Erworbene immunhämolytische Anämien

2004 ◽  
Vol 61 (2) ◽  
pp. 178-186 ◽  
Author(s):  
Salama

Die erworbenen Immunhämolytischen Anämien werden nach klinischen und serologischen Kriterien in Autoimmunhämolytische Anämie (AIHA) vom Wärmetyp, Kälteagglutinin-Krankheit, Paroxysmale Kältehämoglobinurie, medikamentös induzierte Immunhämolyse und Paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie unterteilt. Bei der AIHA vom Wärmetyp reagieren die Autoantikörper auch bei Körpertemperatur (37°C). Diese Antikörper gehören vorwiegend zur IgG-, selten zur IgM- und/oder IgA-Klasse. Die Ursache der Autoimmunisierung ist bei etwa 50% der Patienten unklar (idiopathische AIHA). Bei den übrigen Patienten ist die AIHA mit einer Grunderkrankung assoziiert. Die Therapie der ersten Wahl bei dieser Erkrankung ist die Gabe von Kortikoiden, allerdings brauchen die meisten Patienten langfristig zusätzlich Azathioprin oder andere Medikamente. Die Kälteagglutinine sind die Ursache der Hämolyse bei etwa 10% der Patienten mit AIHA. Die Paroxysmale Kältehämoglobinurie (Donath-Landsteiner) ist selten und kommt fast ausschließlich bei Kindern nach Infektionen vor. Medikamente sind die Ursache der Hämolyse bei rund 10% der Patienten mit AIHA. Die genaue Inzidenz der Alloimmunhämolytischen Anämie und des Morbus haemolyticus neonatorums ist nicht bekannt. Die Paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie ist selten. Die Erkrankung wird durch Komplementaktivierung als Folge erworbener Membrandefekte verursacht.

2010 ◽  
Vol 67 (12) ◽  
pp. 609-612
Author(s):  
Walter H. Reinhart

Eine 67-jährige Patientin erlitt einen Herzinfarkt. In der Koronarangiographie fand sich thrombotisches Material in Koronararterien. Ursache dafür war eine paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie, ein Stammzelldefekt, welcher durch komplementvermittelte hämolytische Schübe mit thromboembolischen Ereignissen gekennzeichnet ist. Wegen der koronaren Thrombosen wurden eine Antikoagulation und eine Antiaggregation eingeleitet. Darunter kam es zu einer intrazerebralen Massenblutung, an der die Patientin trotz zweimaliger neurochirurgischer Kraniektomie schließlich verstarb. Dieser tragische Fall zeigt, dass eine antithrombotische Behandlung immer wieder eine Gratwanderung mit ungewissem Ausgang ist.


Praxis ◽  
2016 ◽  
Vol 105 (10) ◽  
pp. 581-586
Author(s):  
Ewelina Biskup ◽  
Magdalena Necek ◽  
Qu Changjin

Schon wieder eine Gastroenteritis? Zusammenfassung. Pfortaderthrombose (PVT) ist eine wichtige, aber oft verzögerte oder verfehlte Differenzialdiagnose bei Patienten mit Bauchschmerzen. In diesem Fallbericht präsentieren wir einen zuvor gesunden 42-jährigen Patienten mit über fünf Tage anhaltenden Schmerzen im Oberbauch. PVT ist eine häufige Komplikation bei Patienten mit Leberzirrhose, jedoch ungewöhnlich bei sonst gesunden Menschen. Genmutationen, die zu einer Hyperkoagulabilität mit thrombotischen Ereignissen im Pfortadersystem und damit zu Koagulopathien führen, müssen als mögliche Ursachen in Betracht gezogen werden. Pfortaderthrombosen sollten daher mit subakuten Bauchschmerzen in Verbindung gebracht werden. Myeloproliferative Neoplasien (MPN), paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie (PNH) und das Antiphospholipid-Antikörper-Syndrom sollten differenzialdiagnostisch als Grunderkrankungen berücksichtigt werden.


