Zentralblatt für Arbeitsmedizin Arbeitsschutz und Ergonomie
Latest Publications


TOTAL DOCUMENTS

970
(FIVE YEARS 129)

H-INDEX

13
(FIVE YEARS 2)

Published By Springer-Verlag

2198-0713, 0944-2502

Author(s):  
Fabian Holzgreve ◽  
Laura Fraeulin ◽  
Jasmin Haenel ◽  
Helmut Schmidt ◽  
Andreas Bader ◽  
...  

Zusammenfassung Hintergrund Dehntrainings sind eine Maßnahme der betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF) für Büroangestellte zur Prävention von muskuloskeletalen Erkrankungen (MSE). Sie können zu Beweglichkeitszuwächsen führen und auf psychischer Ebene entspannen. Ziel der Studie war es, ein standardisiertes und individualisiertes Dehntraining am Gerät, das „five-Business“, auf MSE, Lebensqualität und Beweglichkeit zu untersuchen. Dies ist eine Zusammenfassung der international publizierten Ergebnisse. Methodik In diese Untersuchung wurden 252 Proband(innen) eingeschlossen, 156 in die Interventionsgruppe (IG), 96 in die Kontrollgruppe (KG). Die IG absolvierte für 12 Wochen 22–24 Trainingseinheiten am „five-Business“, möglichst zweimal wöchentlich. Die Datenerhebung erfolgte mittels sportmotorischer bzw. Range-of-motion(ROM)-Tests, dem Nordic Questionnaire (NQ) und dem SF-36-Fragebogen in Form einer Prä-Post-Untersuchung. Ergebnisse Nach der Intervention gaben im NQ signifikant weniger Proband(innen) der IG Beschwerden im oberen Rücken (p < 0,001) im Vergleich zur KG an; keine signifikanten Unterschiede wurden bei Beschwerden im Nacken, Schultern, Hüfte und dem unteren Rücken gefunden. Der mit dem SF-36 erhobene allgemeine Gesundheitszustand und die gesundheitsbezogene Lebensqualität haben sich (nach subjektiven Angaben) signifikant verbessert (Summenscore IG: p = 0,005). In den ROM-Tests waren die Prä-Post-Differenzen bei IG-Proband(innen) in der Sagittalebene (Finger-Boden-Abstand und Retroflexion; p < 0,001) und im modifizierten Schultertest nach Janda auf der linken Seite (p = 0,003) signifikant größer. Diskussion Trotz des in Zeitdauer und Häufigkeit relativ geringen Trainingsaufwandes wurden sowohl auf körperlicher als auch auf psychischer Ebene relevante Verbesserungen erzielt, so dass das „five-Business“-Dehntraining als BGF-Maßnahme empfohlen werden kann.


Author(s):  
G. M. Oremek ◽  
K. Passek ◽  
J. Dröge ◽  
F. Holzgreve ◽  
D. Ohlendorf

ZusammenfassungDie vorliegende Übersicht zum Biomarker „Lipoprotein(a) – Lp(a)“ wird im Rahmen der Serie Diagnostika des Zentralblatts für Arbeitsmedizin, Arbeitsschutz und Ergonomie publiziert, die sich mit dem immer häufigeren Gebrauch der Bestimmung von spezifischen Markern bei sog. Manager-Vorsorgen und Check-up-Untersuchungen beschäftigt. Lipoprotein(a), Lp(a), eignet sich grundsätzlich nicht für solche Vorsorgen, sondern ist ein Marker zur Risikoabschätzung der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit. Hier zeigt dieser eine hohe Sensitivität und Spezifität, wobei der Marker aber auf keinen Fall als Screeningparameter zur Frühdiagnostik eingesetzt werden sollte.


Author(s):  
Maren Kersten ◽  
Agnessa Kozak ◽  
Mareike Adler ◽  
Claudia Wohlert ◽  
Susanne Stamer ◽  
...  

