„Wir sind jetzt auch auf dem Weg dahin“ – Qualitative Untersuchung zu den Perspektiven älterer gesunder Erwachsener über Voraussetzungen, Schwierigkeiten und Nutzen von Gesprächen über das Lebensende

Author(s):  
Katharina Nagelschmidt ◽  
Nico Leppin ◽  
Carola Seifart ◽  
Winfried Rief ◽  
Pia von Blanckenburg

Zusammenfassung Hintergrund und Ziel Frühzeitige Gespräche über das Lebensende können zu einer personenzentrierten Versorgung am Lebensende beitragen. Allerdings finden derartige Gespräche oft nicht oder zu spät statt. Im Rahmen einer qualitativen Pilotforschung soll ein Einblick in die Voraussetzungen für eine Gesprächsinitiierung, Schwierigkeiten und Nutzen aus Sicht gesunder Erwachsener ermöglicht werden. Die Ergebnisse können in der psychosomatischen Grundversorgung Berücksichtigung finden, sodass die Kommunikation über das Lebensende bei erkrankten, sowie gesunden älteren Personen frühzeitig initiiert und gefördert werden kann. Methoden Die Interviews entstammen einer experimentellen Untersuchung zum Umgang mit Gesprächen über das Lebensende bei gesunden Probanden des höheren Erwachsenenalters, die über Aushänge rekrutiert wurden. Sechs Transkripte von 2 männlichen und 4 weiblichen Teilnehmerinnen (65–78 Jahre) wurden mithilfe der Thematischen Analyse nach Braun & Clarke ausgewertet. Ergebnisse Voraussetzungen für eine Gesprächsinitiierung ließen sich in Überzeugungen und Einstellungen, intrinsische Motivation, Erfahrung, familiäre Kommunikation und praktische Umsetzung einteilen. Schwierigkeiten zeigten sich in den Bereichen kognitive Barrieren, praktische Umsetzung, emotionale Barrieren, Beziehungsebene, und Umgebungsbedingungen. Die Befragten sahen den Nutzen auf der Beziehungsebene, in den Bereichen Organisatorisches und Wertvorstellungen, sowie den kognitiven und emotionalen Nutzen. Diskussion Die Ergebnisse knüpfen an die bisherige Forschung insofern an, dass es aus Sicht älterer Gesunder einen zu späten Zeitpunkt für familiäre Gespräche über das Lebensende gibt. Es wird deutlich, dass bestimmte Barrieren frühzeitige Kommunikation verhindern können. Die gewonnenen Erkenntnisse liefern Anstöße für weitere Forschung und können zur Entwicklung von Interventionen zur Erhöhung der Bereitschaft, rechtzeitig das Thema Lebensendeplanung anzusprechen, verwendet werden. Schlussfolgerung Frühzeitige Gespräche über das Lebensende sollten im Sinne der präventiven Gesundheitsvorsorge niedrigschwellig angeboten werden. Behandelnde in der psychosomatischen Grundversorgung können Gesprächsbedarf erkennen, Informationen vermitteln, Barrieren abbauen und strukturierte Gesprächsbegleitung anbieten.

Author(s):  
Hermann Brandstätter ◽  
Alois Farthofer

Zusammenfassung: Im Rahmen einer Studie zur Evaluation der an der Universität Linz seit 10 Jahren angebotenen Studienberatungstests wird geprüft, ob eine Konfigurationsfrequenzanalyse (KFA; Krauth, 1993 ) hinsichtlich der Genauigkeit der Studienerfolgsprognose (Kriterium Notendurchschnitt) einer linearen multiplen Regressionsanalyse überlegen ist. In einem ersten Schritt erwiesen sich bestimmte Konfigurationen von Schul- und kognitiven Testleistungen, Persönlichkeitsmerkmalen (Mittelwert aus Normgebundenheit, Belastbarkeit und Introversion) und Interessenkongruenz als valide. Für eine Teilgruppe von zunächst nicht entscheidbaren Fällen stellte sich intrinsische Motivation bei Personen mit hoher Unabhängigkeit als erfolgsfördernd heraus. Schließlich wurden die bis dahin ermittelten prognostischen Erfolgskategorien mit Konfigurationen von Forschungsinteresse und Mathematiknote kombiniert und zur Verbesserung der Erfolgsprognose genutzt. Obwohl sich die Entscheidungsregeln in der Überprüfung an der zweiten Kohortengruppe als gleichermaßen valide erwiesen, hat sich die erwartete Überlegenheit der KFA gegenüber einer regressionsanalytisch bestimmten Summe optimal gewichteter Prädiktoren nicht bestätigt.


