ZusammenfassungIm Bereich der gynäkologischen Onkologie und Senologie gab es auch in diesem Jahr
zahlreiche Publikationen und Kongressbeiträge, die Änderungen oder Ergänzungen
zu bestehenden Therapiekonzepten mit sich bringen. Die personalisierte Medizin
rückt weiter in den Fokus des allgemeinen Interesses und es findet eine
Individualisierung der Therapieschemata statt, sodass Therapieentscheidungen
nicht nur auf Grundlagen etablierter Charakteristika wie Tumorgröße und
Nodalstatus basieren, sondern vielmehr molekularbiologische und genetische
Eigenschaften zur Entscheidungsfindung hinzugenommen werden.Dabei werden entsprechende neue Therapiekonzepte nicht nur für Patientinnen mit
vielfach vortherapierten, fortgeschrittenen und metastasierten Mammakarzinomen
entwickelt, sondern sind Inhalt neoadjuvanter und adjuvanter Therapiestudien.
Nach Jahren der Eskalation im Bereich der Therapieintensität und -dauer lässt
sich zunehmend ein neuer Trend beobachten – die Überprüfung von Therapieschemata
mit der Fragestellung, welche Patientinnen möglicherweise keinen Benefit
bezüglich des rezidivfreien und des Gesamtüberlebens durch die Behandlung haben
und bezüglich der Morbidität von einer Deeskalation einer Therapie
profitieren.Traditionell zeigen sich im Bereich der gynäkologischen Onkologie weniger
Neuerungen als im Bereich der Senologie. Im letzten Jahr hat sich jedoch auch
hier einiges getan. So befassten sich jüngst publizierte Studien bezüglich des
Ovarialkarzinoms nicht nur mit der Fragestellung, ob auch hier eine Deeskalation
der operativen Therapie möglich ist, z. B. durch eine Selektionierung der
Patientinnen nach Risikofaktoren und Verzicht auf eine Lymphonodektomie. Eine
Studie zur sekundären, operativen Tumorlastreduktion bei Ovarialkarzinomrezidiv
wurde ebenso publiziert wie eine Studie, die ein neoadjuvantes Therapiekonzept
mit sekundärer operativer Tumorlastreduktion untersucht hat. Im Bereich der
Systemtherapien kommen neben den selektiven PARP-Inhibitoren, die bereits beim
platinsensiblen Ovarialkarzinomrezidiv zugelassen sind (Olaparib, Niraparib),
weitere Studien zu späteren Therapielinien und zu Kombinationstherapien,
beispielsweise mit Therapien aus dem Bereich der Immunonkologie
(PD-L1-Antikörper).Beim Zervixkarzinom präsentieren neue Daten Möglichkeiten der Deeskalation des
operativen Vorgehens beim frühen Zervixkarzinom mittels der pelvinen
Sentinelnodebiopsie. Aktuell läuft eine weitere große internationale Studie, um
die Daten zu validieren (SENTICOL III-Studie). Im Bereich der Immunonkologie
wurden erste Daten zum Einsatz von PD-L1-Antikörpern beim fortgeschrittenen
Zervixkarzinom berichtet.Bei Patientinnen mit einem fortgeschrittenen Endometriumkarzinom steht die
Diskussion des Vorteiles einer postoperativen Radiatio versus einer
Radiochemotherapie im Fokus laufender Studien.