Pflege aus der Distanz

Author(s):  
Annette Franke
Keyword(s):  

Das Thema Unterstützung für pflegeund hilfebedürftige Angehörige über eine räumliche Distanz hinweg ist ein in Deutschland immer noch kaum untersuchtes Phänomen. Dies gilt auch für die Frage nach emotionalen Überlastungen und psychomentalen Beanspruchungen der pflegenden Angehörigen auf Distanz als sogenannte »Distance Caregivers«. Der vorliegende Beitrag basiert auf quantitativen und qualitativen Interviewdaten von N = 35 »Distance Caregivers« in Deutschland, die zum Zeitpunkt der Datenerhebung eine mindestens 60 Jahre alte Person betreuten. Eingebettet ist die Empirie im Rahmen des BMBF-geförderten Forschungsprojektes »DiCa – Distance Caregiving: Pflegeund Hilfepotenziale über nationale Distanzen und internationale Grenzen hinweg«. Die Darstellung erfolgt zum einen durch deskriptive Analysen standardisierter Instrumente zum allgemeinen Gesundheitszustand, Lebenszufriedenheit und Stresserleben. Die qualitativen Befunde basieren auf der strukturierenden Inhaltsanalyse nach Mayring. Die Ergebnisse zeigen, dass die räumliche Distanz den »Distance Caregivers« einerseits ermöglicht, sich emotional stärker von der Pflege abzugrenzen und die Zufriedenheit beispielsweise mit dem eigenen Gesundheitszustand relativ hoch ist. Andererseits können durch die Entfernung negative Folgen für die mentale Gesundheit entstehen wie beispielsweise Kontrollverlust, Schuldgefühle oder Zukunftsängste. Von besonderer Bedeutung sind zudem mögliche Konflikte mit Helfenden vor Ort, wenn keine klaren Absprachen oder Verantwortlichkeiten bestehen. Daraus ergeben sich beim Thema Pflege über eine räumliche Distanz hinweg spezifische Anknüpfungspunkte für die Etablierung und Weiterentwicklung psychosozialer Hilfen.

2021 ◽  
Author(s):  
Petra Beschoner ◽  
Lucia Jerg-Bretzke ◽  
Maxi Braun ◽  
Carlos Schönfeldt-Lecuona ◽  
Edit Rottler ◽  
...  
Keyword(s):  

Zusammenfassung Ziel der Studie Mobbing am Arbeitsplatz gilt als interpersoneller Stressfaktor. Beruflicher Stress und mentale Gesundheit bei Ärztinnen und Ärzten rücken zunehmend in den Fokus der Öffentlichkeit. Inwiefern Mobbing dabei eine Rolle spielt ist noch kaum untersucht. Die Studie soll daher Daten zu Prävalenz von Mobbing unter KlinikärztInnen in Deutschland und möglichen Zusammenhängen mit beruflichem Stress und mentaler Gesundheit liefern. Methoden Im Rahmen zweier Querschnittstudien wurden 692 KlinikärztInnen des Fachgebietes Psychiatrie/Psychotherapie (P/PT) und 667 KlinikärztInnen der Intensivmedizin (IM) auf Kongressen befragt. Zum Einsatz kamen standardisierte Fragebögen zu Mobbingerfahrung, Berufsstress und mentaler Gesundheit (Einzelitem aus dem COPSOQ, BDI-II, ERI, MBI). Ergebnisse Mobbing erlebten 4,6% (N=61) der Befragten. In der Tendenz sind IM und Frauen häufiger betroffen (nicht signifikant) und es zeigten sich Korrelationen mit Berufsstress (ERI), Overcommitment (OC), Emotionaler Erschöpfung (MBI) und Depressivität (BDI-II). Schlussfolgerung Unsere Daten an einer großen Kohorte von Ärztinnen und Ärzten in Fachgebieten mit unterschiedlichem Belastungsprofil zeigen, dass ein nicht unerheblicher Anteil von Mobbing betroffen ist und Mobbing in Zusammenhang mit dem Erleben von Berufsstress sowie Beeinträchtigungen der mentalen Gesundheit stehen. Daraus lassen sich Implikationen zu institutionellen und individuellen Präventions- und Unterstützungsangeboten ableiten.


2006 ◽  
pp. 51-64
Author(s):  
Justin Bilszta ◽  
Anne Buist ◽  
Bryanne Barnett ◽  
Jeannette Milgrom ◽  
John Condon ◽  
...  

2020 ◽  
Author(s):  
Reiner Hanewinkel ◽  
Ann-Kathrin Seidel ◽  
Matthis Morgenstern