Author(s):  
Kurt Sokolowski ◽  
Hugo Martin Kehr

Zusammenfassung: Es besteht Grund zu der Annahme, daß Führungskräfte mit hohem Machtmotiv durch MbO-Trainings stärker motiviert werden und deshalb mehr davon profitieren als solche mit niedrigem Machtmotiv. Dazu wurden Hypothesen formuliert, die einen differentiellen Einfluß des Machtmotivs auf die folgenden vier Trainingsauswirkungen betreffen: die Reaktionen der Teilnehmer auf das Seminar, die selbsteingeschätzten Lerneffekte, die intrinsische und extrinsische Motivation (Tätigkeitsanreize und Zielbindung) bei Realisierung des Gelernten und der Grad der Zielerreichung. Zur empirischen Prüfung wurde eine Längsschnittstudie mit Führungskräften (N = 53) in MbO-Trainings durchgeführt. Die Ergebnisse bestätigen weitgehend die vier Hypothesen. Allerdings zeigen Pfadanalysen, daß der Einfluß des Machtmotivs auf die Zielerreichung nicht direkt verläuft, sondern über die intrinsische Motivation, d. h. über die Tätigkeitsanreize, vermittelt wird. Dagegen hatten weder die Höhe des Anschlußmotivs noch die des Leistungsmotivs Einfluß auf die Trainingswirkungen.


Pflege ◽  
2012 ◽  
Vol 25 (3) ◽  
pp. 175-184
Author(s):  
Krüger ◽  
Eberl ◽  
Schnepp

In der vorliegenden Studie wurden Familien zu ihren Erfahrungen mit den ersten, in Deutschland nach dem WHO-Konzept der Family Health Nurse weitergebildeten, Familiengesundheitspflegenden und -hebammen (FGP/FGH) befragt. Die Weiterbildung befähigt dazu, Familien und Einzelpersonen niederschwellige pflege- und gesundheitsbezogene Angebote zu unterbreiten. Ziel war es herauszuarbeiten, inwieweit diese Fachpersonen die Familien unterstützen und ob das Curriculum der Weiterbildung Familiengesundheit auf die Bedarfe der Familien ausgerichtet ist. Im Rahmen der Evaluation wurden acht Familien, die aus unterschiedlichen Gründen Angehörige zuhause versorgen, mittels qualitativer Interviews befragt. Die Datenauswertung folgte der Methode von Burnard. Die Familien beschreiben unterschiedliche Unterstützungen der FGP/FGH wie «Pflege- und gesundheitsbezogene Tätigkeiten», Hilfen im «Alltagsmanagement» und Aktivitäten in Verbindung mit «Case-Management». Die Betreuung der FGP/FGH trägt zur Stabilisierung der Situation innerhalb der Familie bei. Die Analyse zeigt zudem, dass die Inhalte der Weiterbildung von den FGP/FGH berücksichtigt und angewendet werden. Insgesamt wird deutlich, dass Familien mit sehr unterschiedlichen pflegerischen, gesundheitlichen und sozialen Bedarfen von der Betreuung durch die FGP/FGH profitieren. Die familiäre und pflegerische Situation wird entlastet. Die Familien werden dazu befähigt, ihren Alltag zu bewältigen und neue Strategien zu entwickeln.


2020 ◽  
Vol 68 (4) ◽  
pp. 243-251 ◽  
Author(s):  
Cornelia Schwenger-Fink ◽  
Imke Bergmann ◽  
Tanja Zimmermann

Zusammenfassung. Elterliche Erziehungskompetenz, wie sie z.B. durch Elterntrainings vermittelt wird, ist ein wichtiger Ansatzpunkt zur Prävention kindlicher Verhaltensauffälligkeiten. Insbesondere die frühzeitige Vermittlung von Erziehungsfertigkeiten scheint sinnvoll. Dies gilt besonders für die Gruppe belasteter Eltern und Familien, die von niedrigschwelligen Angeboten in der frühen Familienphase profitieren. Darüber hinaus ist die Vermittlung elterlicher Erziehungskompetenz auch im Rahmen der psychotherapeutischen Behandlung bedeutsam. Trotz der Wirksamkeit von Elterntrainings werden diese oft – insbesondere bei Eltern mit Kleinkindern – nicht angeboten oder in Anspruch genommen oder auch im Rahmen der Psychotherapie nur vereinzelt in die Behandlung integriert. Ziel dieser qualitativen Arbeit ist die Identifikation des Unterstützungsbedarfs bei N = 20 Müttern mit Kindern unter 3 Jahren sowie von Rahmenbedingungen und Inhalten eines – aus Müttersicht – hilfreichen Elterntrainings. Die Ergebnisse zeigen, dass sowohl „Hebammenwissen“ (z.B. Hinweise zu Wochenbett, Ernährung, Schlaf, Gesundheit und Entwicklung des Kindes) als auch „Erziehungswissen“ (z.B. Fragen zum Umgang mit kindlichem Problemverhalten, Eltern-Teamwork) auf Wissens- und Handlungsebene Inhalt eines Trainings sein sollten. Insbesondere die Rahmenbedingungen eines Elterntrainings scheinen für die Inanspruchnahme ausschlaggebend zu sein. Darüber hinaus zeigen die Ergebnisse, dass Mütter mit Kleinkindern eine empfängliche Gruppe für Interventionen zu sein scheinen, die vor allem unter präventiven Aspekten stärker in der Versorgung berücksichtigt werden sollte.


