Konstruktive interkulturelle Organisationsentwicklung durch paradigmatische Perspektivenvielfalt

Author(s):  
Christoph Barmeyer

Zusammenfassung Organisationsentwicklung hat zum Ziel, das Problemlösungspotenzial und die Selbsterneuerungsfähigkeit von Organisationen zu erhöhen. Dabei versucht Organisationsentwicklung die Zielerreichung der Organisation unter gleichzeitiger Einbeziehung der Bedürfnisse der Mitarbeiter und anderer involvierter Stakeholder zu unterstützen. Im interkulturellen Kontext ist Organisationsentwicklung zusätzlich mit Herausforderungen konfrontiert, die zum Beispiel das unterschiedliche Verständnis von Organisationen als soziale Systeme oder die Beteiligung und Mitwirkung von Mitarbeitern an Entscheidungen und Arbeitsprozessen betrifft. Zentral für gelingende Interkulturalität ist Perspektivenvielfalt, denn in einem interpretativen Verständnis wird Wirklichkeit konstruiert und hängt von den Hintergründen und Sichtweisen der beteiligten Akteure ab. Dieser multiparadigmatische Ethnorelativismus kann dabei helfen Interkulturalität in Organisationen in ihrer Vielfalt und Differenziertheit zu erfassen. In diesem Artikel werden zentrale Themenfelder der interkulturellen Organisationsentwicklung multiperspektivisch anhand multipler Kulturen und unterschiedlicher paradigmatischer Grundhaltungen illustriert. Multiperspektivische Sichtweisen zeigen in Richtung einer konstruktiven interkulturellen Organisationsentwicklung, die kulturelle Vielfalt in Lern- und Entwicklungsprozesse überführt.

2013 ◽  
Author(s):  
Eduard Kaeser

«Selbstverständlich leugne ich nicht die kulturelle Vielfalt und die kulturelle Verwurzelung des Menschen. Nur allzu häufig werden aber Konflikte im Namen von Kultur oder Ethnie geschürt und ich glaube, man kann diese Konflikte entschärfen, indem man sie ‹entkulturalisiert›.» (Eduard Kaeser) Multikulturalismus ist heute medial und politisch omnipräsent. Werte-Pluralisten stehen den Bewahrern ‹westlicher› Werte gegenüber, die diese vorzugsweise gegen islamische zu verteidigen suchen; Analysen von Konflikten zwischen Kulturen rangieren spätestens seit Huntingtons Clash of Civilisations hoch in der Ökonomie publizistischer Aufmerksamkeit. Doch was ist eigentlich Multikulturalismus? Eduard Kaeser nimmt in seinem Essay den Multikulturalismus noch einmal unter die Lupe und stellt Fragen: Was heißt überhaupt Kultur, wenn heute von Kultur in so unterschiedlichen Bedeutungen gesprochen wird wie der östlichen und westlichen Kultur, der Wissenskultur, der Kultur der Gewalt, aber auch der Kultur von Fanclubs und Gangs? Wo ist der Multikulturalismus zu verorten zwischen Realität und Ideologie? Welche Hindernisse stehen dem friedlichen Zusammenleben von Menschen mit unterschiedlichem kulturellem Hintergrund im Wege und wie können diese überwunden werden? Und ist es in einer Welt mit so unterschiedlichen Traditionen, Sitten und Gebräuchen überhaupt möglich, universelle Werte wie Menschenrechte zu begründen und zu verteidigen? Eduard Kaesers Essay ist ein Plädoyer für eine säkular-liberale Sicht des Menschen und des Staates, mit den Menschenrechten als universalistischem Kern. Kaeser vergisst indes weder die kulturelle Vielfalt der Welt und der modernen westlichen Gesellschaften noch die kulturelle Verwurzelung der Menschen. Der Mensch ist ein lokales Wesen: Das meiste, was wir tun und lassen, ist geprägt von lokaler Sitte. Sie sitzt uns tief unter der Haut. Wenn sich Menschen begegnen, begegnen sich immer auch Sitten und Bräuche, also Normen im weitesten Sinn. Fast alles, was wir tun und lassen, ist durchsetzt von solchen impliziten und expliziten Normen, die dazu neigen, miteinander zu kollidieren. Es ist anspruchsvoll, fremde und zum Teil auch befremdende Sitten, Bräuche und Traditionen wirklich zu verstehen und anzuerkennen. Das ändern auch die makellosesten rationalen Argumente nicht. Der Universalismus beginnt für Kaeser ganz unten, abseits vom Lärm um Leitkultur. Vielleicht ist die Zeit reif, den Versuch einer Neudefinition des Universalismus zu wagen, und zwar nicht von oben, aus der Sicht von allgemeinen, allen einleuchtenden Prinzipien, sondern von unten, aus der alltäglichen Praxis von Menschen in heutigen heterogenen Gesellschaften, von Menschen, die immer schon interkulturell miteinander ‹zu tun haben›. Aus dem Inhalt: Vorwort Holzwege Kultur – ein gefährlicher Begriff Die Provinzen in unseren Köpfen Zwei Sackgassen des Multikulturalismus Hindernisse Idole des interkulturellen Verständnisses Die Trägheit der Tradition Der latente Rassismus Das Kreuz mit der Religion Reinheit als Gewalt Horizonte Im Xenotop Koevolution statt Integration Universalismus von unten Anmerkungen


