Zentrale Sensibilisierung

2014 ◽  
Vol 52 (3) ◽  
pp. 237-242
Author(s):  
B. Zeybeker
2020 ◽  
Vol 77 (6) ◽  
pp. 239-245
Author(s):  
Nicole Kamber

Zusammenfassung. Die Wahrnehmung von Schmerz entspricht der wahrscheinlich komplexesten sensorischen Funktion unseres Nervensystems. Im Kern entspricht die Nozizeption einer evolutionsbiologisch hochrelevanten Warnfunktion, die den Körper vor potentiell schädlichen Reizen schützen soll. Um dies zu gewährleisten, sind auf allen Stufen des Prozesses – sowohl auf molekularer, als auch auf struktureller Ebene und sowohl in der Peripherie als auch im zentralen Nervensystem – rasche und teilweise ausgeprägte Veränderungen möglich und notwendig, um die Anpassung an unterschiedliche Situationen zu ermöglichen. Diese strukturelle und funktionelle Plastizität soll die Information des potentiell schädlichen Einflusses innerhalb kürzester Zeit potenzieren, damit rasch und zielgerichtet reagiert und der Schaden möglichst gering gehalten werden kann. In manchen Fällen führt diese sogenannte periphere und zentrale Sensibilisierung aber zur Ausbildung chronischer Schmerzen und wird damit schliesslich zur eigenständigen Erkrankung. Die neuroanatomischen und (patho-)physiologischen Grundlagen sowie das Ausmass dieser biologischen «Gratwanderung» wie auch einige medizinische und therapeutische Implikationen sollen im Folgenden illustriert werden.


2017 ◽  
Vol 36 (05) ◽  
pp. 324-331 ◽  
Author(s):  
T. Mainka ◽  
C. Maier ◽  
E. K. Enax-Krumova

ZusammenfassungNeuropathische Schmerzen entstehen als direkte Folge einer Erkrankung oder Läsion des somatosensorischen Systems. In der Allgemeinbevölkerung haben sie eine Prävalenz von bis zu 10%, bei Diabetikern bis zu 30%. Typisch ist das gleichzeitige Auftreten von Plus- (Schmerz, Hyperalgesie) und Minus- Symptomen (Hypästhesie, Hypoalgesie) für thermische und/oder mechanische Reize, wobei unterschiedliche Symptomkonstellationen unabhängig von der Krankheitsätiologie auftreten. Die genaue Analyse der sensorischen Symptome erlaubt Rückschlüsse über die Mechanismen der Schmerzentstehung (z. B. periphere und zentrale Sensibilisierung, Störung endogener Schmerzhemmung), was zusammen mit Kenntnis der pharmakologischen Angriffspunkte der üblicherweise eingesetzten Medikamente (Antikonvulsiva, Antidepressiva, Opioide und topisch applizierte Wirkstoffe) eine gezieltere Pharmakotherapie ermöglicht. Einige Studien konnten einen Zusammenhang zwischen sensorischen Profil und Therapieeffekt verschiedener Medikamente nachweisen. Weitere Studien sind notwendig, um diesbezüglich leitlinienrelevante Empfehlungen für die individuelle Therapieauswahl auszusprechen.


2022 ◽  
Vol 5 (01) ◽  
pp. 18-24
Author(s):  
Hans-Georg Schaible

2020 ◽  
Vol 24 (04) ◽  
pp. 201-206
Author(s):  
Helga Mattes-Endreß

ZusammenfassungBei den pathophysiologischen Mechanismen der zentralen Sensitivierung ist die Sensibilität des ZNS auf einen normalen oder unterschwelligen afferenten Input gesteigert. Dieser Vorgang ist ein potenzieller Mechanismus, der einer Gruppe chronischer Krankheitsbilder unterliegt (Fibromyalgie, Kiefergelenkbeschwerden, Reizdarmsyndrom, Spannungskopfschmerz, andauernde Nacken- und Rückenschmerzen).Aufgrund eines fehlenden Goldstandards für den diagnostischen Prozess war das Ziel dieser Literatursuche, prädiktive Faktoren für eine zentrale Sensibilisierung bei Patienten mit Rückenschmerzen zu identifizieren. Die Recherche nach relevanter Literatur fand in den Datenbanken PubMed, PEDro, CINAHL und Sport Discus statt. Zehn selektierte Arbeiten wiesen auf verschiedene Faktoren für die Bestimmung der zentralen Sensitivierung sowie drei mögliche Klassifizierungssysteme hin.


