Zu brav oder zu böse? Mobbing-Opfer und Abgelehnte im Prisoner's Dilemma-Paradigma
Zusammenfassung: Der soziometrische Status und der Viktimisierungsstatus von 5. bis 11. Klässlern wurde ermittelt, der Status hypothetischer InteraktionspartnerInnen sowie deren angebliche Wahlen variiert, und die Reaktionen im Gefangenendilemma erfaßt. Die Reaktionen wurden sowohl durch die experimentell vorgegebenen als auch durch die erwarteten Wahlen der InteraktionspartnerInnen bestimmt: Kooperative Zuege wurden eher kooperativ, und kompetitive Zuege eher kompetitiv beantwortet. Darüber hinaus vermieden Mobbingopfer kompetitive Züge, während zwei Untergruppen der Abgelehnten gegensätzliche Strategiepräferenzen aufwiesen: Versuchspersonen, die sowohl Ablehnung als auch Mobbing erfahren («Viktimisiert-Abgelehnte») verhielten sich besonders kooperativ; abgelehnte ProbandInnen, die nicht viktimisiert werden («Nicht-viktimisiert-Abgelehnte») dagegen vergleichsweise kompetitiv. Die kooperativen Wahlen viktimisierter Versuchspersonen wurden nicht erwidert: Die Versuchspersonen reagierten gegenüber den Viktimisierten kompetitiver als sich die Viktimisierten ihrerseits gegenüber ihren InteraktionspartnerInnen verhielten. Diese Befunde bestätigen die Notwendigkeit, bei «Abgelehnten» zwei Untergruppen auf der Basis der Viktimisierungsdimension zu unterscheiden. Die Befunde werden ferner vor dem Hintergrund der Hypothese diskutiert, daß die Submissivität potentieller Opfer mit zu ihrer Viktimisierungs-Erfahrung beiträgt.