Pathophysiologie der Migräne
ZUSAMMENFASSUNGLange Zeit wurde das pathophysiologische Verständnis der Migräne von der Vorstellung geprägt, dass die Gefäße des Kopfes den Schmerz bedingen und die Migräne also ein vaskulärer Kopfschmerz sei. Diese Theorie kann als überholt, zumindest jedoch lückenhaft angesehen werden. Mittlerweile deutet vieles darauf hin, dass es sich bei der Migräne um eine oszillierende Schwellen-/Filterstörung des zentralen Nervensystems handelt, wobei der im Vordergrund stehende Kopfschmerz nur einen Teil des vielfältigen Symptomkomplexes darstellt. Neuere Befunde der funktionellen Bildgebung zeigen zyklische Veränderungen von Aktivitätsmustern im Hypothalamus, Thalamus und Hirnstamm, welche besser erklären können, wie der Kopfschmerz und die migränetypischen Begleitsymptome entstehen. Die zukünftige Grundlagenforschung wird sich auf Kerngebiete im Diencephalon als mögliche Ursprungsorte der Attackengenerierung bei Migräne fokussieren. Große Hoffnung ruhen auf der Erforschung der Wirkweisen neuer Antikörpertherapien, welche helfen werden, molekulare Mechanismen der Schmerzentstehung der Migräne zu entschlüsseln.