2019 ◽  
Vol 23 (03) ◽  
pp. 129-133
Author(s):  
Sarah Schumacher ◽  
Hardy Juliane Waschescio

ZusammenfassungBei dem weit verbreiteten pathophysiologischen Mechanismus der zentralen Sensibilisierung ist die Sensibilität des ZNS stark erhöht. Sie ist Teil des Symptomcharakters vieler muskuloskelettaler Syndrome, die aufgrund fehlender spezifischer Ursache zur Chronifizierung neigen. Die Syndrome sind als Fibromyalgie, chronisches Fatigue-Syndrom, Reizdarmsyndrom oder Kiefergelenkstörungen bekannt.Der kürzlich entwickelte Central Sensitization Inventory (CSI) beurteilt Symptome der zentralen Sensibilisierung. Er ist das erste Diagnostikinstrument zur Identifizierung von mit einer zentralen Sensibilisierung des Nervensystems einhergehenden Kardinalzeichen.Das Ziel der Studie war, die englische Originalversion des CSI von Mayer et al. 1 in einem Review-Prozess ins Deutsche zu übersetzen und mit einer Querschnittsstudie an Patienten mit chronischen Nackenschmerzen auf Validität sowie interne Konsistenz zu überprüfen. Zur Validitätsprüfung diente der Neck Disability Index (NDI) als Goldstandard.Zwischen NDI und dem Zentrale Sensibilisierung Screeningtool (ZSS) ergab sich eine statistisch signifikante Korrelation. Die interne Konsistenz wurde ebenfalls als gut bewertet.


2020 ◽  
Vol 45 (05) ◽  
pp. 430-442
Author(s):  
Georg Pongratz

ZusammenfassungSchmerz als Hauptsymptom vieler chronisch-entzündlicher Erkrankungen stellt für den Patienten, aber auch für den behandelnden Arzt besonders in seiner chronifizierten Form eine große Herausforderung dar. Es gibt leider keine „Wunderpille“ mit der man Schmerzen für jeden gleich zuverlässig beseitigen kann. Es gibt aber viele Ansätze pharmakologischer als auch nicht-pharmakologischer Art und deren Kombination, um für den einzelnen Patienten wirksame Behandlungsstrategien zu finden. Um diese Strategien für jeden Patienten individuell optimal festzulegen, bedarf es zum einen eines fundamentierten Wissens über das Spektrum zur Verfügung stehender Mittel, zum anderen aber auch Erkenntnis darüber, wie diese sinnvoll nach Art der vorliegenden Schmerzformen einzusetzen sind. In dieser Übersicht wird beides behandelt, mit einem Fokus auf die medikamentöse Therapie von Schmerzen bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen. Dabei wird herausgearbeitet, dass es für die in diesem Zusammenhang relevantesten Formen des Schmerzes, akut-entzündlich nozizeptiv, neuropathisch und durch periphere und zentrale Sensibilisierung chronifizierte Schmerzen, jeweils andere wirksame Konzepte gibt.


2012 ◽  
Vol 31 (03) ◽  
pp. 125-131 ◽  
Author(s):  
L. Radbruch ◽  
R. Rolke

ZusammenfassungDas diagnostische „Work-up“ neuropathischer Schmerzen umfasst Schmerzfragebögen als Screening-Instrumente sowie eine Schmerzzeichnung, Informationen zur Krankheitsgeschichte und eine klinisch-neurologische Untersuchung zur Klärung der Fragen: Ist das Screening zur Ausprägung von Schmerzdeskriptoren vereinbar mit dem Vorliegen eines neuropathischen Schmerzes? Ist das Muster der Schmerzausbreitung und des sensiblen Defizits neuroanatomisch nachvollziehbar? Finden sich Hinweise auf eine relevante Läsion oder Erkrankung der peripheren oder zentralen Anteile des somatosensorischen Systems? Als Ergänzung zur elektrophysiologischen Untersuchung des somatosensorischen Systems hat sich als komplementäres Verfahren die quantitative sensorische Testung etabliert, die anders als konventionelle Verfahren neben sensiblen Defiziten die Erfassung sensibler Pluszeichen erlaubt. Klinische Pluszei-chen wie Hyperalgesie, Hyperpathie und Allodynie oder Minuszeichen wie Hypästhesie und Hypoalgesie können dabei auf dem Schmerz zugrunde liegende neurobiologische Mechanismen hinweisen, wie eine periphere, zentrale Sensibilisierung oder Deafferenzie-rung im nozizeptiven System.


