Betreuung von Sterbenden: Was Ärztinnen und Ärzte erfahren und brauchen

2018 ◽  
Vol 75 (2) ◽  
pp. 135-144
Author(s):  
Sofia C. Zambrano

Zusammenfassung. Ärztinnen und Ärzte stehen im Kontext von Sterben und Tod vor vielfältigen Herausforderungen, die nicht nur fachlicher, sondern auch persönlicher Natur sind. Vielen fällt es schwer, die Endlichkeit des Lebens zu akzeptieren. Sie haben Schwierigkeiten, ihre emotionale Beteiligung und Angst angesichts des Todes von Patientinnen und Patienten im Gleichgewicht zu halten. Viele Spezialistinnen und Spezialisten legen den Schwerpunkt auf die Behandlung dringender physiologischer Probleme zum Zeitpunkt akuter Krisen und können nur schwer akzeptieren, dass die Grenzen der Wirksamkeit ihrer Behandlung erreicht sind. Das Ziel dieser Übersichtsarbeit ist es, einen Überblick über die entscheidenden Aspekte der Einstellungen, Erfahrungen und Bedürfnisse von Ärztinnen und Ärzten beim Umgang mit sterbenden Patientinnen und Patienten zu bieten. Die Übersichtsarbeit soll Informationen zu nützlichen Ansätzen der Kommunikation am Lebensende zur Verfügung stellen sowie die Entwicklung von Strategien fördern, die eine bessere Integration von Gesprächen und Selbstfürsorgepraktiken am Lebensende in die alltägliche Praxis ermöglichen. Die medizinische Ausbildung hat zu lange eine distanzierte Haltung gegenüber Emotionen und eine Sicht von Sterben und Tod als eine isolierende Erfahrung begünstigt. Auch wenn einige Todesfälle von Patientinnen und Patienten schwieriger zu bewältigen sind als andere und einige Gespräche sich schwieriger initiieren lassen als andere, kann eine Selbstreflexion nicht nur zu einem Verständnis der Quelle des eigenen Unbehagens beitragen, sondern auch zu besseren Kommunikationsmustern, einer stabileren Gesundheit und einer höheren Arbeitszufriedenheit. Durch Meinungsaustausch und Kenntnisse des Umgangs von Kolleginnen und Kollegen mit ähnlichen Themen besteht die Möglichkeit, einen umfassenden Ansatz im Umgang mit Sterben und Tod zu entwickeln, ein Ansatz, der persönliche und berufliche Beziehungen verbessern und letztlich zukünftige Generationen von Ärztinnen und Ärzten sowie die gesellschaftlichen Erwartungen beeinflussen kann

2019 ◽  
Vol 82 (03) ◽  
pp. 246-249
Author(s):  
Franziska Hommes ◽  
Simon Drees ◽  
Karin Geffert ◽  
Peter von Philipsborn ◽  
Jan Stratil

Zusammenfassung Ziele Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat dazu aufgerufen, ÄrztInnen und andere Gesundheitsprofessionen stärker darin auszubilden, soziale Determinanten von Gesundheit (SDH) zu erkennen, zu verstehen und auf diese zu reagieren. Bisher ist jedoch wenig darüber bekannt, inwieweit die derzeitige medizinische Ausbildung AbsolventInnen auf diese Herausforderung vorbereitet. Ziel der vorliegenden Untersuchung ist eine Bestandsaufnahme, wie und in welchem Umfang SDH in der medizinischen Ausbildung berücksichtigt werden. Methodik Dieser Diskussionsbeitrag basiert auf einer qualitativen und quantitativen Inhaltsanalyse von zentralen Dokumenten für Lehr- und Prüfungsinhalte des Medizinstudiums in Deutschland. Ergebnisse Die Analyse zeigt Lücken in der Rolle von SDH in wichtigen Rahmenwerken der deutschen medizinischen Ausbildung auf. Zwischen 4 und 27% der analysierten Dokumentenelemente enthielten Bezüge zu SDH, jedoch waren diese nur in 0–3% der Fälle explizit. Während einige Themenbereiche umfassend behandelt wurden (z. B. Aspekte der betrieblichen Gesundheit), wurden andere Themen nicht oder kaum behandelt, wie bspw. gesundheitliche Ungleichheit oder Determinanten außerhalb des Gesundheitssystems. Schlussfolgerung Eine stärkere und explizitere Behandlung von SDH während der medizinischen Ausbildung in Deutschland könnte dazu beitragen, AbsolventInnen besser auf gegenwärtige und zukünftige Herausforderungen in unserer globalisierten Welt vorzubereiten. Der derzeitige Reformprozess des Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalog Medizin (NKLM) sollte genutzt werden, um bestehende Lücken zu füllen, bspw. durch stärkere Betonung von Aspekten wie Armut und Gesundheit, gesundheitliche Ungleichheiten und Fragen des Zugangs zur Gesundheitsversorgung.


