The good, the bad and the lovely: the transmission of kingship in Esnada Tige Buchet and the Odyssey, and medieval Irish reflexes of Proto-Indo-European sovereignty myths
ZusammenfassungDie Untersuchung der im Titel erwähnten frühirischen Erzählung besteht aus zwei Abschnitten: Ia beschäftigt sich mit der Beziehung der verschiedenen handschriftlich belegten Fassungen zueinander, um die nötige Grundlage für Ib zu schaffen. Die Hauptaufgabe von Ib ist die Erschließung der ideologischen und politischen Botschaft des wohl im 8. oder 9. Jhdt. n. Chr. verfassten Urtexts, vor allem, was die Vermittlung und Übertragung des Königtums betrifft, anhand zeitgenössischer irischer Zielsetzungen, Umstände und Erzählkonventionen. Obwohl diese Abhandlung (Ia/b) als selbstständig gelten kann, wird anschließend (II) auf gewisse Ähnlichkeiten mit der Odyssee aufmerksam gemacht, d. h. die Bedrängung des Wohnsitzes einer Königstochter bzw. -frau durch ungeladene junge Männer und die bestimmende Rolle von drei verschiedenen Altersstufen im Schicksal des Königtums. Diese Übereinstimmungen und einige vorwiegend auf Lévi-Strauss basierende methodologische Erwägungen leiten eine vergleichende Untersuchung (III-VII) ein, die die Rekonstruktion von drei urindogermanischen Mythen (III, VI und VII) bezweckt, und zwar im Rahmen eines auf drei Hauptaltersstufen beruhenden Sozialsystems (IV) und eines mit der rituellen Ehe von König und Göttin verbundenen dreiteiligen Sakralkönigtums (V). Diese Sozialstruktur und die darauf bezogene Ideologie unterscheiden sich wesentlich vom „dreifunktionellen“ Dumézil’schen Modell. In allen dreien verschiedenartig auf Könige und (3 bzw. 12 bzw. 5) Königssöhne gerichteten Mythen leistet eine Göttin bzw. Königstochter einen entscheidenden Beitrag zum Fortbestand der Herrschaft und zur Wahl eines künftigen bzw. Wiedereinsetzung eines ehemaligen Königs. Demzufolge scheint der Versuch (VIII) angebracht, die dadurch implizierte uridg. Herrschaftsgöttin möglichst genau zu identifizieren.