Zusammenfassung. Theoretischer Hintergrund: Die Differenzierung des Selbst ist ein zentrales Konstrukt der Familiensystemtheorie, das häufig mit dem Differentiation of Self Inventory (DSI) untersucht wird. Das DSI besteht aus den vier Unterskalen „Emotional Reactivity“ (ER), „Emotional Cutoff“ (EC), „I-Position“ (IP) und „Fusion with Others“ (FO). Bislang liegt keine deutschsprachige Version dieses Fragebogens vor. Fragestellung: Entwicklung und Evaluation einer deutschen Version des DSI (DSI-G). Methode: Eine autorisierte Übersetzung wurde N = 259 gesunden Erwachsenen vorgelegt. Da die Faktorenanalyse ergab, dass FO sich in der deutschen Version nicht abbildete und eine relativ geringe Reliabilität aufwies, wurde in einer zweiten Stichprobe ( N = 63) eine Neukonstruktion dieser Unterskala vorgenommen. Das DSI mit der neuen FO-Unterskala wurde mit einer dritten Stichprobe ( N = 215) evaluiert. Ergebnisse: Die neukonstruierte FO-Unterskala bildet sich zusammen mit den anderen drei Unterskalen in einer vierfaktoriellen Lösung ab. Das DSI-G korreliert in plausibler Weise mit Depression, Ängstlichkeit, Bindungsstil und Beziehungsqualität. Alle vier Unterskalen sind hinreichend reliabel. Schlussfolgerungen: Das DSI-G ist in Forschung und Praxis einsetzbar und könnte sich vor allem in der Therapie-Evaluation als nützlich erweisen.