwei Drittel der Patienten mit Morbus Crohn eine Operation während ihres Lebens. Operationsindikationen sind ein therapie-refraktärer Krankheitsverlauf oder das Auftreten von Komplikationen wie Perforation, Stenose und Abszesse. Bei der Colitis ulcerosa sind es etwa ein Drittel der Patienten, welche eine Operation benötigen werden. Hier sind die Operationsindikationen einerseits die therapie-refraktäre oder komplizierte Kolitis, andererseits die Karzinomentwicklung. Die Wahl des Zeitpunktes der chirurgischen Intervention ist oft schwierig zu bestimmen, kontrovers diskutiert und benötigen eine gute interdisziplinäre Zusammenarbeit. Die Rezidivrate des intestinalen Morbus Crohn ist hoch, und Rezidive können einerseits im neoterminalen Ileum, andererseits an anderen Darmabschnitten im Sinne der panenterischen Erkrankung auftreten. Dies im Gegensatz zur Colitis ulcerosa, bei welcher die totale Proktokolektomie sowohl in Bezug auf die inflammatorische als auch die karzinomatöse Komponente kurativ sein kann. Im folgenden Kapitel gehen wir auf die aktuelle chirurgische Behandlung des Morbus Crohn und der Colitis ulcerosa mit Augenmerk auf neue Behandlungsaspekte und die aktuelle wissenschaftliche Datenlage ein.


2018 ◽  
Vol 75 (5) ◽  
pp. 261-270
Author(s):  
Jan Hendrik Niess ◽  
Tanay Kaymak ◽  
Petr Hruz

Zusammenfassung. Colitis ulcerosa und Morbus Crohn sind chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) mit einer komplexen Pathophysiologie. Eine Kombination von genetischen Faktoren und Umweltfaktoren beeinflussen die normale Interaktion zwischen dem mukosalen Immunsystem und der intestinalen Mikrobiota des Wirts. Bei beiden Erkrankungen spielt eine gestörte Mukosabarriere in genetisch prädisponierten Individuen und eine überschiessende Aktivierung des mukosalen Immunsystems auf im gastrointestinalen Trakt vorhandene Antigene, mikrobielle oder diätetische Produkte eine wichtige Rolle. Die zunehmende Prävalenz dieser Erkrankungen in industrialisierten Ländern lässt vermuten, dass neben genetischen Suszeptibiliätsfaktoren auch andere (Umwelt)Faktoren an der Krankheitsentstehung beteiligt sein müssen. Beim Konzept des Exposoms wird die Exposition gegenüber allen Umweltfaktoren, welchen man übers gesamte Leben ausgesetzt ist, erfasst. Die Kenntnisse sind in diesem Bereich zwar noch sehr limitiert, doch einige Umweltfaktoren konnten mit der Entstehung von CED oder der Auslösung eines Krankheitsschubes assoziiert werden.


2011 ◽  
Vol 49 (08) ◽  
Author(s):  
TM Nowacki ◽  
D Bettenworth ◽  
M Ross ◽  
F Lenze ◽  
M Floer ◽  
...  

2015 ◽  
Vol 53 (08) ◽  
Author(s):  
A Link ◽  
K Schönauen ◽  
N Le ◽  
U von Arnim ◽  
C Schulz ◽  
...  

2005 ◽  
Vol 43 (05) ◽  
Author(s):  
JM Otte ◽  
M Spiecker ◽  
P Jagiello ◽  
S Brand ◽  
P Felderbauer ◽  
...  

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