Metaanalyse zur Wirksamkeit achtsamkeitsbasierter Interventionen bei ADHS im Kindes- und Jugendalter

2019 ◽  
Vol 28 (2) ◽  
pp. 85-95 ◽  
Author(s):  
Friedrich Linderkamp ◽  
Sören Lüdeke

Zusammenfassung. Die vorliegende Metaanalyse berechnet die Wirksamkeit achtsamkeitsbasierter Interventionen bei Kindern und Jugendlichen mit ADHS gemäß empirischer Studien aus den Jahren 2008 – 2018. Als abhängige Maße werden die ADHS-Symptomatik, kognitive Leistungen (Aufmerksamkeitsleistungen in standardisierten Tests) sowie ADHS-spezifische Komorbiditäten berücksichtigt. Insgesamt wurden 16 Studien einbezogen. Im Ergebnis zeigt sich hinsichtlich der Reduktion der gesamten ADHS-Symptomatik eine große Effektstärke von d = 1.08. Zudem konnten eine Verringerung der Unaufmerksamkeitssymptomatik ( d = 0.47), mittlere Effekte auf Hyperaktivität / Impulsivität sowie moderate bis große Effekte auf komorbide internalisierende Störungen (Depressionen, Angststörungen) festgestellt werden. Die Metaanalyse liefert Hinweise darauf, dass achtsamkeitsbasierte Interventionen bei Kindern und Jugendlichen mit ADHS wirksam sind. Jedoch bestehen auf Ebene der Einzelstudien beträchtliche methodische Limitationen.

2002 ◽  
Vol 53 (4) ◽  
pp. 159-169 ◽  
Author(s):  
Wolfgang Ihle ◽  
Günter Esser

Zusammenfassung. In der vorliegenden Arbeit wird ein Überblick über den aktuellen Wissensstand zur Entwicklungsepidemiologie psychischer Störungen des Kindes- und Jugendalters gegeben. Der Median der Periodenprävalenzraten der wichtigsten Studien betrug 18%, wobei ca. ¾ der Prävalenzraten zwischen 15 und 22% lagen. Damit sind psychische Störungen bei Kindern und Jugendlichen in etwa gleich häufig wie bei Erwachsenen. Als häufigste Störungen zeigten sich Angststörungen mit einer durchschnittlichen Prävalenz von 10,4%, gefolgt von dissozialen Störungen mit 7,5%. Es ergaben sich konsistent hohe Persistenzraten der Störungen von ungefähr 50%, wobei dissoziale Störungen die ungünstigsten Verläufe aufwiesen. Die häufigsten komorbiden Störungen waren dissoziale Störungen bei Vorliegen einer hyperkinetischen Störung und Angststörungen bei Vorliegen einer depressiven Störung. Bis zum Alter von 13 Jahren wurden durchgehend höhere Gesamtprävalenzen psychischer Störungen bei Jungen gefunden, wogegen im Zuge der Adoleszenz eine Angleichung der Raten erfolgte. Bei Jungen zeigten sich höhere Raten externalisierender Störungen, während Mädchen höhere Raten von Eßstörungen und psychosomatischen Störungen aufwiesen. Ein differenziertes Bild zeigte sich für internalisierende Störungen. Während depressive Störungen ab dem späten Jugendalter doppelt so häufig beim weiblichen Geschlecht vorkamen, traten diese im Schulalter häufiger bei Jungen auf. Die Befundlage zeigt, dass verstärkte Forschungsbemühungen zur Prävention und Intervention im Kindes- und Jugendalter dringend erforderlich sind.


2008 ◽  
Vol 17 (3) ◽  
pp. 161-172 ◽  
Author(s):  
Annett Kuschel ◽  
Nina Heinrichs ◽  
Heike Bertram ◽  
Sebastian Naumann ◽  
Kurt Hahlweg

Theoretischer Hintergrund: Die Verbreitung und vermutete Zunahme psychischer Auffälligkeiten bei Vorschulkindern und der Einfluss des sozialen Umfeldes werden verstärkt diskutiert. Im deutschen Sprachraum gibt es hier noch einen erheblichen Forschungsbedarf. Im Rahmen zweier Projekte zur Wirksamkeit universeller und selektiver Präventionsmaßnahmen wird untersucht, wie verschiedene Beurteiler psychische Auffälligkeiten bei Kindergartenkindern in Abhängigkeit von soziodemografischen Merkmalen einschätzen. Methode: Die Rekrutierung der Familien erfolgte über Kindertagesstätten in Braunschweig. Von N = 474 Kindern liegen Einschätzungen vor, die mit dem Eltern- bzw. Erzieherinnenfragebogen über das Verhalten von Klein- und Vorschulkindern (CBCL 1½ – 5; C-TRF 1½ – 5) erhoben wurden. Ergebnisse: Die Prävalenzraten der Syndromskalen liegen je nach Beurteiler zwischen 0,5 % und 9,4 %, wobei internalisierende Störungen am häufigsten auftreten. Die Merkmale Schulbildung, Einkommen und Migration stehen im signifikanten Zusammenhang zu den Prävalenzraten der internalisierenden Störungen und des Gesamtwerts. Schlussfolgerungen: Die Implikationen für die epidemiologische Forschung und Prävention kindlicher Verhaltensauffälligkeiten werden diskutiert.


