Psychotische Störungen im DSM-5

Author(s):  
Frauke Schultze-Lutter ◽  
Benno G. Schimmelmann

Es wird eine Übersicht über die hauptsächlichen Änderungen des Kapitels «Schizophrenie-Spektrum und andere psychotische Störungen» von DSM-IV-TR zu DSM-5 gegeben, in dem erneut etwaigen Besonderheiten von Kindern und Jugendlichen nicht Rechnung getragen wird. Diese umfassen im Haupttext den Verzicht auf die klassischen Subtypen der Schizophrenie sowie die Aufgabe des besonderen Stellenwerts der Schneider’schen Erstrangsymptome und damit verbunden die Forderung von mindestens zwei Leitsymptomen (obligatorisch mindestens ein Positivsymptom) bei der Schizophrenie sowie Zulassung bizarrer Wahninhalte auch bei Wahnhaften Störungen. Neu sind zudem die Kodierung wahnhafter Zwangs-/Körperdysmorpher Störungen ausschließlich unter den Zwangsstörungen, die Präzisierung affektiver Episoden bei der Schizoaffektiven Störung und die Einführung einer eigenen Sektion «Katatonie» zur Beschreibung katatoner Symptome innerhalb verschiedendster Krankheitsbilder. In der Sektion III (Aufkommende Messmittel und Modelle) findet sich zudem der Vorschlag einer dimensionalen Beschreibung von Psychosen. Verwirrend ist die doppelte Einführung eines «Attenuated Psychosis» Syndromes: zum einen vage umschrieben unter die «Anderen spezifizierten Schizophrenie-Spektrum und anderen psychotischen Störungen» im Haupttext, zum anderen klar definiert unter die «Bedingungen mit weiterem Forschungsbedarf» der Sektion III. Mit dieser nicht spezifizierten Aufnahme des Attenuated Psychosis Syndromes in den Haupttext ist einer befürchteten Überdiagnostizierung subschwelliger psychotischer Symptome und deren frühzeitiger psychopharmakologischer Behandlung nun doch Tür und Tor geöffnet.

Author(s):  
Frauke Schultze-Lutter ◽  
Eva Meisenzahl ◽  
Chantal Michel

Zusammenfassung. Es wird eine Übersicht über die hauptsächlichen Änderungen des neu benannten Kapitels „Schizophrenie oder andere primäre psychotische Störungen“ (6A2) von ICD-10 zu ICD-11 gegeben und diese mit der Psychosekategorie des DSM-5 verglichen. Die Änderungen umfassen den Verzicht auf die klassischen Subtypen der Schizophrenie sowie die Aufgabe des Primats Schneider’scher Erstrangsymptome und damit verbunden die Forderung von mindestens zwei Leitsymptomen (obligatorisch mindestens ein Positivsymptom) bei der Schizophrenie (6A20) sowie Zulassung bizarrer Wahninhalte auch bei „Wahnhaften Störungen“ (6A24), die neu auch induzierte wahnhafte Störungen (F24) beinhalten. Neu sind zudem der Fokus auf die jeweils aktuelle Episode, die Beschränkung der „Akuten und vorübergehenden psychotischen Störung“ (6A23) auf die polymorphe Störung ohne Symptome der Schizophrenie (F23.0), die Kodierung wahnhafter „Zwangs- und verwandter Störungen“ (6B2) ausschließlich unter den Zwangsstörungen, die Präzisierung der „Schizoaffektiven Störung“ (6A21) und die Einführung einer eigenen Kategorie „Katatonie“ (6A4) zur Beschreibung katatoner Symptome innerhalb verschiedener Krankheitsbilder. In Analogie zum DSM-5 steht zudem die optionale Zusatzkategorie „Symptomatische Manifestation primärer psychotischer Störungen“ (6A25) zur dimensionalen Symptomquantifizierung zur Verfügung. Entwicklungsspezifischen Besonderheiten wird auch in der ICD-11 in der Definition psychotischer Störungen keine Rechnung getragen.


Author(s):  
Christine M. Freitag
Keyword(s):  
Dsm 5 ◽  
Icd 10 ◽  

Die Autismus-Spektrum Störung (ASS) wird in DSM-5 als eine Erkrankung aus den ICD-10 bzw. DSM-IV TR-Diagnosen frühkindlicher Autismus, Asperger Syndrom und atypischer Autismus/PDD-nos zusammengefasst und weist entsprechend revidierte Kriterien auf. In dem vorliegenden Artikel werden diese Kriterien vergleichend dargestellt, Studien zu Validität und Reliabilität der neuen ASS-Diagnose präsentiert und offene Fragen diskutiert. Ein Ausblick auf die klinische und wissenschaftliche Bedeutung wird gegeben.


