Technokratie und Freiheit: Zur Ideengeschichte der digitalen Steuerungsutopie
ZusammenfassungGegen das präsentistische (Selbst‑)Verständnis der Digitalisierung vertritt der Beitrag die These, dass die Entwicklung der digitalen Konstellation eng mit der utopischen Tradition des politischen Denkens verbunden ist. Die Idee einer technischen Steuerung politischer und sozialer Ordnungsfragen ist Ausdruck eines spezifisch modernen Verfügbarkeitsdenkens, das in der Geschichte der politischen Utopien seit Thomas Morus in verschiedenen Varianten durchgespielt wurde. Der Beitrag skizziert in einem ersten Schritt diese Vorgeschichte von der Frühen Neuzeit bis in das zwanzigste Jahrhundert, um dann im zweiten Schritt exemplarisch die behavioristische Utopie B. F. Skinners in diese Entwicklung der technischen Verhaltenskonditionierung einzureihen. Im letzten Teil wird dann gezeigt, wie das digitale Ordnungsdenken der Gegenwart im Zeichen von Big Data erneut an die umfassenden Steuerungshoffnungen der hochmodernen Humantechnik anknüpft. Abschließend wird die Frage gestellt, wie sich die politische Theorie im Deutungskonflikt der Digitalisierung verorten sollte.