2004 ◽  
Vol 48 (2) ◽  
pp. 67-72 ◽  
Author(s):  
Peter Fischer ◽  
Dieter Frey ◽  
Tobias Greitemeyer
Keyword(s):  

Zusammenfassung. In einem einfaktoriellen Experiment mit drei Treatments wurde untersucht, wie sich Priming auf die Beurteilung der eigenen Organisation auswirkt. Führungskräfte einer deutschen Sparkasse wurden gebeten, sich entweder über (a) positive oder (b) negative Aspekte ihres organisationalen Kontextes Gedanken zu machen, während (c) eine dritte Gruppe von Versuchsteilnehmern Vorschläge generieren sollte, wie das eigene Unternehmen verbessert werden könnte. Führungskräfte, bei denen durch eine Priming-Manipulation ein positives Organisationskonzept aktiviert wurde, identifizierten sich stärker mit der eigenen Organisation, bewerteten das eigene Unternehmen positiver und stuften den eigenen Handlungsspielraum als größer ein im Vergleich zu Führungskräften, bei denen ein negatives Konzept aktiviert wurde. Führungskräfte, die über Verbesserungsvorschläge nachdenken sollten, nahmen das eigene Unternehmen positiver wahr als Führungskräfte, bei denen ein negatives organisationales Konzept geprimt wurde und unterschieden sich nicht von Führungskräften, bei denen ein positives organisationales Konzept aktiviert wurde. Die Bedeutung der Ergebnisse sowohl für die theoretische Forschung als auch die praktische Umsetzung wird diskutiert.


2015 ◽  
Vol 59 (2) ◽  
pp. 57-69 ◽  
Author(s):  
Nora Schütte ◽  
Gerhard Blickle
Keyword(s):  

Der vorliegende Beitrag stellt ein sozial-kognitives Trainingsprogramm zum Aufbau von Netzwerken im Rahmen der beruflichen Entwicklung von GymnasiastInnen beim Übergang von der Schule in die Ausbildung bzw. das Studium sowie dessen Evaluation vor. Das Training fokussiert auf den Aufbau neuer, beruflich relevanter Netzwerke und vermittelt die Grundlagen des Netzwerkens sowie deren praktische Umsetzung anhand von Videoanalysen, Rollenspielen und Gruppenarbeit. Eine vierwöchige selbstständige Übungsphase im Feld ergänzt das zweitägige Intensivtraining. Das längsschnittliche Untersuchungsdesign mit einer Vor- und zwei Nacherhebungen (N = 25, N = 19) wurde anhand mehrerer Datenquellen sowie eines internen Referenzstandards ( Cook & Campbell, 1979 ) evaluiert. Insgesamt konnten Verbesserungen des Aufbauens von Netzwerken im Zeitverlauf nachgewiesen werden.


2014 ◽  
Vol 43 (4) ◽  
pp. 233-240 ◽  
Author(s):  
Thomas Heidenreich ◽  
Christoph Grober ◽  
Johannes Michalak

Unter den im Zentrum dieses Sonderhefts stehenden Neuentwicklungen nehmen achtsamkeitsbasierte Verfahren eine bedeutsame Rolle ein: Während die „Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion” (mindfulness-based stress reduction, MBSR) bereits in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre entwickelt wurde ( Kabat-Zinn, 1990 ), erlangte insbesondere die von Segal, Williams und Teasdale (2002) speziell für die Rückfallprävention bei rezidivierender depressiver Störung entwickelte „Achtsamkeitsbasierte Kognitive Therapie” (mindfulness-based cognitive therapy, MBCT) eine zunehmende Bedeutung im Bereich kognitiv-behavioraler Ansätze. Der vorliegende Beitrag geht zunächst auf den historischen und theoretischen Hintergrund der Achtsamkeitsbasierten Kognitiven Therapie ein. Im Anschluss daran wird die praktische Umsetzung des Gruppenkonzepts vorgestellt und der Stand der Forschung anhand aktueller Metaanalysen referiert. Der Beitrag schließt mit einer kritischen Diskussion einer allzu verkürzten Anwendung von Achtsamkeit in der klinischen Praxis.


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