2020 ◽  
Vol 36 (02) ◽  
pp. 52-57
Author(s):  
Max Oberste ◽  
Philipp Zimmer
Keyword(s):  

ZusammenfassungIm Rahmen von neurodegenerativen und psychiatrischen Erkrankungen, als Folge von medizinischen Behandlungen (z. B. mit neurotoxischen Zytostatika) sowie im normalen Altersgang werden kognitive Leistungsminderungen beschrieben. Neben vielen anderen positiven Effekten von Sport und Bewegung scheinen diese sich auch positiv auf das zentrale Nervensystem auszuwirken. Das wissenschaftliche und klinische Interesse an Sport- und Bewegungsinterventionen, die auf eine Linderung kognitiver Symptome zielen, fordert von Sportwissenschaftlern sowie Sport- und Bewegungstherapeuten Kenntnisse im Umgang mit und bei der Interpretation kognitiver Leistungstests. Neben denen in der Klinik häufig eingesetzten Kurztests zur Beurteilung der globalen kognitiven Leistungsfähigkeit, die z. B. Hinweise auf eine beginnende Demenz geben können, werden in der Forschung sehr spezifische Testverfahren genutzt, um spezifische kognitiven Subdomänen zu beurteilen. Das macht ein Verständnis der Abgrenzungen zwischen kognitiven Funktionsbereichen und Subdomänen für die Interpretation der Testergebnisse essenziell. Im vorliegenden Artikel wird ein Überblick über kognitionspsychologische Taxonomien gegeben. Bei der Auswahl geeigneter Testverfahren kann auf bestehende, etablierte Testbatterien aus den medizinischen Fachbereichen der betreffenden Patientenpopulation zurückgegriffen werden. Hierzu werden einige verbreitete Testbatterien exemplarisch genannt. Die Gültigkeit der Ergebnisse von Untersuchungen zu den Effekten von Sport und Bewegung auf kognitive Leistungen kann durch Lerneffekte und Unterschiede zwischen den Versuchsgruppen hinsichtlich Zuwendung durch die Versuchsleiter (Hawthorne-Effekt) und / oder Erwartungen der Patienten hinsichtlich kognitiver Benefits (Placebo-Effekte) gefährdet sein. Es werden methodische Maßnahmen vorgestellt, durch die diese Gefährdungen der Validität reduziert bzw. vermieden werden können.


2002 ◽  
Vol 31 (2) ◽  
pp. 127-134 ◽  
Author(s):  
Manfred Laucht ◽  
Günter Esser ◽  
Martin H. Schmidt
Keyword(s):  

Zusammenfassung. Theoretischer Hintergrund: Zur Erklärung von Entwicklungsstörungen bei Risikokindern werden neben biologisch-genetischen Mechanismen vor allem sozial-interaktionale Transmissionswege diskutiert. Fragestellung: Am Beispiel von Kindern postpartal depressiver Mütter wird untersucht, ob Merkmale der frühen Mutter-Kind-Interaktion zur Aufklärung unterschiedlicher Entwicklungsverläufe beitragen können. Methode: Bei 22 Kindern postpartal depressiver Mütter und 116 Kindern psychisch gesunder Mütter wurden Entwicklungsdaten vom Säuglings- bis zum Grundschulalter prospektiv erhoben. Merkmale der frühen Mutter-Kind-Interaktion wurden durch eine standardisierte Verhaltensbeobachtung erfaßt. Ergebnisse: Kinder postpartal depressiver Mütter erzielten schlechtere kognitive Leistungen und wiesen mehr Verhaltensprobleme auf als Kinder psychisch unauffälliger Mütter. Kinder aus “depressiven“ Dyaden, in denen Mutter und Säugling responsiv interagierten, entwickelten sich günstiger als Kinder aus weniger harmonischen Interaktionen. Schlußfolgerungen: Die Ergebnisse unterstreichen die besondere Bedeutung der Qualität der frühen Mutter-Kind-Interaktion für die Entwicklung von Risikokindern.


