Bei dieser kunsthistorischen Publikation handelt es sich nicht um ein zusammenfassendes Übersichtswerk, sondern um eine Sammlung kleinerer Untersuchungen zu verschiedenen Einzelaspekten, die Malereien berühren, welche für italienische Geißlerbruderschaften geschaffen
wurden. Ein besonders wichtiges Moment ist dabei die religiöse Erfahrung, die mit der Betrachtung dieser Werke verbunden war, wobei es dem Verfasser darum geht zu betonen, dass sie ursprünglich anders rezipiert wurden als von heutigen Menschen, die spontan und ungeleitet betrachten:
Die Mitglieder dieser Gesellschaften waren mit den Miniaturen, Wandmalereien, Tafeln und Fahnen in einer bestimmten rituell strukturierten Situation konfrontiert, es gab genaue Anweisungen, wie die Flagellation und die begleitenden Andachten zu vollziehen waren. Chen zitiert die entsprechenden
Passagen aus verschiedenen volkssprachlichen Anweisungen norditalienischer Gesellschaften der ,battuti‘ oder ,penitenti‘, darunter verdienstvoller Weise auch aus noch unpublizierten Quellen. Warum nicht auch einschlägige Werke der Skulptur einbezogen werden (wie
beispielsweise das Relief der Venezianischen Leonhard-Bruderschaft an Sta. Maria della Carità), bleibt unerklärt.