Hypersexualität unter Aripiprazol

2011 ◽  
Vol 30 (08) ◽  
pp. 608-609 ◽  
Author(s):  
B. J. Connemann ◽  
H.-J. Maxon ◽  
M. Schmid

ZusammenfassungSexuelle Funktionsstörungen bei an Schizophrenie leidenden Patienten finden trotz hoher Prävalenz in der klinischen Praxis weiterhin wenig Beachtung. Meist führt eine Antipsychotika-induzierte Hyperprolaktinämie zu verminderter Libido oder anderen sexuellen Funktionsstörungen.Wir berichten den Fall einer 42-jährigen an einer schizoaffektiven Störung leidenden Patientin, bei der es unter Aripiprazol zu vermehrter sexueller Appetenz und Libido gekommen ist. Neben einem fehlenden Einfluss auf das Prolaktinsystem, welches vermutlich die Antipsychotika-induzierte sexuelle Dysfunktion bedingt, kann angenommen werden, dass Aripiprazol das mesolimbische Dopaminsystem über einen partialagonistischen D2-Rezeptoreffekt stimuliert und zu einer vermehrten sexuellen Appetenz führt. Dieser stimulierende Effekt könnte bei Antipsychotika-induzierten sexuellen Funktionsstörungen genutzt werden. Jedoch sollten Symptome wie Hypersexualität oder vermehrte sexuelle Appetenz unter Aripiprazol explizit erfragt werden.

2007 ◽  
Vol 26 (08) ◽  
pp. 690-698
Author(s):  
K.-U. Kühn ◽  
J. Westheide

ZusammenfassungSexuelle Funktionsstörungen stellen eine häufige unerwünschte Nebenwirkung von Psychopharmaka dar, bei männlichen Patienten treten insbesondere die Ejakulationsstörung und die erektile Dysfunktion auf. Trotz ihrer hohen Prävalenz werden sie in der psychiatrischen Diagnostik nicht ausreichend erfasst. Die medikamentöse Compliance kann durch diese Nebenwirkungen deutlich reduziert werden, insbesondere wenn die Patienten die psychotrope Medikation für ihre sexuellen Dysfunktionen verantwortlich machen. Pharmakainduzierte sexuelle Funktionsstörungen können in jeder Phase der menschlichen sexuellen Reaktion auftreten. Grundsätzlich ist zu beachten, dass der pharmakogene vom morbogenen Einfluss getrennt betrachtet werden muss und der Einfluss von Psychopharmaka alleine auf die Sexualität nicht überbewertet werden darf. Bei der Behandlung von antidepressiva-induzierter erektiler Dysfunktion haben sich PDE-5 Hemmer bewährt. Hinsichtlich neuroleptika-induzierter sexueller Funktionsstörungen kann ein Wechsel zu einem nicht-prolaktin erhöhenden Antipsychotikum hilfreich sein.


Praxis ◽  
2006 ◽  
Vol 95 (7) ◽  
pp. 226-231
Author(s):  
Lambreva ◽  
Klaghofer ◽  
Buddeberg

