scholarly journals Inanspruchnahme von gesundheitsfördernden und präventiven Angeboten für Menschen mit Migrationshintergrund

Author(s):  
Demet Dingoyan ◽  
Franka Metzner ◽  
Nicole Usko ◽  
Nina Ricarda Krause ◽  
Christopher Kofahl

Zusammenfassung Ziel der Studie Menschen mit Migrationshintergrund bilden eine heterogene Bevölkerungsgruppe, die sich in Bezug auf Gesundheitszustand und Gesundheitsverhalten, z. B. hinsichtlich der geringeren Inanspruchnahme von gesundheitsfördernden und präventiven Maßnahmen, von der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund unterscheidet. Die Studie untersucht Anliegen sowie hinderliche und förderliche Faktoren, die die Inanspruchnahme von gesundheitsfördernden und präventiven Angeboten durch Menschen mit Migrationshintergrund beeinflussen. Methodik Problemzentrierte Expert:inneninterviews mit sieben Fachkräften von Migrant:innenselbstorganisationen in Deutschland wurden durchgeführt und mithilfe einer strukturierenden Inhaltsanalyse ausgewertet. Ergebnisse Als hinderliche Faktoren in der Inanspruchnahme gesundheitsfördernder und präventiver Maßnahmen durch Menschen mit Migrationshintergrund zeigten sich insbesondere existenzielle Nöte, mangelndes Vertrauen, kulturelle Barrieren, Kommunikationsprobleme, Wissensdefizite, Schamgefühle sowie Diskriminierungserfahrungen. Die Expert:innen betonten die Bedeutung niedrigschwelliger Angebote, kultursensibler Öffentlichkeitsarbeit und einer guten Vernetzung mit den „Communities“. Schlussfolgerungen Die Ergebnisse bestätigen bekannte Herausforderungen und liefern darüber hinaus weitere Hinweise zur gelingenden Umsetzung von gesundheitsfördernden und präventiven Maßnahmen für Menschen mit Migrationshintergrund.

2008 ◽  
Vol 21 (4) ◽  
pp. 221-230 ◽  
Author(s):  
Gudrun Piechotta ◽  
Christa Matter

In den 60er und 70er Jahren sind Tausende von so genannten Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter angeworben worden. Heute sind diese Menschen im Rentenalter – und mit zunehmendem Alter steigt ihr Risiko, an einer Demenz zu erkranken. Da repräsentative Daten fehlen, kann nur vermutet werden, wie viele von ihnen im Einwanderungsland Bundesrepublik Deutschland erkrankt sind. Auch auf der qualitativen bzw. subjektiven Ebene sind Fragen bis heute nicht angemessen zu beantworten: Wie nehmen die immigrierten Menschen – und ihre Angehörigen – eine solche Erkrankung wahr? Wie gehen sie mit den krankheitsbedingten Symptomen um? Wie und wer begleitet und umsorgt sie? Wie gehen die Angehörigen mit der Situation um? Und ein dritter Fragenkomplex, inkl. praxisbezogener Konsequenzen, bedarf dringend der Aufmerksamkeit: Mit welchen Barrieren sind (demenziell erkrankte) Migrantinnen und Migranten im Altenhilfe- bzw. Pflegeversicherungssystem konfrontiert? Welche kultursensiblen Wege müssen (aus)gebaut werden? Die ungewisse Datenlage, die o. g. beispielhaft aufgeführten Fragen und der Umstand, dass die Beratungssprechstunden der Alzheimer-Gesellschaft Berlin e. V. kaum von Menschen mit Migrationshintergrund aufgesucht werden, hat zu einem qualitativen Forschungsprojekt an der Alice Salomon Hochschule – in Kooperation mit der Alzheimer-Gesellschaft Berlin e. V. – geführt. Ziel war, am Beispiel der türkischen Migrantengruppe in Berlin, eine explorative Studie durchzuführen, die verschiedenste Blickwinkel bündelt und konkrete Anregungen für einen kultursensiblen Umgang mit demenziell erkrankten Migrantinnen und Migranten gibt sowie für die Beratung und Unterstützung ihrer Angehörigen.


