scholarly journals Noch immer auf der Suche nach dem heiligen Gral: Wie generisch oder fachspezifisch sind Dimensionen der Unterrichtsqualität?

Author(s):  
Anna-Katharina Praetorius ◽  
Cornelia Gräsel

ZusammenfassungIm vorliegenden Beitrag wird der Versuch unternommen, zentrale Aspekte der elf Positionsbeiträge des vorliegenden Themenheftes „Unterrichtsqualität – fachspezifisch oder generisch? Ein Update zu Perspektiven aus der Fachdidaktik und der allgemeinen Lehr-Lernforschung“ (Heft 2, 2021) im Hinblick auf die Frage nach der Fachspezifität von Dimensionen der Unterrichtsqualität zusammenzufassen und zu diskutieren. Als Grundlage für den Vergleich wird ein Syntheseframework verwendet, zu dem auch die Autor*innen des Themenheftes Stellung genommen haben. Es zeigt sich ein großes Ausmaß an Gemeinsamkeiten zwischen unterschiedlichen Fächern, darüber hinaus auch etliche fachspezifische Ergänzungsvorschläge (u. a. in Bezug auf kognitive Aktivierung und sozio-emotionale Unterstützung). Abschließend werden erste Ideen für eine zukünftige Weiterentwicklung der Frage nach der Fachspezifität im Allgemeinen sowie des Syntheseframeworks im Speziellen vorgeschlagen, die sich auf die Ziele von Unterricht, die Berücksichtigung von Lernprozessen sowie die Verbesserung von Unterrichtsqualität beziehen.

Author(s):  
Eva Wilden

ZusammenfassungDer Beitrag fasst die englischdidaktische Diskussion um die Fachspezifität von Unterrichtsqualität im Schulfach Englisch zusammen und verweist dabei vor allem auf die Notwendigkeit einer fachspezifischen Adaption der Basisdimension „Kognitive Aktivierung“. Zudem werden vorliegende fachdidaktische Studien zur Unterrichtsqualität im Schulfach Englisch skizziert. Schließlich weist der Beitrag auf Anknüpfungspunkte zwischen dem fachdidaktischen Diskurs zu Merkmalen „guten“ Fremdsprachenunterrichts und dem von Praetorius et al. (2020) vorgelegten Syntheseframework zu (Sub‑)Dimensionen von Unterrichtsqualität hin.


Author(s):  
Benjamin Herbert ◽  
Jonathan Schweig

ZusammenfassungEine zentrale Voraussetzung der Unterrichtsforschung besteht darin, Unterrichtsmerkmale angemessen zu erfassen. Die Einschätzung des (gefilmten) Unterrichts durch geschulte Rater*innen gilt dabei als Königsweg, ist jedoch mit einem hohen organisatorischen und zeitlichen Aufwand verbunden. Im Rahmen dieses Artikels wird ein neu entwickeltes Erhebungsinstrument für das Unterrichtsqualitätsmerkmal des Potenzials zur kognitiven Aktivierung (PKA) vorgestellt. Das Instrument wurde für Mathematikunterricht zum Thema Quadratische Gleichungen entwickelt, basiert auf der gemeinsamen Auswertung aller Unterrichtsmaterialien einer Stunde durch geschulte Rater*innen und erfasst die von der Lehrperson schriftlich in den Unterricht getragenen Potenziale für kognitive Aktivierung. Die Validität der intendierten Interpretation als Indikator für das schriftlich in den Unterricht eingebrachte PKA einer Unterrichtstunde wird über einen argumentationsbasierten Ansatz untersucht und kann über verschiedene Evidenzen gestützt werden: Beispielsweise zeigt eine D‑Studie, dass das Instrument bereits von einer einzigen Rater*in zuverlässig erfasst werden kann. Zudem korreliert es substanziell mit einer auf Videoratings basierenden Messung des PKA.


