Psychosoziale Aspekte bei Patientinnen und Patienten mit sexuellen Funktionsstörungen

Praxis ◽  
2006 ◽  
Vol 95 (7) ◽  
pp. 226-231
Author(s):  
Lambreva ◽  
Klaghofer ◽  
Buddeberg

Sexuelle Funktionsstörungen kommen in der Allgemeinbevölkerung relativ häufig vor. Ein wesentlicher Teil der Zuweisungen an spezialisierte sexualmedizinische Einrichtungen kommt von Ärztinnen und Ärzten der Grundversorgung. Methodik: Mittels Fragebogen wurden alle Patientinnen und Patienten, welche 2002–2004 in einem Zeitraum von 18 Monate Hilfe an der Sexualmedizinischen Sprechstunde des Universitätsspitals Zürich suchten, zu Behandlungsbeginn zu verschiedenen psychosozialen Merkmalen und Aspekten ihrer Sexualität befragt. Resultate: Es konnten 43 Frauen (48.3%) und 46 Männer (51.7%) untersucht werden. Die Frauen waren mit einem Durchschnittsalter von 33.8 Jahren um 10 Jahre jünger als die Männer mit 43.5 Jahren. Die häufigste Störung war bei den Frauen Mangel oder Verlust von sexuellem Verlangen (51.2%), gefolgt von nichtorganischem Vaginismus (20.9%) und Orgasmusstörung (11.6%), bei den Männern eine Erektionsstörung (50.0%), gefolgt von Ejaculatio praecox (26.1%) und Mangel oder Verlust von sexuellem Verlangen (15.2%). Die Befragten zeigten deutlich tiefere Werte in ihrem Kohärenzgefühl (SOC) als Männer und Frauen aus der Durchschnittsbevölkerung. Die Probanden waren deutlich ängstlicher als Personen aus der Gesamtbevölkerung, wobei die untersuchten Männer auch deutlich depressiver als die Männer aus der Durchschnittsbevölkerung und als die Frauen aus der Stichprobe waren. Die Männer gaben trotz ihren sexuellen Problemen signifikant häufiger als die Frauen sexuelle Wünsche, Bedürfnisse sowie sexuelle Aktivitäten an. Schlussfolgerung: Da Männer und Frauen, welche unter sexuellen Funktionsstörungen leiden, ängstlicher sind als Personen der Durchschnittsbevölkerung, ist ein vorsichtiges, aber aktives Ansprechen sexueller Fragen und Themen seitens des Arztes/der Ärztin erforderlich.

2014 ◽  
Vol 71 (8) ◽  
pp. 509-513 ◽  
Author(s):  
Manuel Battegay ◽  
David Hans-U. Haerry ◽  
Jan Fehr ◽  
Cornelia Staehelin ◽  
Gilles Wandeler ◽  
...  

Psychosoziale Faktoren spielen eine zentrale Rolle in der Behandlung der HIV-Infektion. Sie beeinflussen die Bereitschaft der Patienten, die antiretrovirale Therapie zu beginnen und langfristig erfolgreich einzunehmen. Angst begleitet in unterschiedlichem Ausmaß den ganzen Verlauf der HIV-Infektion, vom „Diagnoseschock“ bis zum Entscheid, eine Therapie zu beginnen. Dies stellt insbesondere eine Herausforderung bei Patienten mit psychiatrischen Komorbiditäten wie Depression oder Suchtkrankheiten und ihren behandelnden Ärzten dar. Stigmatisierung und Diskriminierung im sozialen Umfeld, vom engen familiären Kreis bis hin zum Arbeitsplatz und im Alltag, betreffen die meisten HIV-infizierten Menschen, vor allem Drogenkonsumenten und Migranten. Die Erkennung und Berücksichtigung von psychosozialen Aspekten ist eine der Voraussetzungen für eine erfolgreiche, langfristige HIV-Behandlung.


2003 ◽  
Vol 03 (05) ◽  
pp. 176-181
Author(s):  
Claudia Bittner ◽  
Wolfgang von Schütz ◽  
Thomas Danne ◽  
Karin Lange

ZusammenfassungDie Diabetestherapie stellt im Alltag erhebliche Anforderungen an Kinder, Jugendliche und ihre Familien. Die gleichzeitig zu bewältigenden normalen Entwicklungsaufgaben können es jedoch schwer machen, eine intensivierte Insulintherapie erfolgreich umzusetzen. Psychosoziale Faktoren, z. B. sozioökonomische Probleme, Familienkonflikte oder psychische Erkrankungen, können die Therapie zusätzlich beeinträchtigen. Eine gute Stoffwechseleinstellung lässt sich deshalb nur erreichen, wenn alle Familienmitglieder umfassend über die praktische Umsetzung der Therapie informiert sind. Verschiedene psychosoziale Interventionen tragen dazu bei, die körperliche und seelische Gesundheit der Kinder und Jugendlichen zu erhalten. Multiprofessionelle pädiatrische Diabetesteams haben die Aufgabe, Familien darin zu unterstützen, eine gute Diabetesbehandlung mit einem normalen kindgerechten Alltag zu verbinden. Die medizinische Behandlung sollte dabei durch eine psychologisch fundierte Betreuung der Familien begleitet werden.