1959 ◽  
Vol 84 (05) ◽  
pp. 195-198
Author(s):  
Christoph Weiss

Author(s):  
Uwe Koch-Gromus ◽  
Andreas H. Guse ◽  
Hendrik van den Bussche

2019 ◽  
Vol 72 (3) ◽  
pp. 243-249
Author(s):  
H. Szőke ◽  
G. van der Bie ◽  
G. Hegyi ◽  
C. Saahs ◽  
A. Sterner ◽  
...  

Author(s):  
Julia Mahal ◽  
Jeanette Sophie Amann ◽  
Tewes Wischmann ◽  
Beate Ditzen

Zusammenfassung Hintergrund Das Fach „Medizinische Psychologie/Soziologie“ steht durch die aktuell anstehenden Studienreformen im Rahmen des „Masterplans Medizinstudium 2020“ verschiedenen inhaltlichen Änderungen gegenüber. Diese beinhalten u. a. eine Weiterentwicklung des Gegenstandskatalogs (GK) und des Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalogs Medizin (NKLM) sowie der Ärztlichen Approbationsordnung (ÄAppro). Hier stellt sich die Frage, welche Ausbildungsinhalte der „Medizinische Psychologie/Soziologie“, mit denen Medizinstudierende konfrontiert sind, von besonderer Bedeutung für die spätere ärztliche Tätigkeit sind. Methodik 332 ÄrztInnen und 265 Studierende bewerteten im Rahmen der Studie Lehrinhalte des Gegenstandskatalogs der Medizinischen Psychologie/ Soziologie (GK-MPS) nach ihrer Bedeutung für ihr Studium bzw. ihr Berufsleben. Die ÄrztInnen gaben zudem in Freitextangaben an, auf welche Situationen im Berufsalltag sie durch das Studium gerne besser vorbereitet worden wären. In einem kombiniert quantitativ-qualitativen Analyseansatz wurden Unterschiede zwischen beiden Gruppen durch t-Tests für unabhängige Stichproben bei ungleichen Varianzen (Welch-Test) identifiziert sowie Freitextangaben durch 3 Rater im Rahmen einer qualitativ orientierten kategoriengeleiteten Textanalyse den verschiedenen Themen des GK-MPS zugeordnet und inhaltlich ausgewertet. Ergebnisse Sowohl ÄrztInnen als auch Studierende schätzten jene Themenbereiche des GK-MPS als am wichtigsten ein, die die unmittelbare Arzt-Patient-Kommunikation beschreiben. Die ÄrztInnen maßen den Themenbereichen der Arzt-Patient-Kommunikation, Statistik sowie Prävention eine höhere Wichtigkeit bei als die Studierenden. Die ÄrztInnen beschrieben im Freitext, dass sie durch das Studium gerne besser auf besondere und herausfordernde medizinische Situationen in der Arzt-Patienten-Interaktion vorbereitet worden wären. Diskussion Nach wie vor werden den Themen der Arzt-Patienten-Kommunikation bei ÄrztInnen als auch Studierenden eine besondere Bedeutung für die medizinische Ausbildung beigemessen, jedoch schätzen ÄrztInnen diese Wichtigkeit noch einmal als höher ein als Studierende. Schlussfolgerung Die Studienergebnisse unterstützen die aktuellen Studienreformen hin zu einer stärkeren Gewichtung der Arzt-Patienten-Kommunikation und Vermittlung wissenschaftlicher Grundlagen sowie die Verknüpfung vorklinischer und klinischer Studieninhalte.


Sign in / Sign up

Export Citation Format

Share Document