2017 ◽  
Vol 42 (06) ◽  
pp. 474-474

Eine Fibromyalgie soll weltweit ca. 2,7% aller Menschen betreffen, aber die Angaben zur Prävalenz schwanken abhängig von den zugrunde gelegten diagnostischen Kriterien. Auch wenn die Ätiologie bislang weitgehend unklar ist, so gilt doch eine zentrale Sensibilisierung als wichtiger Schritt in der Pathogenese der generalisierten Schmerzen. Ist aber die Ausdehnung der Schmerzen mit der Schmerzstärke verbunden?


2018 ◽  
Vol 16 (03) ◽  
pp. 102-111
Author(s):  
Mainka Tina ◽  
C. Maier ◽  
Elena K. Enax-Krumnova

ZUSAMMENFASSUNGNeuropathische Schmerzen entstehen als direkte Folge einer Erkrankung oder Läsion des somatosensorischen Systems. In der Allgemeinbevölkerung haben sie eine Prävalenz von bis zu 10 %, bei Diabetikern bis zu 30 %. Typisch ist das gleichzeitige Auftreten von Plus- (Schmerz, Hyperalgesie) und Minussymptomen (Hypästhesie, Hypoalgesie) für thermische und/oder mechanische Reize, wobei unterschiedliche Symptomkonstellationen unabhängig von der Krankheitsätiologie auftreten. Die genaue Analyse der sensorischen Symptome erlaubt Rückschlüsse über die Mechanismen der Schmerzentstehung (z. B. periphere und zentrale Sensibilisierung, Störung endogener Schmerzhemmung), was zusammen mit der Kenntnis der pharmakologischen Angriffspunkte der üblicherweise eingesetzten Medikamente (Antikonvulsiva, Antidepressiva, Opioide und topisch applizierte Wirkstoffe) eine gezieltere Pharmakotherapie ermöglicht. Einige Studien konnten einen Zusammenhang zwischen dem sensorischen Profil und dem Therapieeffekt verschiedener Medikamente nachweisen. Weitere Studien sind notwendig, um diesbezüglich leitlinienrelevante Empfehlungen für die individuelle Therapieauswahl auszusprechen.


2011 ◽  
Vol 68 (8) ◽  
pp. 415-419 ◽  
Author(s):  
Michele Curatolo

Abdominale Schmerzen können durch Reizung der Nozizeptoren verschiedener viszeraler Strukturen hervorgerufen werden. Es ist dabei zu beachten, dass meistens eine vorgängige Sensibilisierung der Nozizeptoren durch pathologische Faktoren wie z. B. eine Entzündung, Ischämie oder Azidose notwendig ist, um Schmerzen durch Reize der viszeralen Strukturen auslösen zu können. Obwohl Schmerzen durch eine Pathologie der inneren Organe verursacht werden können, werden in der Praxis abdominale Schmerzen durch periphere Komponente oft unvollständig erklärt. Zum Teil fehlen objektive Zeichen einer viszeralen Pathologie. Es gibt klare Evidenz, dass Schmerzzustände mit starken Veränderungen der Verarbeitungsprozesse im zentralen Nervensystem verbunden sind. Die Hauptfolgen dieser Veränderungen für Patienten sind zwei: 1) Eine zentrale Sensibilisierung, d.h. eine Übererregbarkeit des zentralen Nervensystems; 2) Eine Störung der endogenen Schmerzmodulation, die unter normalen Bedingungen die nozizeptiven Impulse im zentralen Nervensystem hemmt. Beide Phänomene führen zu einer Ausbreitung und Verstärkung der Schmerzen. Die Interaktionen zwischen viszeralen Pathologien und Störungen der zentralen Verarbeitungsprozesse stellen eine wenigstens partielle Erklärung für die Diskrepanzen zwischen Ausmaß der Läsionen und Ausmaß der Beschwerden dar. Sowohl die zentrale Sensibilisierung als auch die Veränderungen der endogenen Schmerzmodulation können klinisch erfasst werden. Damit können Erklärungsmodelle zu einem besseren Verständnis der Symptome für individuelle Patienten erarbeitet werden. Ferner zeigen erste Daten, dass Störungen der zentralen Schmerzverarbeitung negative prognostische Faktoren sein könnten. Ein besseres Verständnis der individuellen Pathophysiologie kann in Zukunft die Erarbeitung von individualisierten therapeutischen Strategien ermöglichen.


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