Zusammenfassung
Hintergrund Die Rheumatoide Arthritis (RA) ist eine chronisch
entzündliche systemische Auto-immunerkrankung mit destruierenden
Gelenkveränderungen und progredientem Verlauf. Daten zur
Prävalenz bei erwachsenen Patienten sind in Deutschland nur
eingeschränkt verfügbar.
Methodik Es wurden anonymisierte Diagnose- und Verordnungsdaten aus den
Jahren 2008–2013 auf Patientenebene für ca. 2,3 Mio. erwachsene
Versicherte (Gesamtdatensatz; Stand 2013) bzw. ca. 1,2 Mio. erwachsene
Versicherte (kleinerer Datensatz mit Zusatzinformationen wie Behandlung durch
einen Facharzt; Stand 2013) von 7 verschiedenen gesetzlichen
Krankenversicherungen ausgewertet. Die Diagnose RA wurde vergeben, wenn die
Kodierung M05 (seropositive chronische Polyarthritis) bzw. M06 (sonstige
chronische Polyarthritis) vorlag (Diagnosegruppe M0[5,6]) und innerhalb eines
Kalenderjahres entweder mindestens 2-mal ambulant (in 2 verschiedenen Quartalen)
oder mindestens einmal stationär gestellt wurde (entsprechend der
BVA-Kriterien werden also stationäre Diagnosen als verlässlicher
eingestuft). Die Daten wurden auf die GKV-Versicherten und
Gesamtbevölkerung in Deutschland für das Jahr 2013
hochgerechnet.
Ergebnisse Die Prävalenz der RA im Gesamtdatensatz lag bei
durchschnittlich 1,26% über alle Jahre hinweg
(2008–2013). Die Diagnose beruht dabei zu über 90% auf
dem Diagnoseschlüssel M06. Die Einstufung basiert in 88% der
Fälle ausschließlich auf ambulanten Diagnosen. Unter
Berücksichtigung einer Diagnosestellung durch einen Facharzt
(Facharztkriterium) auf Basis eines kleineren Datensatzes, der diese
Zusatzinformation enthält, zur Bestimmung einer
„sicheren“ RA-Diagnose, lag die mittlere RA-Rate für die
Jahre 2011–2013 bei etwa 0,99%. Bezogen auf die Diagnosegruppe
M0[5,6] im Gesamtdatensatz lag die Prävalenz der RA im Jahr 2013 bei
etwa 1,8% der Frauen, und bei etwa 0,8% der Männer. Nur
rund 40% der diagnostizierten Patienten wurden mit DMARDs behandelt.
Schlussfolgerungen Die aus dem größeren Datensatz
abgeleiteten Prävalenzschätzungen für RA entsprechen
denen früherer Erhebungen mit teilweise anderen methodischen
Ansätzen. Basierend auf der vorgelegten Analyse der Krankenkassendaten
beträgt die Prävalenz der diagnostizierten RA bei Erwachsenen in
Deutschland 1,26% und liegt damit innerhalb der Spanne von
0,81–1,62%, die der Literatur zu entnehmen ist. Dies entspricht
einer Zahl von rund 721 000 erwachsenen GKV-Versicherten. Die niedrige
Rate der DMARD-Verschreibungen kann auf eine Unterversorgung dieser Patienten
hindeuten.