scholarly journals Diversitätsmanagement in Organisationen des Gesundheitswesens – Effizienz kontra Gerechtigkeit?

Author(s):  
Cordula Brand

Zusammenfassung„Diversität“ wird im Management als ein Schlüssel gesehen, um in Anbetracht einer globalisierten Welt als Unternehmen oder soziale Organisation wettbewerbsfähig zu bleiben, wirtschaftlich zu arbeiten oder Gewinnsteigerungen zu erzielen. Dieser unternehmerischen Perspektive auf Diversität stehen Konzepte gegenüber, die die ethischen Aspekte von Vielfalt im Hinblick auf Gerechtigkeit in den Mittelpunkt stellen. Beide Perspektiven werden im sogenannten „Diversitätsmanagement“ verortet, das in die organisationalen Strukturen, meist in die Personalabteilung, eingebettet ist. Es zeigt sich jedoch, dass diese Verortung nicht umfassend und zentral genug ist, um ein systematisches Diversitätsmanagement mit strukturierten Maßnahmen aufzubauen. Zudem liegen dem Diversitätsmanagement verschiedene Wertekonstellationen zugrunde, die konfligieren können. Eine priorisierte wirtschaftlich orientierte Perspektive, so die These, führt dazu, dass häufig nur Einzelmaßnahmen zum Umgang mit Vielfalt umgesetzt werden. So können aber weder die Chancen von Diversität noch die konkreten Herausforderungen im Arbeitsalltag tatsächlich ergriffen oder angegangen werden. Diversitätsmanagement, so das Argument, kann nur dann erfolgreich im Sinne der Mitarbeiter*innen und Patient*innen sein, wenn es auch von Gerechtigkeitsaspekten geleitet wird. Dies gilt sowohl für die Entscheidung, welche Diversitätskonzepte und/oder Merkmale relevant sind, als auch für die Auswahl und Evaluation von Maßnahmen. Das bedeutet schließlich, dass bei Abwägungen im Umgang mit Vielfalt im Kontext von Organisationen im Gesundheitswesen die soziale Gerechtigkeit mehr wiegen sollte als rein wirtschaftliche Überlegungen. Letztere habe ihre Berechtigung bei der Einschätzung von Maßnahmen, sie sind aber ein Mittel zum Zweck und kein Selbstzweck.

2020 ◽  
Vol 32 (1) ◽  
pp. 47-63
Author(s):  
Matthias Richter

Eine Kernfrage angesichts des Klimanotstands drängt sich auf: Warum handeln wir seit Jahrzehnten wider besseres Wissen und gefährden so noch die Zukunft der folgenden Generationen? Die Reflexion der daran beteiligten psychodynamischen Motive und Abwehrmechanismen, wie sie Psychologen in diesem Zusammenhang häufig beschreiben, scheinen diesbezüglich nicht hinlänglich. Der Grund unserer zynischen Lebensweise könnte zudem auch in der Verwahrlosung des öffentlichen und politischen Raumes liegen bzw. der damit einhergehenden existenziellen Haltung. Offensichtlich fehlen uns heute kulturell lebendige Werte und gesellschaftliche Utopien, fehlt uns die gemeinschaftliche Liebe zur Natur und das Empfinden für soziale Gerechtigkeit, um dafür auf liebgewonnene Konsum-Gewohnheiten zu verzichten. Wie wir uns auf diese Weise von der Mitwelt und irgendwie auch von uns selbst entfernt haben, darauf verweisen die beiden Schlüsselbegriffe der »Entfremdung« und des »Zynismus«. Zwei Begriffe, die in Zeiten des Klimanotstands eine erschreckende Aktualität entfalten.


2020 ◽  
Vol 28 (3) ◽  
pp. 188-190
Author(s):  
Hajo Zeeb

ZusammenfassungDie COVID-19-Pandemie wirft wie in einem Brennglas Fragen von gesundheitlicher Bedrohung, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit auf. Soziale und gesundheitliche Gerechtigkeit ist ein zentrales Public-Health-Thema und wird zunehmend mit Nachhaltigkeit verknüpft, insbesondere durch die UN-Nachhaltigkeitsziele. Der Beitrag gibt einen Überblick über diese Zusammenhänge, illustriert diese anhand der Pandemie und beschreibt Ansätze in Europa auf dem Weg zu mehr gesundheitlicher Gerechtigkeit.


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