Zusammenfassung Hintergrund Die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung hat zum Ziel, die durch die Arbeit verbundenen Gefährdungen zu beurteilen, um Maßnahmen zur gesundheitsgerechten Gestaltung der Arbeit abzuleiten. Allerdings ist das Angebot an Verfahren für die Ermittlung der psychischen Belastung umfangreich und unübersichtlich. Vor diesem Hintergrund wird für das Sozial- und Gesundheitswesen ein reduzierter und strukturierter Überblick an Instrumenten vorgestellt. Methode Für die Identifizierung geeigneter Instrumente wurde eine umfangreiche Suche durchgeführt. Vor Recherchebeginn wurden Kriterien definiert, um die identifizierten Instrumente auf Eignung zu prüfen. Zum einen gab es Mindestanforderungen, die erfüllt sein mussten, damit das Instrument in den Review-Prozess aufgenommen wurde, und zum anderen Strukturierungskriterien, die sich in beschreibende und bewertende Aspekte unterteilten. Ergebnisse Die Recherche identifizierte insgesamt 83 Instrumente für die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung (GBU Psyche); nach der ersten Sichtung wurden 58 von diesen zur weiteren Eignung im Review-Prozess übernommen. Abgeschlossen wurde das Gesamtreview bisher für 44 Verfahren aus der unsystematischen Suche. Davon wurden 19 Verfahren als geeignet eingestuft und in einer Übersichtsmatrix strukturiert dargestellt. Das Review für die 14 Verfahren aus der systematischen Recherche erfolgt voraussichtlich bis Mitte 2022 und ist Teil eines kontinuierlichen Review-Prozesses. Diskussion Die Vielzahl an identifizierten Verfahren für die GBU Psyche (Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung) zeigt deutlich die Sinnhaftigkeit und Relevanz, eine begrenzte, praxiserprobte sowie qualitätsgesicherte Auswahl an Instrumenten zu treffen. Die ebenfalls in diesem Artikel dargestellten Kriterien zur Bewertung der Instrumente, machen die getroffene Auswahl transparent.


Author(s):  
Theresa Koppelwiser ◽  
Sabine Darius ◽  
Irina Böckelmann
Keyword(s):  

ZusammenfassungVisuelle Fähigkeiten und Adaptationsreserven im Bereich der Blickmotorik sind mögliche Einflussfaktoren auf die sportliche Leistung. Sie sind für das Erreichen sportlicher Erfolge von Bedeutung und stehen deshalb im Fokus der Forschung. Ziel der Arbeit war es zu untersuchen, ob Leistungssportler bessere visuelle Leistungen aufweisen als Nicht‑/Freizeitsportler und ob es Unterschiede zwischen Individual- und Mannschaftssportlern gibt.In einer Querschnittsstudie wurden die periphere Wahrnehmung, Stereosehen und das afferente dynamische Sehen bei 61 Männern und 61 Frauen im Alter zwischen 14 und 59 Jahren getestet. Entsprechend ihrer sportlichen Aktivität erfolgte die Einteilung in die Kontrollgruppe (Nicht‑/Freizeitsportler; n = 42) und Leistungssportler (n = 80) mit mehr als 4‑mal Training pro Woche über mehr als 3 Jahre in den Untergruppen Individualsport (n = 37) und Mannschaftssport (n = 43). Gruppenunterschiede wurden mit dem Mann-Whitney-U-Test bzw. Kruskal-Wallis-Test geprüft.Die Ergebnisse weisen lediglich vereinzelt signifikante Unterschiede hinsichtlich der visuellen Fähigkeiten auf. Die Leistungssportler haben mit durchschnittlich 74,3 ± 55,2 Winkelsekunden eine bessere Tiefensehschärfe als die Kontrollgruppe mit 97,2 ± 79,8 Winkelsekunden (p < 0,05). Die periphere Wahrnehmung ist bei Leistungssportlern tendenziell besser im Vergleich zu Nicht‑/Freizeitsportlern. Rund 2,5 % der Leistungssportler waren fehlsichtig mit einem Visus unter 0,63. Die vorliegende Arbeit verdeutlicht die Notwendigkeit, die Sehleistung der Sportler zu testen, um z. B. die Konsequenzen für ein gezieltes sportartspezifisches Training dieser Funktionen zu ziehen.


Author(s):  
Johannes Kalbhenn ◽  
Feline Gabler ◽  
Sebastian Heinrich ◽  
Daniel Steinmann
Keyword(s):  