Author(s):  
Gerd Schulte-Körne
Keyword(s):  

Mit der Publikation des DSM-5 wurden Veränderungen in der Klassifikation und den Empfehlungen zur Diagnostik der spezifischen Lernstörungen vorgenommen. Die Störungskonzepte dyslexia und dyscalculia wurden wieder in das DSM aufgenommen. Drei spezifische Lernstörungen – die mit Beeinträchtigung im Lesen, mit Beeinträchtigung im schriftsprachlichen Ausdruck und mit Beeinträchtigung in Mathematik – werden unterschieden, die durch störungsrelevante Teilkomponenten näher beschrieben sind. Hierzu gehören bei der Lesestörung drei Teilkomponenten, die Lesegeschwindigkeit, die Lesegenauigkeit und das Leseverständnis. Bei der Störung des schriftsprachlichen Ausdrucks sind es die Rechtschreibfehler, Beeinträchtigung im Bereich der Grammatik und Zeichensetzung und die Beeinträchtigung in der Klarheit und Organisation der Textproduktion. Vier Teilkomponenten sind es bei der Rechenstörung: das eingeschränkte Zahlenverständnis, arithmetische Faktenwissen, schnelle und akkurate Grundrechenfertigkeiten und akkurates mathematisch schlussfolgerndes Denken. Es wird empfohlen, jede Störung einzeln zu kodieren und die Teilkomponenten zu beschreiben. Eine Schweregradbeschreibung wurde neu eingeführt. Die Diagnostik beruht auf einer Vielzahl von Methoden, hierzu gehören Anamnese, klinisches Interview, Schulbericht, Lehrerbewertung, Beurteilungsskalen und psychometrisches Tests. Das IQ-Diskrepanz-Kriterium wurde aufgegeben, das Alters- bzw. Klassen-Diskrepanzkriterium beibehalten. Zur Anwendung wird eine Diskrepanz von 1 bis 2.5 Standardabweichungen empfohlen. Bei allen drei spezifischen Lernstörungen handelt es sich um häufige (Prävalenz 5 %-15 %), früh mit der Unterrichtung beginnende Störungen, die bis ins Erwachsenenalter bestehen bleiben.


Author(s):  
Inge Kamp-Becker ◽  
Klaus Baumann ◽  
Linda Sprenger ◽  
Katja Becker

Fragestellung: Die «Multiple complex developmental disorder» (MCDD) ist ein wenig bekanntes Störungsbild, das durch Auffälligkeiten in der Emotionsregulation, der sozialen Interaktion und Denkstörungen gekennzeichnet ist. Weder im Klassifikationssystem des ICD-10, noch im DSM-IV kommt diese Diagnose vor. Methodik: In der vorliegenden Arbeit wird eine Übersicht über die diagnostischen Kriterien und den aktuellen Forschungsstand zum Konzept der MCDD gegeben und anhand einer Kasuistik eines 17-jährigen Jugendlichen illustriert. Ergebnis: Das Störungsbild der MCDD weist Überschneidungen zu autistischen Störungen, aber auch zu Störungen aus dem schizophrenen Formenkreis auf. Eine klare Abgrenzung bzw. Zuordnung ist bisher nicht eindeutig möglich. Schlussfolgerungen: Viele Fragen bezüglich des Störungsbildes bleiben offen, weitere Forschung ist hier vonnöten.


Suchttherapie ◽  
2015 ◽  
Vol 16 (S 01) ◽  
Author(s):  
D Piontek ◽  
E Gomes de Matos ◽  
L Kraus
Keyword(s):  
Dsm 5 ◽  

2015 ◽  
Vol 12 (02) ◽  
pp. 110-117
Author(s):  
O. Pogarell ◽  
G. Koller
Keyword(s):  
Dsm 5 ◽  
Icd 10 ◽  

Zusammenfassung Hintergrund: Im Jahr 2014 wurde das DSM-IV durch die fünfte Version des Diagnostischen und Statistischen Manuals Psychischer Störungen (DSM-5) abgelöst. In der vorliegenden Übersicht soll auf die Darstellung der Abhängigkeitserkrankungen im DSM-5 (Kapitel: Substance Related and Addictive Disorders, in der Übersetzung: Störungen im Zusammenhang mit psychotropen Substanzen und abhängige Verhaltensweisen) eingegangen werden. Ziel: Nach einem Überblick über die neue Systematik werden die entsprechenden Änderungen und Besonderheiten gegenüber DSM-IV und ICD-10 erläutert, sowie die Rezeption im deutschsprachigen Raum dargestellt.


2014 ◽  
Vol 11 (03) ◽  
pp. 149-155
Author(s):  
M. Zaudig

ZusammenfassungDer vorliegende Artikel beschreibt die aktuellen diagnostischen Entwicklungen im Bereich der Somatoformen Störung unter Zugrundelegung der aktuellen S3-Leitlinien für „Nichtspezifische funktionelle und somatoforme Körperbeschwerden“ und der historischen Entwicklung der Somatoformen Störungen (einschließlich der Hypochondrie). Neben einem Vergleich von ICD-10 mit DSM-IV-TR und DSM-5 werden die neuen Kriterien für Somatic Symptom Disorder und Illness Anxiety Disorder (vormals Hypochondrie) nach DSM-5 vorgestellt und diskutiert.


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