Akute Kreuzschmerzen sind ein sehr häufiges Symptom. Bis zu 90% der Erwachsenen leiden im Laufe ihres Lebens mindestens einmal an einer Kreuzschmerz-Episode. Meistens handelt es sich dabei um mechanische Lumbalgien. Diese sind, mit oder ohne Schmerzausstrahlung in die Beine, normalerweise selbstlimitierend, haben keine schwerwiegende zugrunde liegende Pathologie und klingen bei 80–90% der Betroffenen innerhalb von 6 Wochen ab. Im Zentrum der therapeutischen Bemühungen stehen neben der medikamentösen und physiotherapeutischen Behandlung die eingehende Aufklärung des Betroffenen über den grundsätzlich benignen Charakter und die günstige Prognose seiner Beschwerden. Eine genauere Untersuchung ist bei gewissen Patienten mit Warnzeichen, sogenannten „red flags”, erforderlich, da diese mit einem erhöhten Risiko eines Caudaequina- Syndroms, eines Tumors, einer Infektion oder einer Fraktur vergesellschaftet sein können. Diese Patienten benötigen ebenfalls eine engmaschigere Nachbetreuung und in seltenen Fällen sogar eine notfallmässige chirurgische Intervention. Bei Patienten mit unspezifischen mechanischen Kreuzschmerzen kann die bildgebende Diagnostik für mindestens vier bis sechs Wochen verzögert werden. Dies führt normalerweise von selbst zu einem Beschwerderückgang. Therapeutisch gesehen gibt es genügend Evidenz für die Wirksamkeit von Paracetamol, nichtsteroidalen antiinflammatorischen Medikamenten, Muskelrelaxantien, Wärmeapplikation, Physiotherapie und den Ratschlag „aktiv” zu bleiben. Eine vollständige Entlastung und Schonung stellen ein überholtes Konzept dar, weil dadurch die Dekonditionierung gefördert und die Rückkehr an den Arbeitsplatz unnötig verzögert wird. Die manualmedizinische Behandlung kann bei gewissen Patienten zu einer kurzzeitigen Beschwerdelinderung führen. In einem multimodalen Behandlungskonzept sollte sich die Patientenschulung auf den natürlichen Verlauf des Rückenschmerzes, die insgesamt gute Prognose und Vorschläge für eine effektive Therapie konzentrieren.