Zusammenfassung Hintergrund Seit dem 29.01.2021 wurde der COVID-19-Impfstoff ChAdOx1‑S (Vaxzevria, AstraZeneca) durch das Paul-Ehrlich-Institut in Deutschland zugelassen. In mehreren Kampagnen wurde MitarbeiterInnen des Gesundheitssystems und Medizinstudierenden die Impfung mit diesem Vakzin auf freiwilliger Basis angeboten. Ziel der Arbeit Primärer Endpunkt der Arbeit war die Erfassung der Rate und Dauer von Arbeitsunfähigkeits(AU)-Meldungen von Arbeitnehmern in Folge der Erstimmunisierung mit ChAdOx1‑S. Sekundäre Endpunkte waren Art und Ausprägung von Nebenwirkungen sowie die selbstempfundene Verträglichkeit. Material und Methoden Anonymisierter Online-Fragebogen, einmalig ausfüllbar durch alle Geimpften nach Erhalt der ersten Dosis von ChAdOx1‑S. Die Ausprägung von Nebenwirkungen wurde über eine ordinale numerische Rating-Skala mit Werten zwischen 0 und 10 abgefragt. Weitere wesentliche Datenpunkte waren Alter, Geschlecht und Berufsgruppe. Die Arbeitsfähigkeit in den Folgetagen der Injektion wurde ebenfalls durch Selbstangabe erhoben. Ergebnisse Es wurden Daten von 1988 Befragten ausgewertet. Das mittlere Alter lag bei 37,13 (13,73) Jahren (Standardabweichung). 69,8 % der Befragten waren weiblich, 48,1 % gehörten zu therapeutischen und technischen Berufsgruppen mit Patientenkontakt, 38 % waren Studierende, 10,6 % waren dem pflegerischen und 4 % dem ärztlichen Dienst zuzuordnen. Nur 14,4 % der Befragten gaben an, die Impfung ohne Nebenwirkungen vertragen zu haben. Häufigste Nebenwirkung war Müdigkeit, gefolgt von Schmerzen an der Injektionsstelle. In absteigender Häufigkeit folgten Kopfschmerzen, Gliederschmerzen und Schüttelfrost. Nach der Impfung fühlten sich 18 % der Befragten unmittelbar wieder arbeitsfähig. 51 % aller Befragten mussten sich nach der Impfung für mindestens einen Tag arbeitsunfähig melden. Nebenwirkungen waren bei männlichen und jüngeren Befragten stärker ausgeprägt. Schlussfolgerung Die Impfung mit ChAdOx1‑S führte häufig zu Nebenwirkungen. Diese hatten bei 37 % der Befragten eine Krankmeldung zur Folge. Dennoch würden sich 89,6 % aller Befragten wieder für eine Impfung mit ChAdOx1‑S entscheiden.


Author(s):  
Eileen M. Wanke ◽  
Christopher Matt ◽  
Daniela Ohlendorf
Keyword(s):  

ZusammenfassungNeben der Vorbeugung von akuten und chronischen Schäden ist im professionellen Bühnentanz bei gesundheitlichen Problemen am Muskel-Skelett-System eine intensive – dem Berufssport vergleichbare – Rehabilitation unter Berücksichtigung tanzspezifischer Bewegungselemente von großer Bedeutung. In Kombination mit anderen, die Leistungsfähigkeit wiederherstellenden Maßnahmen ist das in diesem Beitrag erläuterte sog. Übergangstraining („transition dance class“) als Trainingsform im Rahmen der stufenweisen beruflichen Wiedereingliederung von zentraler Bedeutung, da es die Übergangsphase zwischen allgemeinen Maßnahmen einer Rehabilitation und dem Wiedererreichen der vollständigen Arbeitsfähigkeit im Tanzberuf darstellt.


Author(s):  
Isabelle Dürrschnabel ◽  
Lutz Dürrschnabel ◽  
Irina Böckelmann

Zusammenfassung Hintergrund Sicherheitsschuhe sind Teil einer persönlichen Schutzausrüstung zur Minderung des Unfallrisikos am Arbeitsplatz und bei vielen Tätigkeiten in verschiedenen Berufsgruppen vorgeschrieben. Das Tragen von normierten Arbeitsschuhen kann aufgrund der besonderen Eigenschaften (Passform und Gewicht) zu einer erhöhten Beanspruchung des Arbeiters führen. Eine zusätzliche Optimierung von Arbeitsschuhen, mit dem Ziel der Symmetrisierung des Ganges und der damit einhergehenden Verminderung der Beanspruchung, unter den besonderen Bedingungen des Arbeitsschutzes ist daher anzustreben. In dieser Studie soll überprüft werden, ob das Anbringen einer Gangjustierhilfe mit dem Ziel der Symmetrisierung des Ganges einen Einfluss auf die allgemeine Beanspruchung von Schichtarbeitern hat. Methodik Dafür wurde bei 29 männlichen Probanden (Interventionsgruppe: n = 15, Kontrollgruppe: n = 14) zu 2 Messzeitpunkten während der Spätschicht die Herzfrequenzvariabilität (HRV) kontinuierlich erfasst. Ergebnisse Nach 2‑wöchigem Tragen der Gangjustierhilfe zeigt sich eine signifikante Erhöhung der zeitbezogenen HRV-Parameter bei der Interventionsgruppe. Die frequenzbezogenen Parameter Gesamtleistung (Total Power) und Leistung im High Frequency Band (Power HF Band) zeigen bei der Kontrollgruppe eine Verringerung vom 1. zum 2. Messzeitpunkt. Die Ergebnisse sprechen dafür, dass die Gangjustierhilfe durchaus positive Effekte auf die HRV hat und damit die allgemeine Beanspruchungslage am Arbeitsplatz bei dieser Stichprobe positiv beeinflussen kann. Diskussion Weitere Studien zum Überprüfen eines Effektes mit größeren Fallzahlen und unter Berücksichtigung weitere Gruppierungsmöglichkeiten (bspw. Parameter der Ganganalyse, körperliche Leistungsfähigkeit und Vorerkrankungen) sind jedoch erforderlich.


