Pinturas, figuras, letras
Zusammenfassung In den Historias naturales des spanischen Siglo de Oro und in verwandten Texten jener Zeit werden nicht nur Lebensweise, Sitten und Geschichte der amerikanischen Ureinwohner beschrieben. Vereinzelt untersuchen diese Arbeiten auch die graphischen Ausdrucksmittel der indianischen Kulturen. In dem vorliegenden Beitrag wird am Beispiel der Historia natural y moral de las Indias von José de Acosta und dem Origen de los Indios del Nuevo Mundo von Gregorio García aufgezeigt, dass diese frühen Texte bereits grundlegende Einsichten der heutigen Graphematik vorwegnehmen. Beide Autoren unterscheiden zwischen den phonographisch funktionierenden letras einerseits und den logographischen Mitteln der pinturas bzw. figuras andererseits. Sie diskutieren die Vor- und Nachteile der beiden Schriftprinzipien und konstatieren übereinstimmend die grundsätzliche Überlegenheit der letras. Acosta integriert seine schriftbezogenen Überlegungen sogar in seine Theorie der kulturellen Entwicklung. Er sieht im Vorhandensein einer Buchstabenschrift ein wesentliches Kennzeichen der dritten, am höchsten stehenden kulturellen Entwicklungsstufe.