Insulintherapie bei Diabetes mellitus Typ 2: patientenzentriert, rechtzeitig, nutzen-risiko-bilanziert; Standortbestimmung 2019 nach dem ADA/EASD-Konsensus 2018

2020 ◽  
Vol 15 (01) ◽  
pp. 65-75
Author(s):  
Markolf Hanefeld ◽  
Holger Fleischmann ◽  
Thorsten Siegmund ◽  
Jochen Seufert

ZusammenfassungErhöhte Blutzucker- und Fettsäurespiegel schädigen die residuale B-Zell-Regeneration und -Funktion (Glukolipotoxizität) und vermindern die Insulinempfindlichkeit von Muskulatur, Fettgewebe, Leber und Endothel der Gefäßwand. Chronische Hyperglykämie triggert in einem komplexen circulus vitiosus proatherogene und inflammatorische Prozesse, die die Morbidität und Mortalität erhöhen. Die rechtzeitige nutzen-risiko-basierte Therapie mit Insulin schützt nachhaltig die B-Zellen und kann die Progression des Diabetes wesentlich verzögern. Damit verbunden ist eine signifikante Senkung der Inzidenz diabetesbezogener Komplikationen. Langzeitstudien mit intensivierter Glykämiekontrolle und Insulin haben zu der Empfehlung geführt, den HbA1c-Wert von Anfang an unter 6,5–7,0 % zu halten, unter Vermeidung von Hypoglykämien. Die Zielkorridore für Blutzucker und HbA1c-Wert sollten an die individuelle Lebenssituation, eine realistische Einschätzung der Nutzen-Risiko-Bilanz und die Möglichkeiten des Patienten angepasst werden. Langwirksame Basalinsuline ermöglichen einen einfachen Einstieg in die Diabeteskontrolle zu jedem Zeitpunkt der Entgleisung. Dies gilt, wenn Metformin, orale duale oder Triple-Therapien und GLP-1-Rezeptoragonisten nicht länger ausreichen, um die Zielkorridore für Blutzucker und HbA1c-Wert einzuhalten. Rechtzeitiger Einsatz von Insulin ist besonders indiziert für Subtypen mit schwerem Insulinmangel, Patienten mit diabetesbezogenen Komplikationen sowie Individuen mit chronischen Infekten und/oder Sarkopenie. Rechtzeitiger Einsatz von Insulin ist effektiver, sicherer und auch kostengünstiger, da dies hilft, Polypharmazie zu vermeiden.

2016 ◽  
Vol 73 (3) ◽  
pp. 159-165 ◽  
Author(s):  
Min Jeong Kim ◽  
Helmut Hopfer ◽  
Michael Mayr

Zusammenfassung. Verschiedene Nierenerkrankungen können mit erhöhten Harnsäurewerten einhergehen, wobei die pathophysiologischen Vorgänge sich stark unterscheiden. Dies ist nicht nur von akademischer Bedeutung, sondern hat auch wichtige therapeutische Konsequenzen. Während ein massiver und plötzlicher Harnsäure-Anfall im Rahmen eines Tumor-Lyse-Syndroms zum akuten Nierenversagen führen kann, liegen der umstrittenen chronischen Urat-Nephropathie dauerhaft erhöhte Harnsäurewerte zugrunde. Möglicherweise ist hier das entscheidende Agens aber gar nicht die Hyperurikämie per se, sondern Blei, zumindest gibt es diese Assoziation. Bei der Nephrolithiasis mit Harnsäuresteinen ist der entscheidende Faktor nicht wie zu vermuten wäre eine Hyperurikämie oder Hyperurikosurie, sondern eine Azidifikationsstörung auf renaler Ebene mit persistierend tiefem Urin-pH. Es gibt starke Hinweise, dass die beiden metabolischen Erkrankungen Adipositas und der Diabetes mellitus Typ 2 mit Insulinresistenz wichtige pathophysiologische Faktoren in der Entstehung dieser Azidifikationsstörung sind. Patienten mit Harnsäuresteinen sollten deshalb immer auf das Vorliegen dieser metabolischen Faktoren abgeklärt und dementsprechend behandelt werden.


Praxis ◽  
2019 ◽  
Vol 108 (8) ◽  
pp. 527-533
Author(s):  
Heiko Pohl ◽  
Florence Vallelian ◽  
Gregor Herfs

Zusammenfassung. Eine Hyperurikämie kann zu Gicht führen, aber auch das Auftreten weiterer Erkrankungen wie arterielle Hypertonie, Niereninsuffizienz, Diabetes mellitus Typ 2, Myokardinfarkte und Schlaganfälle begünstigen. Harnsäure hat jedoch nicht nur negative Folgen für den Körper, sondern scheint auch eine positive Wirkung auf bestimmte degenerative und entzündliche neurologische Erkrankungen auszuüben. Die Entzündungsreaktion, die bei einem Gichtanfall auftritt, wird durch IL-1β vermittelt. Somit können IL-1- oder IL-1-Rezeptor-Antagonisten eingesetzt werden, wenn Kolchizin, Kortikosteroide und NSAR kontraindiziert oder wirkungslos sind. Medikament der ersten Wahl zur langfristigen Senkung des Harnsäurespiegels ist Allopurinol, das auch eine positive Wirkung auf Komorbiditäten hat.


2018 ◽  
Vol 43 (S 01) ◽  
pp. S72-S75
Author(s):  
Stephan Bischoff

ZusammenfassungAdipositas begünstigt metabolische Folgeerkrankungen, z. B. eine Fettlebererkrankung oder Diabetes mellitus Typ 2. Die Konzepte zur Therapie der Adipositas sind vielfältig. Für eine erfolgreiche Gewichtsreduktion muss durch Umstellung des Lebensstils eine negative Energiebilanz erreicht werden. Neben der Erhöhung der körperlichen Aktivität sollte auch die Energieaufnahme reduziert werden. Dabei spielen Fettreduktion und Kohlenhydratreduktion eine gleichermaßen wichtige Rolle. Insbesondere die Reduktion/Limitation der Aufnahme von Zucker ist dabei ein wichtiger Ansatz. Neben der offensichtlichen Gewichtszunahme ist ein hoher Zuckerkonsum für pathologische Prozesse im Darm verantwortlich wie beispielsweise die Induktion einer Darmdysbiose und die Erhöhung der Darmpermeabilität, welche für die Entwicklung von metabolischen Folgeerkrankungen relevant sind. Besonders der Fruktose werden solche negativen Eigenschaften zugeschrieben, wenn sie in hohen Konzentrationen konsumiert wird. Eine beschränkte Fruktosezufuhr (< 50 g/d) ist daher bei Adipositas sinnvoll.


2009 ◽  
Vol 4 (S 01) ◽  
Author(s):  
A Mandecka ◽  
W Hunger-Battefeld ◽  
C Kloos ◽  
N Müller ◽  
J Dawczynski ◽  
...  

2011 ◽  
Vol 6 (S 01) ◽  
Author(s):  
B Mielke ◽  
T Heller ◽  
C Kloos ◽  
S Rechtacek ◽  
T Rechtacek ◽  
...  

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