ZusammenfassungDer alte Menschheitstraum, nach den Sternen zu greifen und den Fuß auf unbewohnte Planeten zu setzen, rückt für den heutigen Menschen in unmittelbare Nähe. Die technisch mögliche Reise zu Mond oder Mars kann für den „Homo spatialis“ mit Sonnenstürmen und Partikelbeschuss gepflastert sein und birgt medizinische Risiken: Vor allem die erhöhte Strahlendosis der solaren und galaktischen Komponenten der Weltraumstrahlung (Elektronen, Protonen und hochenergetische schwere Teilchen) kann zu einem bedrohlichen Gesundheitsrisiko werden. Je nach Missionsdesign besteht die Möglichkeit, durch unvorhersehbare Sonnenstürme akute Strahlenschäden zu erleiden und, bedingt durch die erhöhte biologische Wirksamkeit der galaktischen Strahlung, Langzeitschäden zu entwickeln. Abschätzungen zeigen, dass Astronauten während einer Marsreise mit einer Strahlenbelastung zu rechnen haben, die weit über dem amtlichen Grenzwert von jährlich 20 mSv für beruflich strahlenexponierte Personen in Europa liegt. Die Karrieredosis von Astronauten kann möglicherweise zu einem 3–4 % erhöhten zusätzlichen Krebsrisiko führen. Des Weiteren ist mit einem früheren und häufigeren Auftreten von Katarakten zu rechnen. Das Risiko für neurodegenerative Effekte ist zurzeit schwer einschätzbar. Gegenmaßnahmen umfassen Abschirmung, Warnsysteme für Sonnenstürme und unter Umständen auch diätetische und pharmakologische Mittel.