Zusammenfassung: Fragestellung: Der Langzeitverlauf der Lese-Rechtschreibstörung bis ins Erwachsenenalter ist bisher kaum untersucht, insbesondere liegen kaum Studien mit deutschsprachigen Kindern vor. Anhand einer Katamnesestudie von ehemaligen Schülern der Christophorus Schule Oberurff wird die Entwicklung der Rechtschreibleistung, der Intelligenz, der psychischen und sozialen Entwicklung von lese- und rechtschreibschwachen Schülern untersucht. Methode: 29 ehemalige Schüler wurden im Durchschnitt nach 20 Jahren nachuntersucht. Die Rechtschreibleistung wurde mit dem Mannheimer Rechtschreibtest (MRT), die Psychische Befindlichkeit mit der Symptom-Checkliste von Derogatis (SCL-90), der Berufserfolg mit der «Magnitude-Prestigeskala» nach Wegener, die Intelligenz mit dem Culture Fair Intelligenztest (CFT 20) und die subjektive Beurteilung mit einem selbst entwickelten Fragebogen erfasst. Ergebnisse: Im Mittel hat sich die Stichprobe um eine halbe Standardabweichung in der Rechtschreibleistung verbessert. Das Berufsprestige der Stichprobe liegt fast Dreiviertel über dem Durchschnittsbereich. Signifikante Auffälligkeiten hinsichtlich psychischer Symptome fanden sich nicht. Schlussfolgerung: Insgesamt ist die psychische und soziale Entwicklung der ehemaligen Internatsschüler sehr gut. In der Rechtschreibleistung liegt die Stichprobe im Mittel im unteren Durchschnittsbereich. Bei der Stichprobe können sowohl der hohe IQ, das hohe Berufsprestige der Väter und die lang andauernde Förderung sich positiv auf die Entwicklung ausgewirkt haben.