Sexuelle Funktionsstörungen kommen in der Allgemeinbevölkerung relativ häufig vor. Ein wesentlicher Teil der Zuweisungen an spezialisierte sexualmedizinische Einrichtungen kommt von Ärztinnen und Ärzten der Grundversorgung. Methodik: Mittels Fragebogen wurden alle Patientinnen und Patienten, welche 2002–2004 in einem Zeitraum von 18 Monate Hilfe an der Sexualmedizinischen Sprechstunde des Universitätsspitals Zürich suchten, zu Behandlungsbeginn zu verschiedenen psychosozialen Merkmalen und Aspekten ihrer Sexualität befragt. Resultate: Es konnten 43 Frauen (48.3%) und 46 Männer (51.7%) untersucht werden. Die Frauen waren mit einem Durchschnittsalter von 33.8 Jahren um 10 Jahre jünger als die Männer mit 43.5 Jahren. Die häufigste Störung war bei den Frauen Mangel oder Verlust von sexuellem Verlangen (51.2%), gefolgt von nichtorganischem Vaginismus (20.9%) und Orgasmusstörung (11.6%), bei den Männern eine Erektionsstörung (50.0%), gefolgt von Ejaculatio praecox (26.1%) und Mangel oder Verlust von sexuellem Verlangen (15.2%). Die Befragten zeigten deutlich tiefere Werte in ihrem Kohärenzgefühl (SOC) als Männer und Frauen aus der Durchschnittsbevölkerung. Die Probanden waren deutlich ängstlicher als Personen aus der Gesamtbevölkerung, wobei die untersuchten Männer auch deutlich depressiver als die Männer aus der Durchschnittsbevölkerung und als die Frauen aus der Stichprobe waren. Die Männer gaben trotz ihren sexuellen Problemen signifikant häufiger als die Frauen sexuelle Wünsche, Bedürfnisse sowie sexuelle Aktivitäten an. Schlussfolgerung: Da Männer und Frauen, welche unter sexuellen Funktionsstörungen leiden, ängstlicher sind als Personen der Durchschnittsbevölkerung, ist ein vorsichtiges, aber aktives Ansprechen sexueller Fragen und Themen seitens des Arztes/der Ärztin erforderlich.


2016 ◽  
Vol 35 (09) ◽  
pp. 575-581
Author(s):  
B. Abler ◽  
H. Graf ◽  
K. Malejko

ZusammenfassungSexuelle Funktionsstörungen treten häufig in der Therapie mit monoaminerg wirksamen Antidepressiva, insbesondere unter der Einnahme von selektiven Serotoninwiederaufnahmehemmern auf und beeinträchtigen neben der Lebensqualität in erheblichem Maße die Therapieadhärenz der Betroffenen. Trotz der zunehmenden klinischen Relevanz dieser unerwünschten Arzneimittelwirkung (UAW) konnten die zentralen Mechanismen der sexuellen Dysfunktion unter antidepressiver Medikation nicht hinreichend aufgeklärt werden. In einem umfangreichen Forschungsprogramm untersuchten wir gesunde männliche Probanden mit pharmakologisch gestützter funktioneller Magnetresonanztomografie (pharmako-fMRT) und visueller erotischer Stimulation unter der Einnahme verschiedener antidepressiv wirksamer Substanzen, um die monoaminergen Wirkprinzipien auf neuronalen Korrelate sexueller Stimulation aufzuklären und stellen unsere Ergebnisse in dem folgenden Übersichtsartikel dar.


2012 ◽  
Vol 09 (04) ◽  
pp. 215-225
Author(s):  
M.M. Berner

ZusammenfassungSexuelle Probleme sind in der Allgemeinbevölkerung wie auch in der psychiatrisch-psychotherapeutischen Praxis häufig. Die ICD-10 listet die Mehrzahl der sexuellen Störungen im F-Kapitel der psychischen Störungen auf. In der psychiatrisch-psychotherapeutischen Aus-, Fort- und Weiterbindung nehmen sie jedoch keinen großen Raum ein. Viele Ärzte setzen sich nur wenig mit der Sexualanamnese der Patienten auseinander. Der Artikel erläutert an drei Beispielen die Relevanz der Sexualmedizin für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie: Sexuelle Funktionsstörungen als häufigste Problemstellungen, Paraphilien als forensisch relevante Symptomatik mit großen Vorurteilen in der Bevölkerung und Transsexualität, deren Behandlung konsequent interdisziplinäre Ansätze erfordert und lebensverändernde Konsequenzen für die Betroffenen hat. Aus diesen Beispielen wird die Wichtigkeit der vertieften Beschäftigung mit der Thematik und der Auseinandersetzung mit diesem Aspekt der Psychosomatik für den Praktiker ersichtlich. Das gilt jedoch auch für das gesamte Fach mit seinen entsprechenden Curricula.


1989 ◽  
pp. 97-99
Author(s):  
Eva Vanscheidt ◽  
Wolfgang Vanscheidt

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