Zusammenfassung
Ziel der Studie Durch den Masterplan Medizinstudium 2020 und die Entwicklung des Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalogs Medizin (NKLM) wurden bedeutsame Veränderungen in der universitären Medizin angestoßen. Ziel der Studie war eine systematische Erfassung des Standes und der Perspektiven der Fächer Medizinische Psychologie und Soziologie an den medizinischen Fakultäten in Deutschland.
Methodik Es wurde eine online-Befragung zu 5 Themenbereichen (Struktur, Lehre, Forschung, Versorgung, Perspektiven) durchgeführt, die sich an die insgesamt 46 Abteilungen und Institute für Medizinische Psychologie bzw. Soziologie richtete.
Ergebnisse 40 der angeschriebenen 46 Einrichtungen haben den online-Fragebogen aufgerufen, 35 vollständig beantwortet (Rücklauf: 76,1%). 77% der Einrichtungen sind eigenständig. Im Median beschäftigten die Einrichtungen 15 Mitarbeiter (Range: 1–149). 9 Universitäten haben einen Modellstudiengang etabliert. Mehr als die Hälfte der Einrichtungen setzen Simulationspatienten ein und bilden diese aus. Als vorrangige Forschungsschwerpunkte werden die klinische Forschung, die Versorgungsforschung, die Neurowissenschaften sowie klassische medizinpsychologische oder -soziologische Forschungsthemen benannt. Die Einrichtungen erhalten primär öffentliche Fördergelder und veröffentlichen jährlich im Schnitt 19 Publikationen (80% international, Median). Die Publikationsmöglichkeiten werden von 54% der Einrichtungen als „zufriedenstellend“ (2003: 44%) und 29% als „sehr zufriedenstellend“ (2003: 21%) bewertetet. 9 von 27 medizinpsychologischen Instituten geben eine klinische Versorgungsverpflichtung für Patienten und Angehörige mit psychischen oder chronischen körperlichen Erkrankungen an. Knapp die Hälfte der Einrichtungen erwartet durch den Masterplan 2020 eine weitere Profilierung der Fächer.
Diskussion Es hat seit 2003 einen relevanten Zuwachs beim wissenschaftlichen Personal, den eingeworbenen Drittmitteln und Publikationen gegeben. Die Standorte zeigen eine sehr stark ausgeprägte Heterogenität bzgl. der Größe und Ausstattung, was zu Ungerechtigkeiten im Hinblick auf Lehre und Forschung sowie klinische Angebote führt.
Schlussfolgerung Die Fächer Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie haben sich sehr heterogen bzgl. Eigenständigkeit, Größe, Ausstattung und Möglichkeiten an den verschiedenen Standorten in Deutschland weiterentwickelt. Daher ist es in der Zukunft sehr wichtig, dass die beiden Fächer den Dialog untereinander und auch zu anderen psychosozialen Fächern intensivieren, um die derzeitige Entwicklung bezüglich NKLM und Masterplan Medizinstudium 2020 konstruktiv zu beeinflussen. Dies erfordert einerseits einen Ausbau bei benachteiligten Standorten und eine Konsolidierung der bestehenden selbständigen Einrichtungen.