Ernährungsteams in hessischen Akutkrankenhäusern

2021 ◽  
Vol 46 (05) ◽  
pp. 299-306
Author(s):  
Sigrid Ursula Hahn ◽  
Melanie Ferschke

ZusammenfassungMangel- und Fehlernährung spielt in Krankenhäusern nach wie vor eine große Rolle. Multidisziplinäre Ernährungsteams, die sich aus Medizinern, Ernährungstherapeuten (Diätassistenten, Oecotrophologen oder Ernährungswissenschaftlern), Pflegkräften und gegebenenfalls weiteren Berufsgruppen wie Pharmazeuten, Mitarbeiter aus der Küche, Logopäden etc. zusammensetzen, bieten die Chance Ernährungsprobleme frühzeitig zu erkennen und zu therapieren. Daher wird die Etablierung solcher Teams seit Jahren gefordert. Bislang fehlen allerdings Daten, die die Versorgung von Krankenhäusern in Deutschland mit Ernährungsteams aufzeigen und auch über die tatsächliche Zusammensetzung und Aufgaben der Teams fehlen Informationen. Ziel der vorliegenden Arbeit war es daher, in einer Pilotstudie die Situation in hessischen Akutkrankenhäusern zu erfassen. Es wurde ein Fragebogen als Onlineerhebungstool entwickelt, mit dem die Ausstattung der Häuser mit Ernährungsteams, die Zusammensetzung der Teams und ihre Aufgaben sowie Informationen zur Finanzierung des Supports erhoben wurden. Es wurden 127 Kliniken angeschrieben. An der Studie nahmen 12 Kliniken teil. Acht Häuser verfügen über ein Ernährungsteam. Die Zusammensetzung der Teams ist unterschiedlich und entspricht nicht den Leitlinien der DGEM. Aufgabenschwerpunkt sind: Mangelernährung, Versorgung nach großen chirurgischen Eingriffen, enterale und parenterale Ernährung, Lebensmittelunverträglichkeiten. Die Bedeutung der Ernährungsteams wird insbesondere in der Verbesserung der Ernährungsversorgung und einer damit einhergehenden verbesserten Lebensqualität gesehen. Insgesamt weist die Studie auf eine unzureichende Versorgung hessischer Akutkliniken mit Ernährungsteams hin. Eine bundesweite Erhebung zum Ernährungssupport in deutschen Krankenhäusern ist dringend erforderlich.

2011 ◽  
Vol 11 (02) ◽  
pp. 85-87
Author(s):  
M. B. Krawinkel

ZusammenfassungLangzeitige parenterale Ernährung stellt wesentlich höhere Anforderung an Arzt, Pflegepersonal und Zulieferer als die auf Intensivstationen praktizierte parenterale Ernährung. Die Darmtransplantation ist 2011 nicht so ausgereift, dass nicht für jeden Patienten alle Chancen der oralen, enteralen und parenteralen Ernährung genutzt werden müssten. Orientierung an Leitlinien ist unverzichtbar für die Versorgungs- und damit die Lebensqualität der Kinder mit chronischem Darmversagen. Die parenterale Ernährung wird zu Hause durchgeführt, was die Familien vor große Herausforderungen stellt. Wenn mehr als eine Infektion pro 1000 Kathetertage auftreten, müssen die Servicequalität hinterfragt und spezifische Ursachen gesucht werden. Der früher oft auftretenden Lebererkrankung unter parenteraler Ernährung kann effektiv vorgebeugt werden, z. B. durch geeignete Lösungen und Materialien, orale Nahrungszufuhr und effektive nicht lebertoxische Behandlung von Infektionen. Unter optimierten Betreuungsbedingungen können die Kinder normales Wachstum und eine gute Lebensqualität erreichen; bei Problemen sollte die Überweisung in ein Zentrum erwogen werden, um die guten Lebenschancen der Kinder zu wahren.


2018 ◽  
Author(s):  
M Schidrich ◽  
B Zapletal ◽  
I Sulz ◽  
M Anwar ◽  
J Geilen ◽  
...  

2018 ◽  
Vol 143 (24) ◽  
pp. 1759-1764
Author(s):  
Alexander Koch ◽  
Lukas Bündgens ◽  
Ulf Herbers ◽  
Christian Trautwein ◽  
Frank Tacke

Was ist neu? Identifikation von Intensivpatienten mit hohem Risiko einer Mangelernährung Mehr als 50 % der Intensivpatienten weisen bereits bei Aufnahme eine unspezifische Mangelernährung auf, jeder 10. Patient eine Protein-Energie-Mangelernährung. Bei lediglich ⅓ der Intensivpatienten ist keine Mangelernährung nachweisbar. Die Sterblichkeit von Intensivpatienten mit unspezifischer und/oder Protein-Energie-Mangelernährung ist erhöht. Zur Identifikation dieser Risikopatienten sind klinische Scores wie der NRS 2002 etabliert. Ernährungstherapie kritisch kranker Patienten Zur Ernährungstherapie kritisch kranker Patienten gibt es neue evidenzbasierte europäische (ESPEN) und deutsche Leitlinien (DGEM). Energiebedarf Die indirekte Kalorimetrie ist weiterhin der Goldstandard zur Bestimmung des Energiebedarfs. Ist eine Kalorimetrie nicht verfügbar, sollte im klinischen Alltag der Energiebedarf in der Akutphase mit 24 kcal/kg KG/d (DGEM-Leitlinie) bzw. 20 – 25 kcal/kg KG/d (ESPEN-Leitlinie) bei nicht adipösen Patienten (BMI < 30 kg/m2) abgeschätzt werden. Bei adipösen Patienten mit einem BMI von 30 – 50 kg/m2 sollte ein Energieziel von 11 – 14 kcal/kg KG/d (tatsächliches Körpergewicht) und bei Patienten mit einem BMI > 50 kg/m2 eines von 22 – 25 kcal/kg (ideales Körpergewicht) erreicht werden. Proteinbedarf Der Proteinbedarf kritisch kranker Patienten liegt bei 1,2 – 1,3 g/kg KG/d tatsächliches aktuelles Körpergewicht. In der frühen Akutphase (Tag 1 – 3) sollte die Ernährung mit 75 % des Proteinziels begonnen und bis zum Ende dieser Phase auf 100 % gesteigert werden, um eine prognostisch ungünstige hyperkalorische Ernährung in der Akutphase zu vermeiden. Start der Ernährungstherapie: wann und wie? Die Ernährungstherapie von Intensivpatienten soll innerhalb von 24 – 48 h nach Aufnahme in Form einer frühen enteralen Ernährung initiiert werden. Zeitpunkt des Erreichens des kalorischen Ziels In zwei großen prospektiven, randomisierten, multizentrischen klinischen Studien (CALORIE und NUTRIREA-2) wurde gezeigt, dass parenterale und enterale Ernährung bei kritisch kranken Patienten in den wichtigen klinischen Endpunkten vergleichbar sind. Eine supplementierende parenterale Ernährung kann in der Akutphase sinnvoll sein, falls das angestrebte (hypokalorische) Energieziel mit enteraler Ernährung allein nicht zu erreichen ist, eine prognostisch ungünstige hyperkalorische Ernährung muss jedoch vermieden werden. Probiotika Die routinemäßige Anwendung von Probiotika in der Intensivmedizin wird nicht empfohlen. Gastrale oder post-pylorische Ernährung? Standardapplikationsweg einer enteralen Ernährung sind gastrale Sonden.


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