2019 ◽  
Vol 29 (05) ◽  
pp. 267-274 ◽  
Author(s):  
Franziska Maria Kessemeier ◽  
Markus Bassler ◽  
Franz Petermann ◽  
Axel Kobelt-Pönicke

Zusammenfassung Ziel der Studie Die therapeutische Allianz ist ein wichtiger Wirkfaktor in der psychotherapeutischen Behandlung. Der Zusammenhang von Rehabilitationszufriedenheit und therapeutischer Allianz ist gut belegt. Arbeiten zum Einfluss des Migrationshintergrundes stehen aus. Untersucht wird, ob der Migrationsstatus Einfluss auf die therapeutische Allianz und die Rehabilitationszufriedenheit von PatientInnen der psychosomatischen Rehabilitation hat. Methodik Zunächst werden PatientInnen mit und ohne Migrationshintergrund hinsichtlich soziodemografischer Variablen und der Symptomschwere verglichen. Die gefundenen Unterschiede werden in einem Propensity Score Matching berücksichtigt. Die Patientengruppen werden vor und nach dem Matching mittels Varianzanalyse auf Unterschiede hinsichtlich ihrer Reha-Zufriedenheit und therapeutischen Allianz analysiert. Ergebnisse PatientInnen mit Migrationshintergrund waren häufiger weiblich, hatten ein niedrigeres Bildungsniveau und berichteten eine stärkere Symptomschwere. PatientInnen mit Migrationshintergrund bewerteten sowohl die Rehabilitationszufriedenheit als auch die therapeutische Allianz negativer. Die gefundenen Effekte waren jedoch sehr klein und konnten nach dem Matching nicht repliziert werden. Schlussfolgerungen Die negativere Bewertung der Rehabilitationszufriedenheit und der therapeutischen Allianz durch PatientInnen mit Migrationshintergrund ist auf ihre problematischere soziodemografische und psychosomatische Ausgangslage zurückzuführen. Werden diese Merkmale konstant gehalten, werden keine Unterschiede zwischen den Patientengruppen gefunden. Der hohe Zusammenhang von therapeutischer Allianz und Rehabilitationszufriedenheit unterstreicht die Bedeutung der therapeutischen Allianz für eine gelingende psychosomatische Rehabilitation.


2017 ◽  
Vol 36 (08) ◽  
pp. 616-621
Author(s):  
J. Hazelaar ◽  
A. Kroh ◽  
J. Oppermann ◽  
S. Rogge ◽  
I. Özkan

ZusammenfassungUmfragen zur stationären und ambulanten psychiatrischen Betreuung von Migranten innerhalb Deutschlands ergeben, dass ein beachtenswerter Anteil an Behandlungsanfragen aufgrund von Verständigungsproblemen nicht zustande kommt. Eine gemeinsame Sprache, vor allem jedoch ein gemeinsames Verstehen ist aber zielführend für eine erfolgreiche Behandlung von Menschen mit Migrationshintergrund. Wenn es keine gemeinsame Sprache von Therapeut und Patient gibt, ist der Einsatz von Dolmetschern eine häufig eingesetzte Alternative. Welche besonderen Schwierigkeiten sich durch diese Therapiekonstellation zu dritt ergeben sowie Lösungsansätze und Vorschläge für das Heranziehen von Dolmetschern in der Praxis liefert dieser Artikel. Am Beispiel des Asklepios Fachklinikum Göttingen wird ein Therapiekonzept mit Dolmetschern illustriert.