2011 ◽  
Author(s):  
Margot Berghaus

Niklas Luhmann ist einer der großen Gesellschaftsanalytiker des 20. Jahrhunderts. Er untersucht die Gesellschaft und ihre Teilbereiche als soziale Systeme, die allein aus Kommunikation bestehen. In den Sozial-, Kultur-, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften genießt seine Theorie hohes Ansehen. Der Zugang allerdings fällt schwer: Luhmanns Werk ist komplex, die Sprache kompliziert. Dieses Buch bietet wertvolle Hilfe. Es schließt die Theorie auf leicht verständliche Weise auf. Dafür sorgen die klare Darstellung des Stoffes in überschaubaren Schritten sowie zahlreiche Beispiele, Schaubilder und Cartoons. Der Text ist bewusst einfach gehalten, aber auch Luhmann selbst kommt in vielen Zitaten zu Wort. Leser – auch Studienanfänger ohne Vorkenntnisse – finden so den Einstieg mit Leichtigkeit und Vergnügen. „Eine vorzügliche, vergnüglich zu lesende Einführung in Luhmanns Theorie." (literaturkritik.de)


2007 ◽  
Vol 13 (1-2) ◽  
Author(s):  
Jürgen Jost ◽  
Eckehard Olbrich
Keyword(s):  

ZusammenfassungEin einflussreiches Paradigma in der Untersuchung komplexer Systeme versucht biologische und soziale Systeme als »quasi-physikalische« Systeme zu verstehen, d.h. Systeme, in denen die Elemente nach Regeln interagieren, die wie physikalische Gesetze behandelt werden können, und die durch Prozesse der Selbstorganisation zur Emergenz von Strukturen auf höheren Ebenen führen. Dabei bleibt aber unklar, worin das spezifisch Biologische oder Soziale dieser Systeme besteht. Für soziale Systeme bietet Luhmanns Theorie eine Alternative, welche von Kommunikationen als grundlegenden Elementen ausgeht, die durch ihr selbstreferentielles Operieren soziale Systeme konstituieren. Mit dem Ziel einer mathematischen Formalisierung dieser Konzepte quantifizieren wir in diesem Beitrag den Luhmannschen Komplexitätsbegriff und formalisieren Kommunikation als Operation auf Erwartungen, die durch parametrisierte Wahrscheinlichkeitsverteilungen repräsentiert werden. Wenn sich dann diese Erwartungen wieder auf derartige Parameter statt direkt auf Fremdreferenzen beziehen, ermöglicht dies eine Komplexitätsreduktion durch eine Ausmittelung und Erfassung von Regularitäten über eine längere Zeitskala. Wenn gemeinsame Bedeutungen etabliert sind, kann dies wiederum zur Bildung eines kommunikativen Systems durch selbstreferentiellen Anschluss führen.


2021 ◽  
Author(s):  
K Molzberger ◽  
V Krobisch ◽  
PT Sonntag ◽  
D Zakharova ◽  
L Schenk
Keyword(s):  

Author(s):  
Stefan Rinke ◽  
Georg Fischer ◽  
Frederik Schulze
Keyword(s):  

Sign in / Sign up

Export Citation Format

Share Document