Amiodaron-induzierte Thyreopathien
Zusammenfassung Amiodaron ist ein Klasse III-Antiarrhythmikum mit einem breiten Spektrum von Wirkungen auf die Schilddrüse, wodurch sowohl eine Schilddrüsenunterfunktion als auch eine Schilddrüsenüberfunktion entstehen kann. Dies ist zum einen durch den sehr hohen Jodgehalt von Amiodaron und zum anderen durch das mögliche Auslösen einer destruktiven Thyreoiditis zu erklären. Eine Amiodaron-induzierte Hypothyreose (AIH) wird wie auch sonst üblich mit Levothyroxin behandelt, ein Absetzen von Amiodaron ist deshalb nicht notwendig. Bei der Amiodaron-induzierten Thyreotoxikose (AIT) werden zwei Formen unterschieden: Die AIT 1 entsteht durch den Jodexzess bei Amiodarontherapie auf dem Boden eines Morbus Basedow oder einer Schilddrüsenautonomie, die AIT 2 stellt eine destruktive Thyreoiditis dar. Diese Unterscheidung ist bei der Diagnostik von großer Bedeutung, da je nach Subtyp eine unterschiedliche Erstlinientherapie begonnen wird. Die AIT 1 wird zunächst mit Thionamiden (± Natriumperchlorat) behandelt, PatientInnen mit AIT 2 erhalten zu Beginn Glukokortikoide. Falls eine genaue Einteilung in einen der beiden Subtypen nicht möglich ist (Mischtypen/undefinierte Typen), kann zunächst das Ansprechen auf Thionamide getestet werden oder von Beginn an eine Kombinationstherapie mit Glukokortikoiden erfolgen. Amiodaron muss insbesondere bei milden Fällen einer AIT 2 nicht abgesetzt werden, bei AIT 1 sollte ein Absetzen erwogen werden. In Notfällen sowie bei kritisch kranken PatientInnen kann auch eine Thyreoidektomie erfolgen.