Das berufsbedingte Expositions- und Infektionsrisiko für Hebammen/GeburtshelferInnen, sich bei der Begleitung von Wassergeburten von (möglicherweise unentdeckten) HIV-positiven Frauen mit HIV zu infizieren ist unbekannt. Ziel war die Quantifizierung des Blutverlustes nach der Wassergeburt und Einschätzung des Expositionsrisikos von Medizinalpersonen, unter theoretischer Annahme verschiedener HIV-viral loads. Dazu wurden insgesamt 24 Wasserproben gesammelt und 14 davon ausgewertet. Diesem Blutverlust wurde die Annahme von verschiedenen HIV-viral loads entgegengesetzt (103–106 HIV-RNA Kopien/ml) und daraus die Belastung pro ml Wannenwasser errechnet. Zu allen Geburten wurde ein Fragebogen über die Gebärenden (Parität, Serostatus für HIV/Hepatitis B (HBV)/Hepatitis C (HCV) der Gebärenden, Wannenverweildauer, Damm-Zustand, Zeit Blasensprung, Nachgeburt in der Wanne, Dauer der Geburt etc.) und der involvierten Medizinalperson (Zeitdauer Wasserkontakt, Art der getragenen Handschuhe, Zustand Berufskleidung, Hautläsionen, HBV-Impfstatus, Berufserfahrung, Risikoeinschätzung etc.) beigelegt. Der mittlere errechnete Blutverlust war 300 ml; die mittlere Wannenwassermenge 633 Liter. In der Annahme eines maximalen HIV-viral load von 106 HIV-RNA Kopien/ml ergibt das eine Belastung von bis zu 476 HIV-RNA Kopien/ml Wannenwasser. 37% der befragten Hebammen (n = 14) wiesen Hautläsionen an Händen oder Fingern auf; eine war nicht gegen HBV geimpft. Die vorgefundenen Blutverluste von 300 ml sind relevant und der Kontakt mit durch blutkontaminiertem Wasser der Medizinalperson während der Geburtsbegleitung ist die Regel. Diese sind durch die Art der routinemäßig getragenen Handschuhe nur ungenügend geschützt. Aufgrund des Verdünnungseffektes kann eine potentielle HIV-Exposition von Poolwasser per Hautkontakt der Medizinalperson als «low level» bezeichnet werden. Eine HIV-Infektion kann als unwahrscheinlich angenommen werden; eine HBV-Exposition hingegen ist potentiell signifikanter. Bei der Begleitung von Wassergeburten sind adäquate langarmige Schutzhandschuhe zu tragen sowie wasserundurchlässige Schürzen und eine HBV-Impfung ist unerlässlich.