2018 ◽  
Vol 50 (1) ◽  
pp. 181-195
Author(s):  
Natalia Blum-Barth

Abstract Wie bei allen Bindestrich-Literaturen handelt es sich auch beim Begriff ,,deutsch-russische Literatur“ um ein Konstrukt, ein Hilfsmodell der Literaturwissenschaftler zur Ausdifferenzierung der beobachteten Tendenzen und Beschreibung ihrer Eigenschaften. Als gemeinsamer Nenner der Bindestrich- Literaturen gelten Sprache und Herkunft, die durch die Migration (eigene oder Eltern bzw. Großeltern) verschieden sind. Bei dem Begriff ,,deutsch-russische Literatur“ denkt man also an die auf Deutsch geschriebene Literatur von Autoren mit russischem ,,Hintergrund.“ Selbst wenn diese Autoren in Deutschland geboren wurden, laut Personalausweis Deutsche sind und die Heimat ihrer Großeltern nur aus dem Urlaub kennen, bleibt ihnen diese Bezeichnung nicht erspart. Denn das Unwort des statistischen Bundesamtes stempelt beinahe ein Viertel der deutschen Bevölkerung per definitionem zu ,,Menschen mit Migrationshintergrund“1 ab und scheint sich in das gesellschaftliche Bewusstsein einzementiert zu haben, ohne hinterfragt und reflektiert zu werden. Seltener werden zur deutsch-russischen Literatur Werke der Autoren gezählt, die in einem deutschsprachigen Land leben, aber auf Russisch schreiben. Für sie sind weiterhin die Begriffe ,,Exilliteratur“ und ,,Exilsautor“ vorbehalten. Die Zahl der AutorInnen, die im deutschsprachigen Raum leben und auf Russisch schreiben, ist schwer zu schätzen. Mit Sicherheit kann man behaupten, dass die meisten von ihnen Lyriker sind. Zu beobachten ist auch, dass viele männliche Autoren an der russischen Sprache festhalten, während Frauen sich für Deutsch als Literatursprache entscheiden. Abgesehen von dem allseits bekannten Wladimir Kaminer und dem in Österreich lebenden Vladimir Vertlib sind es hauptsächlich Autorinnen, die auf Deutsche schreiben.


Suchttherapie ◽  
2021 ◽  
Author(s):  
Hanna Dauber ◽  
Barbara Braun-Michl ◽  
Sara Specht ◽  
Jutta Künzel ◽  
Larissa Schwarzkopf

Zusammenfassung Ziel Dieser Beitrag untersucht anhand der Daten der Deutschen Suchthilfestatistik (DSHS) welche Veränderungen sich in der ambulanten Suchthilfe hinsichtlich Klientel, Hauptdiagnosen und Betreuungsergebnis im Zeitraum von 2007 bis 2016 ergeben haben. Die beobachteten Trends werden vor dem Hintergrund sich wandelnder gesamtgesellschaftlicher und versorgungspolitischer Rahmenbedingungen reflektiert. Material und Methoden Aggregierte Daten aller ambulanten Suchthilfeeinrichtungen, die sich im genannten Zehnjahreszeitraum an der DSHS beteiligt haben, wurden deskriptiv ausgewertet. Neben der Entwicklung des Betreuungsvolumens beschreiben die Analysen soziodemografische, störungs- und betreuungsrelevante Parameter im Zeitverlauf. Ergebnisse Die Anzahl teilnehmender Einrichtungen (2007: n=720; 2016: n=863) ist im untersuchten Zeitraum gestiegen. Neben einigen soziodemografischen Merkmalen (zunehmendes Durchschnittsalter, steigender Frauenanteil, höheres Bildungsniveau) hat sich insbesondere die Zusammensetzung der Hauptdiagnosen verändert. Trotz stark rückläufigem Anteil (2007: 57,3%; 2016: 48,9%) repräsentieren alkoholbezogene Störungen nach wie vor den häufigsten Betreuungsanlass. Bei opioidbezogenen Störungen ist ebenfalls ein Rückgang zu verzeichnen (2007: 18,6%, 2016: 13,7%), während cannabis-bezogene Störungen deutlich zugenommen haben (2007: 12,1%, 2016: 17,8%). Der Anteil positiver Betreuungsergebnisse war konstant hoch (2007: 64,5%, 2016: 64,1%). Diskussion Die konstant positiven Betreuungsergebnisse deuten darauf hin, dass auf veränderte Bedarfe der Suchthilfeklientel in richtigem Maße reagiert wurde. Perspektivisch ist von einem Bedeutungszuwachs der älteren Klientel sowie von Menschen mit Migrationshintergrund in der Suchthilfe auszugehen, was annahmegemäß weitere Anpassungen des Angebots nach sich ziehen dürfte.


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