Politische Wahrnehmung und Patientenbeteiligung als relevante Faktoren für die pharmazeutische Industrie

Author(s):  
Rüdiger Rein
1999 ◽  
Vol 56 (10) ◽  
pp. 602-607 ◽  
Author(s):  
Paulus

Zwischen 1958 und 1961 wurden rund 10000 Kinder mit schweren Gliedmaßendefekten geboren, deren Mütter das Schlafmittel Thalidomid eingenommen hatten. Seit dieser Katastrophe herrscht bei pharmazeutischer Industrie, Ärzten und Patientinnen berechtigte Vorsicht, häufig jedoch auch irrationale Panik im Hinblick auf den Einsatz von Arzneimitteln in der Schwangerschaft. Nach statistischen Erhebungen nehmen 15–50% aller Schwangeren Medikamente im ersten Schwangerschaftsdrittel ein, oft noch in Unkenntnis der Schwangerschaft, was angesichts der sensiblen Phase der Organogenese in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten besonders fatale Auswirkungen haben kann. Nach Thalidomid wurden weitere teratogene Arzneimittel wie Kumarin-Derivate (z.B. Warfarin), Vita-min A und seine Derivate (z.B. Isotretinoin), Folsäureantagonisten oder Antikonvulsiva wie Hydantoin oder Valproinsäure entdeckt. Eine Vielzahl anderer Wirkstoffe gilt als potentiell embryo-/fetotoxisch, wobei der Effekt dieser Pharmaka vor allem von Dosis und Expositionszeit abhängt. Bei zahlreichen Präparaten liegen Kasuistiken über Fehlbildungen vor, jedoch fehlen Studien mit statistischer Aussagekraft. Die pharmazeutische Industrie zieht sich auf eine juristisch sichere Position zurück, indem sie bei den meisten Präparaten in der Fachinformation unter der Rubrik «Schwangerschaft» «kontraindiziert» oder zumindest «strenge Indikationsstellung» vermerkt. Ein therapeutischer Nihilismus bei chronisch kranken Schwangeren kann jedoch z.B. im Falle von Epilepsie, Hypertonie oder Asthma bronchiale zu dramatischen Verschlechterungen der Grunderkrankung und damit zu einer erheblichen Gefährdung der fetalen Entwicklung führen. Andererseits werden durch unzureichende Aufklärung von Patientinnen und medizinischem Fachpersonal über die realen Risiken einer bereits erfolgten medikamentösen Therapie in der Frühgravidität zahlreiche Schwangerschaftsabbrüche ohne fundierte Indikation durchgeführt. Grundsätzlich sind altbewährte Präparate neuen Wirkstoffen vorzuziehen. Ist jedoch eine Exposition mit einem unzureichend erprobten Wirkstoff in Unkenntnis der Gravidität erfolgt, sollten ausgewiesene Beratungszentren für Reproduktionstoxikologie mit entsprechenden Datenregistern etabliert und konsultiert werden.


2011 ◽  
Vol 08 (03) ◽  
pp. 150-156
Author(s):  
A. Szegedi

ZusammenfassungDie Medikamentenentwicklung in der Psychiatrie hat kürzlich eine Paradigmenkrise durchlaufen, deren Ursache an verschiedenen allgemeinen Entwicklungen und spezifischen Faktoren im psychiatrischen Fachgebiet liegt. Unter die allgemeinen Entwicklungen fallen deutlich gestiegene Kosten bei der Medikamentenentwicklung und die zunehmende Komplexität bei der Durchführung klinischer Studien, wohingegen sich die Produktivität der Medikamentenentwicklung insgesamt nicht erhöht hat. Die Anforderungen an neue Medikamente der Zulassungsbehörden wie auch der Kostenträger im Gesundheitswesen haben sich generell erhöht. Diese Faktoren zwingen die pharmazeutische Industrie, ihre Ressourcen auf die erfolgversprechendsten Gebiete zu fokussieren. Die spezifischen Probleme der Psychiatrie beinhalten fehlendes detailliertes Wissen zur Pathophysiologie vieler psychiatrischer Störungen, unzureichende prädiktive Tiermodelle, fehlende valide Biomarker, steigende Placeboresponse sowie die grundlegende Problematik der neurobiologisch heterogenen Diagnosen. Aus diesem Grund haben viele forschende Unternehmen bei der Entwicklung neuer Medikamente für die Psychiatrie ihre Prioritäten überdacht. Im Fokus des Artikels stehen Fragen zu Schwächen und potenziellen Risiken im Rahmen psychiatrischer Phase-1- und -2-Studien. Im Lichte dieser jüngsten Entwicklungen werden die spezifischen Probleme für Patienten und Therapeuten aus langfristiger Perspektive diskutiert.


packREPORT ◽  
2021 ◽  
Vol 53 (6) ◽  
pp. 60-61
Author(s):  
Thomas Röhl

Bähren Pharma-Packaging ist in der dritten Generation Lieferant von Sekundärpackmitteln für die pharmazeutische Industrie. Für die Optimierung der Intralogistikprozesse wurde jetzt auf neue Großladungsträger aus Kunststoff umgestellt. Im Interview erläutert der Technische Leiter Svend Herder die Hintergründe für diese Maßnahme.


1935 ◽  
Vol 72 (2) ◽  
pp. 253-256
Author(s):  
Paul Neuschul

2019 ◽  
Vol 42 (04) ◽  
pp. 321-327
Author(s):  
Dirk Wolfram Becker ◽  
Roger Knopp ◽  
Falk Kunkel ◽  
Uwe Schwarz ◽  
Johanna Seemann ◽  
...  

ZusammenfassungRadiopharmazeutika erleben dank spektakulärer Forschungserfolge eine Renaissance. Große Hoffnungen richten sich auf Methoden, mit denen Mediziner versteckte Krebsgeschwüre aufspüren und dann zielgenau bekämpfen können.Mit der Registrierung von 90Y als Yttriga und der bahnbrechenden weltweit ersten Zulassung des 68Ge/68Ga-Radionuklidgenerators GalliaPharm® hat Eckert & Ziegler den Weg für einen theranostischen Ansatz in der Nuklearmedizin und Onkologie geebnet.Eckert & Ziegler positioniert sich hier als Komplettanbieter für die klinische Routine und die pharmazeutische Industrie.Das Unternehmen bietet folgende Produkte aus einer Hand: Pharmazeutische Entwicklung von Liganden, die mit Nukliden für PET und Therapie auf Modular Lab-Synthesemodulen markiert werden können; Herstellung von gebrauchsfertigen Arzneimitteln für klinische Studien und Routine; Kalibrierung von Messgeräten; Herstellung von Strahlungsquellen zur Qualitätskontrolle; Kameratechnik und Strahlenschutz sowie Heißzellen für Routinesynthesen für Patienten. Eckert & Ziegler, ein starker Partner für Forscher und Kliniker, verbessert ständig seine Produkte und Dienstleistungen, um die Patienten besser zu versorgen.


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