Author(s):  
Norbert Kersten ◽  
Maren Formazin

Zusammenfassung Hintergrund Die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung bei der Arbeit kann als Instrument nur wirksam werden, wenn zum einen die Prädiktoren gesundheitlicher Zielgrößen bekannt sind und zum anderen belegt ist, dass bei einer Änderung der Arbeitsbedingungen hin zu einer günstigen Ausprägung diese gesundheitlichen Zielgrößen zum Positiven veränderbar sind. Fragestellung Am Beispiel des Burnout wird in einer Längsschnittanalyse untersucht, ob Änderungen der Arbeitsbedingungen mit entsprechenden Änderungen in der Ausprägung von Burnout einhergehen. Material und Methoden In der „Studie zur mentalen Gesundheit bei der Arbeit (S-MGA)“ wurden die psychosozialen Arbeitsbedingungen mit dem Copenhagen Psychosocial Questionnaire (COPSOQ), Burnout mit dem Oldenburger Burnout-Inventar (OLBI) erfasst. Die Daten der Erwerbstätigen beider Erhebungswellen (n = 2005) wurden zu einem Längsschnittdatensatz zusammengefügt. Um den Einfluss der Änderung der COPSOQ-Skalenwerte im Fünf-Jahres-Beobachtungszeitraum auf den Burnout-Score zu ermitteln, wurden Regressionsmodelle mit COPSOQ-Differenzvariablen und den COPSOQ-Ausgangswerten unter Berücksichtigung von möglichen Confoundern angepasst. Ergebnisse Die Analyse zeigt, dass der Burnout-Score über einen Zeitraum von 5 Jahren sowohl vom Ausgangsniveau der Anforderungen und Ressourcen als auch von deren Veränderungen abhängt, d. h. sinkende Werte bei den Anforderungen und steigende Werte bei den Ressourcen führen zu sinkenden Burnout-Scores. Die stärksten Effekte in allen Modellen, auch bei gegenseitiger Adjustierung der COPSOQ-Skalen, weist die Arbeitsmenge auf. Ebenso weist die Arbeitsplatzunsicherheit stets signifikante Effekte auf. Anders ist dies bei den Ressourcen, die einzeln im Modell jeweils signifikant sind, bei gegenseitiger Adjustierung der COPSOQ-Skalen jedoch im Effekt nachlassen und teilweise ihre Signifikanz verlieren. Eine Ursache dafür sind die hohen paarweisen Korrelationen der Ressourcen. Diskussion Die Analyse zeigt, dass der Burnout-Score im Fünf-Jahres-Längsschnitt sowohl von den Ausgangswerten der Anforderungen und Ressourcen als auch deren Änderungen abhängig ist, also sinkende Anforderungen und steigende Ressourcen zu einem verringerten Burnout-Score führen. Folglich sollten Arbeitsgestaltungsmaßnahmen, die an diesen Arbeitsbedingungen ansetzen, zu einer Verringerung von Burnout beitragen.