Zusammenfassung Hintergrund und Zielsetzung 2018 wurden 218 660 Fälle von Rauschgiftkriminalität im Zusammenhang mit Cannabis registriert. Prädiktoren und Auswirkungen cannabisbezogener Ermittlungsverfahren sollten untersucht werden. Methode Retrospektive Kohortenstudie mit 10 432 Personen zwischen 15 und 46 Jahren (M=22,2 Jahre, SD=4,8); davon 54,6% männlich. Die Stichproben-Rekrutierung erfolgte 2018 über soziale Medien. Der Online Fragebogen erfasste potentielle Prädiktoren und als Ergebnisparameter die mentale Gesundheit, den sozialen Status, die Arbeitslosigkeit, die Höhe des Einkommens sowie problematischen Cannabis- und Alkoholkonsum. Ergebnisse 9246 Personen (88,6%) hatten jemals in ihrem Leben Cannabis konsumiert. Gegen 1736 Personen (18,8%) wurde ein cannabisbezogenes Ermittlungsverfahren eingeleitet. Diese Personen waren häufiger männlich, älter, verfügten seltener über das Abitur, hatten höhere Sensation Seeking-Werte, hatten häufiger eine ADHS-Diagnose, begannen früher mit dem Cannabiskonsum und hatten in allen Cannabiskonsumvariablen höhere Ausprägungen. Keine signifikanten Assoziationen fanden sich zwischen Ermittlungsverfahren und der Höhe des Einkommens, der Arbeitslosigkeit, der mentalen Gesundheit oder dem subjektiven sozialen Status. Von den befragten Nie- oder ehemaligen Konsumenten gaben 63,4 bzw. 44,8% als Grund für die Abstinenz an, keine Schwierigkeiten mit dem Gesetz bekommen zu wollen. Schlussfolgerung Es fanden sich keine Hinweise, dass cannabisbezogene Ermittlungsverfahren Auswirkungen auf die aktuelle Lebens- bzw. Gesundheitssituation hatten. Befürchtungen, Schwierigkeiten mit dem Gesetz zu bekommen, waren insbesondere für Personen relevant, die noch nie oder derzeit kein Cannabis konsumierten.


Author(s):  
Anika D. Schulz ◽  
Johannes Wendsche ◽  
Andrea Lohmann-Haislah ◽  
Ina Schöllgen
Keyword(s):  

Zusammenfassung Hintergrund Das Thema Erholung von der Arbeit gewinnt in der Forschung und in der betrieblichen Praxis zunehmend an Bedeutung. Auftretende Schwierigkeiten, sich zu erholen, können ein frühes Warnsignal für drohende Gesundheitseinschränkungen sein. Ziel der Arbeit Die vorliegende Untersuchung gibt einen Überblick über die Verbreitung von Erholungsbeeinträchtigungen bei Beschäftigten in Deutschland. Dabei werden verschiedene Beschäftigungsmerkmale und Berufsgruppen berücksichtigt. Außerdem werden Erholungsprobleme in Verbindung mit gesundheitsbezogenen Aspekten wie Arbeitsfähigkeit, Erschöpfung und depressiven Symptomen betrachtet. Methodik Es wurden repräsentative Daten von 4201 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland aus der ersten Erhebungswelle der Studie Mentale Gesundheit bei der Arbeit (S-MGA) ausgewertet. Ergebnisse Die Ergebnisse zeigen, dass 13 % der Befragten in ihrer Erholung beeinträchtigt sind. Personen mit einer hohen Anzahl an Wochenarbeitsstunden, ungeregelten Arbeitszeiten und/oder befristeten Verträgen sind anteilig am meisten von Erholungsproblemen betroffen. Erholungsschwierigkeiten treten prozentual am häufigsten bei Führungskräften und Beschäftigten mit Interaktionsarbeit auf. Mit steigendem Grad der Erholungsbeeinträchtigungen nimmt auch gleichzeitig der jeweilige Anteil an Beschäftigten mit Erschöpfung, depressiven Symptomen sowie verminderter Arbeitsfähigkeit zu. Diskussion Die Ergebnisse liefern Anhaltspunkte zur Identifikation beruflicher Risikogruppen für potenzielle Erholungsprobleme. Diese können mit reduzierter Arbeitsfähigkeit und eingeschränkter mentaler Gesundheit einhergehen. Im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung sollten folglich auch die Erholungsbedingungen während und nach der Arbeit in den Blick genommen werden.


2021 ◽  
Vol 48 (08) ◽  
pp. 430-436
Author(s):  
Katja Schmücker ◽  
Bernhard Strauß ◽  
Fabian Tiesler ◽  
Nico Schneider ◽  
Jochen Gensichen ◽  
...  

Zusammenfassung Ziel der Studie Untersuchung der Einflussfaktoren auf die psychische und körperliche Lebensqualität bei älteren, multimorbiden Patientinnen und Patienten ab 50 Jahren in Hausarztpraxen. Methodik 219 Patienten mit multiplen chronischen Erkrankungen wurden zu Lebensqualität, Bindung, Depression und dem Gesundheitszustand zu Baseline und Follow-up nach 12 Monaten untersucht. Multivariate Analysen wurden durchgeführt, um potenzielle Prädiktoren zu identifizieren. Ergebnisse Depression, Alter und die bindungsbezogene Vermeidung hatten einen negativen, der Gesundheitszustand einen positiven Einfluss auf die körperbezogene Lebensqualität. Die psychische Lebensqualität wurde negativ durch die bindungsbezogene Angst und Depression beeinflusst. Relevante Prädiktoren, welche die Lebensqualität in einem Jahr vorhersagen konnten, waren der Gesundheitszustand, Depression und Bindungsangst. Schlussfolgerung Zur Erhaltung der Lebensqualität sollten bei multimorbiden Patienten die mentale Gesundheit und die Bindungsbedürfnisse der Patienten berücksichtigt werden.


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