ZusammenfassungEine Geräuschwahrnehmung ohne externen akustischen Stimulus wird als Tinnitus bezeichnet. Besonders durch Begleiterkrankungen des affektiven Spektrums kann chronischer Tinnitus zur Reduktion der Lebensqualität führen. Es existiert derzeit kein “Königsweg” bei der Behandlung von Tinnitus, jedoch sollte dies keinen Anlass zur Hilflosigkeit auf Seiten des Therapeuten darstellen. Vielmehr sind allgemeine therapeutische Optionen verfügbar, welche sich mit geringem Aufwand in die tägliche Praxis integrieren lassen. Behandlungsansätze erstrecken sich vom beratenden therapeutischen Gespräch über kognitive Verhaltenstherapie, Neurofeedback-Methoden und neuromodulatorischen Techniken bis hin zur pharmakologischen Behandlung, die besonders bei tinnitusassoziierten Symptomen wie Schlafund Konzentrationsstörungen indiziert sein kann. Aufgrund der zunehmenden Evidenz für die Beteiligung zentralnervöser Strukturen an der Pathogenese von chronischem Tinnitus sowie der hohen Komorbidität mit genuin psychiatrischen Krankheitsbildern, wie Depression und Angsterkrankungen, bestehen gute Gründe für Nervenärzte, sich eingehender mit Tinnitus zu beschäftigen.