Author(s):  
Michaela Wolff ◽  
Dania Kitzig ◽  
Sonja Freitag ◽  
Agnessa Kozak ◽  
Albert Nienhaus
Keyword(s):  

Zusammenfassung Hintergrund Friseur*innen arbeiten häufig in strukturbelastenden Körperhaltungen und haben ein erhöhtes Risiko für arbeitsbedingte Muskel-Skelett-Beschwerden (MSB). MSB verursachen in Deutschland circa ein Fünftel der Arbeitsunfähigkeitstage im Friseurhandwerk. Um das Ausmaß der Verbreitung von MSB bei Friseur*innen in Deutschland zu bestimmen, wurde eine Prävalenzstudie durchgeführt. Methode Die Studie war eine bundesweite Befragung im Querschnittsdesign, woran 889 Friseur*innen teilnahmen (Rücklauf 41 %). Die 12-Monate-Prävalenz von MSB wurde mit dem Standardised Nordic Questionnaire erfasst. Die Analyse der erhobenen Daten erfolgte deskriptiv und interferenzstatistisch. Ergebnisse Insgesamt 91 % der Befragten hatten in mindestens einer Körperregion MSB. Die am häufigsten von MSB bzw. schweren MSB (mind. 30 Tage/Jahr und beruflich beeinträchtigt) betroffenen Körperregionen sind Nacken (70 %; 25 %), unterer Rücken (65 %; 25 %), Schultern (61 %; 23 %) und oberer Rücken (58 %; 22 %). Beschwerden in diesen Bereichen führten auch am häufigsten zu beruflichen Beeinträchtigungen. Faktoren wie das weibliche Geschlecht, ein hohes Alter, Adipositas, viele Berufsjahre und Selbstständigkeit sind mit schweren MSB assoziiert. Schlussfolgerung Diese Studie liefert erste Daten für die Prävalenz von MSB in verschiedenen Körperregionen bei Friseur*innen in Deutschland. Die Ergebnisse weisen auf eine hohe Belastung des Muskel-Skelett-Systems bei Friseur*innen hin. Daraus resultiert ein hoher Bedarf an Prävention von arbeitsbedingten MSB im Friseurhandwerk.


Author(s):  
Peter Koch ◽  
Gabriele Halsen ◽  
Lukas Damerau ◽  
Albert Nienhaus ◽  
Volker Harth ◽  
...  

Zusammenfassung Hintergrund Das Einatmen von beruflich bedingten Noxen (Dämpfe, Gase, Stäube, Rauche) kann zu unterschiedlichsten Gesundheitsproblemen führen. Beschäftigte aus dem Gesundheitsdienst und der Wohlfahrtspflege sind bei ihrer Tätigkeit z. B. Inhalationsanästhetika, Desinfektionsmitteln und -reinigern und chirurgischen Rauchgasen ausgesetzt. Fragestellung In dieser Untersuchung soll ermittelt werden, inwieweit sich Beschäftigte im Gesundheitsdienst und der Wohlfahrtspflege ihrer berufsbedingten Exposition gegenüber inhalativen Noxen bewusst sind. Material und Methoden Aus der 10.000er Baseline-Stichprobe der HCHS (Hamburg City Health Study) wurden alle Probanden selektiert, die beruflich im Gesundheitsdienst und der Wohlfahrtspflege tätig waren. Die subjektiven Fragebogenangaben zu einer arbeitsplatzbezogenen Exposition von Dämpfen, Gasen, Stäuben und Rauchen wurden mit Daten einer Job-Exposure-Matrix (JEM) abgeglichen. Ergebnisse Die Stichprobe (N = 1176) bestand zu 78 % aus Frauen, das Durchschnittsalter lag bei 61 Jahren. Probanden, die in der Arzt- und Praxishilfe (60,5 %) beschäftigt waren, machten die größte Berufsgruppe aus. Die Übereinstimmung zwischen subjektiven Expositionsangaben und JEM war gering (Cohens Kappa: 0,18). Die Sensitivität der subjektiven Angaben zu inhalativen Noxen im Vergleich zur JEM lag bei 49,5 %, die Spezifität bei 81,7 %. Ein Underreporting zu inhalativen Noxen war ausschließlich bei Beschäftigten in der Reinigung und der Körperpflege zu beobachten. Diskussion Die Ergebnisse zeigen, dass rund 50 % der exponierten Beschäftigten dieser Stichprobe sich ihrer Exposition nicht bewusst sind. Dies betrifft speziell Beschäftigte in der Reinigung und der Körperpflege. Das Underreporting von inhalativen Noxen am Arbeitsplatz gibt einen Hinweis für einen erhöhten Präventionsbedarf in dieser Branche. Demgegenüber stehen die existierenden Regeln und Vorschriften des Arbeitsschutzsystems. Abzuklären bleibt, inwieweit Wissensvermittlung sowie Präventionsregeln hinsichtlich inhalativer Noxen am Arbeitsplatz in Betrieben tatsächlich umgesetzt werden.


Sign in / Sign up

Export Citation Format

Share Document