2021 ◽  
Vol 42 (04) ◽  
pp. 175-180
Author(s):  
Eva Heuberger

ZusammenfassungKlinische Studien zur Wirksamkeit von Aromatherapie attestieren ätherischen Ölen ein großes Potenzial für die Behandlung von affektiven Beschwerden und kognitiven Defiziten. Nach Jellinek basiert die psychogene Wirksamkeit von ätherischen Ölen und Duftstoffen jedoch nicht nur auf pharmakologischen, sondern auch auf psychologischen Wirkmechanismen, sodass die resultierenden Effekte durch verschiedene, intrapersonelle Faktoren beeinflusst werden können. In diesem Beitrag werden die einzelnen Mechanismen vorgestellt und anhand von Beispielen aus der Emotions- und Kognitionsforschung diskutiert. Der Zusammenhang zwischen Anwendungsart und Wirksamkeit von ätherischen Ölen wird ebenso beleuchtet wie ihre möglichen unerwünschten Wirkungen. Die Kenntnis der verschiedenen Wirkmechanismen ermöglicht einen gezielten Einsatz von ätherischen Ölen und kann die Aromatherapie zu einer noch effizienteren phytotherapeutischen Behandlungsform machen.SchlüsselwörterAromatherapie, Kognition, Emotion, olfaktorische Stimuli,hedonische Valenz


Diagnostica ◽  
2013 ◽  
Vol 59 (4) ◽  
pp. 192-201 ◽  
Author(s):  
Mark Stemmler ◽  
Ralf Horn ◽  
Hartmut Lehfeld ◽  
Franz Petermann ◽  
Jelena Siebert
Keyword(s):  

Im Rahmen der Entwicklungsdiagnostik im Alter wird gezeigt, wie man unauffällige kognitive Leistungen von pathologischen Abbauprozessen unterscheiden kann. Dies geschieht mit dem regressionsbasierten Normierungsansatz nach Zachary und Gorsuch (1985) . Die Analysen basieren auf Daten einer Multicenter-Studie von N = 349 älteren gesunden Probanden zwischen 60 und 90 Jahren, die mit dem SKT nach Erzigkeit (1989) , einem Leistungstest zur Erfassung von Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsstörungen, und zwei Untertests aus der WAIS-IV ( Petermann, 2012 ), dem Matrizentest (MT) und dem Wortschatz-Test (WT) getestet wurden. Es zeigten sich sowohl für den MT als auch den WT signifikante Mittelwertsunterschiede in Abhängigkeit vom Alter, die einen signifikanten Abbau der intellektuellen Fähigkeiten dokumentieren. Die kognitiven Leistungen im Alter hingen signifikant mit der Verarbeitungsgeschwindigkeit sowie wenn auch weniger stark ausgeprägt, mit der Gedächtnisleistung zusammen. Die Ergebnisse des regressionsnormierten Ansatzes scheinen einen bedeutsamen Beitrag zur Entwicklungsdiagnostik im Alter leisten zu können.


1999 ◽  
Vol 28 (2) ◽  
pp. 95-104 ◽  
Author(s):  
Christa Winkler Metzke ◽  
Hans-Christoph Steinhausen

Zusammenfassung. Im Zürcher Adoleszenten-Psychopathologie-Projekt (ZAPP) wurden für Jungen und Mädchen allgemeine Risikofaktoren bzw. kompensatorische Faktoren für Indikatoren psychischer Störungen (internalisierende und externalisierende Störungen) sowie Protektions- und Vulnerabilitätsfaktoren bei N = 1110 10-17jährigen Probanden einer schulbasierten Quotenstichprobe erhoben. Dieser zweite Bericht behandelt die Beziehung von Belastungen durch Lebensereignisse mit dem perzipierten Erziehungsverhalten der Eltern, Faktoren der Schulumwelt und dem sozialen Netzwerk. Allgemeine kompensatorische Faktoren für beide Geschlechter waren Wärme und Unterstützung durch die Eltern sowie die Anerkennung durch Gleichaltrige, allgemeine Risikofaktoren für beide Geschlechter waren die wahrgenommene Ablehnung und psychischer Druck durch die Eltern, Konkurrenzverhalten zwischen den Schülern, Leistungsdruck und Kontrolle durch die Lehrperson. Ebenfalls für beide Geschlechter hatten die Faktoren des elterlichen Erziehungsverhaltens ‘Wärme/Unterstützung’ sowie ‘Regeln/Kontrolle’, die Anerkennung durch Gleichaltrige und die Effizienz des sozialen Netzwerkes einen protektiven Effekt, Ablehnung durch die Eltern einen Vulnerabilitätseffekt auf internalisierende Störungen. Nur für die Mädchen zeigte die Ablehnung durch die Eltern, nur für die Jungen der schulische Leistungsdruck einen Vulnerabilitätseffekt jeweils auf externalisierende Störungen.


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