2016 ◽  
Vol 35 (09) ◽  
pp. 575-581
Author(s):  
B. Abler ◽  
H. Graf ◽  
K. Malejko

ZusammenfassungSexuelle Funktionsstörungen treten häufig in der Therapie mit monoaminerg wirksamen Antidepressiva, insbesondere unter der Einnahme von selektiven Serotoninwiederaufnahmehemmern auf und beeinträchtigen neben der Lebensqualität in erheblichem Maße die Therapieadhärenz der Betroffenen. Trotz der zunehmenden klinischen Relevanz dieser unerwünschten Arzneimittelwirkung (UAW) konnten die zentralen Mechanismen der sexuellen Dysfunktion unter antidepressiver Medikation nicht hinreichend aufgeklärt werden. In einem umfangreichen Forschungsprogramm untersuchten wir gesunde männliche Probanden mit pharmakologisch gestützter funktioneller Magnetresonanztomografie (pharmako-fMRT) und visueller erotischer Stimulation unter der Einnahme verschiedener antidepressiv wirksamer Substanzen, um die monoaminergen Wirkprinzipien auf neuronalen Korrelate sexueller Stimulation aufzuklären und stellen unsere Ergebnisse in dem folgenden Übersichtsartikel dar.


2011 ◽  
Vol 30 (08) ◽  
pp. 608-609 ◽  
Author(s):  
B. J. Connemann ◽  
H.-J. Maxon ◽  
M. Schmid

ZusammenfassungSexuelle Funktionsstörungen bei an Schizophrenie leidenden Patienten finden trotz hoher Prävalenz in der klinischen Praxis weiterhin wenig Beachtung. Meist führt eine Antipsychotika-induzierte Hyperprolaktinämie zu verminderter Libido oder anderen sexuellen Funktionsstörungen.Wir berichten den Fall einer 42-jährigen an einer schizoaffektiven Störung leidenden Patientin, bei der es unter Aripiprazol zu vermehrter sexueller Appetenz und Libido gekommen ist. Neben einem fehlenden Einfluss auf das Prolaktinsystem, welches vermutlich die Antipsychotika-induzierte sexuelle Dysfunktion bedingt, kann angenommen werden, dass Aripiprazol das mesolimbische Dopaminsystem über einen partialagonistischen D2-Rezeptoreffekt stimuliert und zu einer vermehrten sexuellen Appetenz führt. Dieser stimulierende Effekt könnte bei Antipsychotika-induzierten sexuellen Funktionsstörungen genutzt werden. Jedoch sollten Symptome wie Hypersexualität oder vermehrte sexuelle Appetenz unter Aripiprazol explizit erfragt werden.


2012 ◽  
Vol 09 (04) ◽  
pp. 215-225
Author(s):  
M.M. Berner

ZusammenfassungSexuelle Probleme sind in der Allgemeinbevölkerung wie auch in der psychiatrisch-psychotherapeutischen Praxis häufig. Die ICD-10 listet die Mehrzahl der sexuellen Störungen im F-Kapitel der psychischen Störungen auf. In der psychiatrisch-psychotherapeutischen Aus-, Fort- und Weiterbindung nehmen sie jedoch keinen großen Raum ein. Viele Ärzte setzen sich nur wenig mit der Sexualanamnese der Patienten auseinander. Der Artikel erläutert an drei Beispielen die Relevanz der Sexualmedizin für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie: Sexuelle Funktionsstörungen als häufigste Problemstellungen, Paraphilien als forensisch relevante Symptomatik mit großen Vorurteilen in der Bevölkerung und Transsexualität, deren Behandlung konsequent interdisziplinäre Ansätze erfordert und lebensverändernde Konsequenzen für die Betroffenen hat. Aus diesen Beispielen wird die Wichtigkeit der vertieften Beschäftigung mit der Thematik und der Auseinandersetzung mit diesem Aspekt der Psychosomatik für den Praktiker ersichtlich. Das gilt jedoch auch für das gesamte Fach mit seinen entsprechenden Curricula.


VPT Magazin ◽  
2019 ◽  
Vol 05 (08) ◽  
pp. 16-17 ◽  
Author(s):  
Jan Carl Otto

ZusammenfassungPsychische und soziale Faktoren beeinflussen bei Patienten mit chronischen unspezifischen Rückenschmerzen maßgeblich den Therapieverlauf und den Behandlungserfolg. Gefragt sind empathische und kompetenzvermittelnde Therapeuten, die bereits bei der Anamnese psychosoziale Aspekte erfassen und ein multimodales Bahandlungskonzept aufstellen. Hierbei lernen Patienten, ihre Erwartungshaltung zu reformieren, wodurch sie Schmerzen anders bewerten und empfinden.


Author(s):  
T Müller-Tasch ◽  
D Schellberg ◽  
C Zugck ◽  
G Raupp ◽  
W Herzog ◽  
...  

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