Zusammenfassung: Hauptziel des Beitrags ist es, zwei persönlichkeitspsychologische Grundpositionen, den Eigenschaftsansatz und den dynamisch-interaktionistischen Ansatz, aufeinander zu beziehen. Als Beispiel für die dominierende Eigenschaftsorientierung der deutschsprachigen Persönlichkeitspsychologie wird im ersten Abschnitt das Fünf-Faktoren Modell dargestellt und mit alternativen Ansätzen verglichen. Im zweiten Abschnitt wird die Position vertreten, daß Eigenschaftsmodelle mit der Konzeption des dynamischen Interaktionismus vereinbar sind. Dies wird am Beispiel der Selbstdarstellungsforschung, die sich auf Müller-Freienfels zurückführen läßt, veranschaulicht. Eigenschaften können nicht nur (1) als Prädiktoren von Selbstdarstellung, sondern auch (2) als Produkte von Selbstdarstellung aufgefaßt werden: Als Beispiel für den ersten Fall bietet sich die Persönlichkeitsdimension “Self-Monitoring” an. Außerdem wird “Persönlichkeitsdarstellung” als neuer Selbstdarstellungsstil eingeführt. Als Beispiele für Eigenschaften als Selbstdarstellungsprodukte dienen “situative Identitäten” sowie die “Big Five”, die als Stile der Selbstdarstellung interpretiert werden. Im dritten Abschnitt geht es um eine kritische Einschätzung des “Selbst als Beziehung” von Gergen . Seine Auffassung, daß grundlegende Annahmen von Eigenschaftsmodellen nicht länger gültig sind, konnte in einer explorativen Untersuchung nicht bestätigt werden. Um zu einer Lösung des Problems der Einheit in der Vielheit des Selbst beizutragen, wird schließlich das Sternsche Konzept einer zielbezogenen “unitas multiplex” vorgestellt.