2019 ◽  
Vol 45 (12) ◽  
pp. 593-598 ◽  
Author(s):  
C. Pföhler ◽  
S. Koch ◽  
L. Weber ◽  
C. S. L. Müller ◽  
T. Vogt

ZusammenfassungCheckpoint-Inhibitoren wie Pembrolizumab, Nivolumab und Ipilimumab stellen unverzichtbare Wirkstoffe zur Behandlung fortgeschrittener oder metastasierter Melanome dar. Durch eine Aktivierung zytotoxischer T-Zellen durch diese Substanzen kommt es neben einer antitumoralen Immunantwort bei vielen Patienten auch zu einer Vielzahl an immunvermittelten Nebenwirkungen, die jedes Organ des Körpers betreffen können. Neben häufigen autoimmun vermittelten Nebenwirkungen, wie z. B. einer Kolitis, einer Pneumonitis, einer Thyreoiditis und einer Hypophysitis, die in der Regel rasch erkannt werden, können auch seltene Nebenwirkungen auftreten, die initial oft nicht direkt als Nebenwirkung der Therapie interpretiert werden.Bei einer 66 Jahre alten Patientin wurde ein Melanom am linken Unterschenkel exzidiert (Typ NMM, Tumordicke 3 mm; BRAF, NRAS und c-Kit jeweils Wildtyp), Sentinelnodebiopsie inguinal positiv, darauffolgende Lymphknotendissektion ohne Metastasennachweis. Sechs Monate später traten inguinale Lymphknotenfiliae sowie mehrere kutane Metastasen am linken Bein auf. Es erfolgte eine knappe Resektion in toto mit anschließender adjuvanter Radiatio (inguinal und Knie links, GRD 45 Gy). Bereits einige Wochen später zeigten sich am linken Bein erneut mehrere kutane Filiae sowie Lymphknotenfiliae inguinal und iliakal links. Aufgrund des mittlerweile ausgebildeten massiven Lymphödems wurde bei nicht-operabler, lokoregionärer Metastasierung 2016 eine Therapie mit Pembrolizumab begonnen.Nach der 12. Gabe bildete sich eine normochrome, normozytäre Anämie mit transfusionsbedürftigem Hämoglobin (Hb)-Abfall bis auf 8,4 mg/dl aus. Gastro- und koloskopisch konnte keine Blutungsquelle nachgewiesen werden, mittels Knochenmarksbiopsie wurden eine Infiltration des Knochenmarks durch Melanomzellen sowie eine Pure Red Cell Aplasia ausgeschlossen. Bei erhöhter LDH, erniedrigten Werten für Haptoglobin und Retikulozyten sowie positivem direkten Coombs-Test für c3d wurde die Diagnose einer autoimmunhämolytischen Anämie (AIHA) mit Beteiligung aller Vorstufen der roten Reihe gestellt und eine Therapie mit Methylprednisolon begonnen. Bei jedem Versuch die Therapie mit Pembrolizumab nach Stabilisierung des Hb-Wertes fortzuführen, zeigte sich ein erneuter transfusionsbedürftiger Abfall auf Hb-Werte von bis zu 6 mg/dl. Wir entschieden uns die Therapie mit Pembrolizumab nach 15 Zyklen bei kompletter Remission der Metastasen zu beenden; seitdem zeigen sich in Laborkontrollen normwertige Hb-Werte. Da sich nach einigen Monaten erneut ein Progress ausbildete, wurde bei negativem BRAF-Mutationsstatus eine Therapie mit Nivolumab begonnen, hierunter kam es nicht zur erneuten Ausbildung einer AIHA.Die Entwicklung einer Anämie ist eine seltene Nebenwirkung einer Therapie mit Checkpoint-Inhibitoren. Als weitere Ursache wurde neben der hier gezeigten AIHA auch die aplastische Anämie als immunvermittelte Nebenwirkung beschrieben. In den wenigen bisher publizierten Fällen bildete sich die Anämie i. R. der Therapie mit Checkpoint-Inhibitoren frühzeitig aus und zeigte oft ein zögerliches Ansprechen auf Steroide. Bisher sind nur wenige Fälle beschrieben, bei denen eine Re-Exposition ohne erneutes Aufflammen der Anämie möglich war. Trotz immunsuppressiver Therapie sind letale Verläufe beschrieben. Dies verdeutlicht die Notwendigkeit regelmäßiger Laboruntersuchungen unter und nach der Therapie mit Checkpoint-Inhibitoren. In unserem Fall kam es erfreulicherweise nach erneuter Gabe eines Checkpoint-Inhibitors nicht zum erneuten Auftreten der AIHA. Ob dies dem Wechsel von Pembrolizumab zu Nivolumab geschuldet ist, muss derzeit leider unbeantwortet bleiben.


2020 ◽  
pp. 369-370
Author(s):  
Monika Engelhardt ◽  
Roland Mertelsmann ◽  
Justus Duyster

1968 ◽  
Vol 46 (3) ◽  
pp. 156-157 ◽  
Author(s):  
H. H. Hennemann ◽  
I. Rentsch

Author(s):  
K. Kleesiek ◽  
C. Götting ◽  
J. Diekmann ◽  
J. Dreier ◽  
M. Schmidt

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