2009 ◽  
Author(s):  
Wolf D. Oswald ◽  
Andreas Ackermann

2008 ◽  
Vol 22 (2) ◽  
pp. 127-133 ◽  
Author(s):  
Christine Pauli ◽  
Barbara Drollinger-Vetter ◽  
Isabelle Hugener ◽  
Frank Lipowsky

Ausgehend von einem konstruktivistischen Lernkonzept wurde die Unterrichtsqualität in 38 videografierten Unterrichtseinheiten (je 3 Mathematikstunden deutscher und schweizerischer Lehrpersonen, Sekundarstufe I, N = 773 Schüler/innen) anhand von drei für die kognitive Aktivierung der Lernenden relevanten Dimensionen erfasst und auf den Lernerfolg bezogen. Dabei wurde aufgrund des methodischen Vorgehens beim Begriffsaufbau in der Einführungsphase (fragend-entwickelndes Lehrgespräch/Lehrervortrag vs. explorativ-entdeckendes Vorgehen) zwischen zwei Gruppen von Unterrichtseinheiten unterschieden. Die Ergebnisse zeigen, dass die Ausprägung der drei Qualitätsmerkmale vom methodischen Vorgehen beim Begriffsaufbau unabhängig ist und dass die fachlich-inhaltliche Qualität des Unterrichts (inhaltlich-strukturelle Klarheit) sowie die Qualität des Klassengesprächs (substanzielle Schülerbeteiligung) zur Erklärung des Lernerfolgs beitragen.


Author(s):  
Katrin Gabriel-Busse ◽  
Frank Lipowsky

Zusammenfassung Studien für die Sekundarstufe zeigen, dass nicht zwangsläufig von der Qualität einer beobachteten Stunde einer Lehrperson auf die Qualität einer anderen Stunde geschlossen werden kann. Anhand sogenannter Generalisierbarkeitsstudien (G-Studien) konnte vor allem für die kognitive Aktivierung aufgezeigt werden, dass die Ausprägungen zwischen den einzelnen Unterrichtsstunden einer Lehrperson (bei gleicher Klasse) stark variieren (hoher stundenspezifischer Varianzanteil) und somit situationale bzw. kontextuelle Einflussfaktoren eine größere Rolle spielen als bislang angenommen, mit der Konsequenz, dass deutlich mehr Stunden für eine hinreichend zuverlässige Beobachtung der kognitiven Aktivierung notwendig sind. Für die Grundschule mangelt es bislang an entsprechenden Studien zur Analyse der zeitlichen Stabilität und Generalisierbarkeit der Unterrichtsqualität bzw. es werden lediglich Korrelationskoeffizienten als Hinweis zur Stabilität der Ausprägungen der einzelnen Basisdimensionen berichtet. Solche Korrelationskoeffizienten können jedoch nicht im Sinne einer zeitlichen Stabilität der Unterrichtsqualitätsmerkmale interpretiert werden, da sie mit anderen Faktoren konfundiert sind. Im vorliegenden Beitrag wird aus diesem Grund für die drei Basisdimensionen der Unterrichtsqualität untersucht, inwieweit sich die Unterrichtsqualität in einer Doppelstunde zur „Einführung in die Multiplikation“ (2. Schuljahr) in Abhängigkeit von dem Beobachtungszeitpunkt (1. Stunde vs. 2. Stunde einer 90-minütigen Unterrichtseinheit) unterscheidet. Grundlage bilden Videoaufzeichnungen von 36 Lehrpersonen. Die Ergebnisse zeigen – ähnlich wie für die Sekundarstufe – Unterschiede in der zeitlichen Stabilität je nach untersuchtem Unterrichtsqualitätsmerkmal. Im Unterschied zu den Ergebnissen aus der Sekundarstufe weist vor allem die Klassenführung eine höhere Variation in den Ausprägungen zwischen den zwei Teilstunden einer Lehrperson auf. Die Ergebnisse der explorativen D‑Studien legen nahe, dass für eine hinreichend reliable Erfassung der Klassenführung sowie der kognitiven Aktivierung in der Grundschule mindestens drei und für das Unterrichtsklima zwei Unterrichtsstunden einer Lehrperson benötigt werden.


2019 ◽  
Vol 33 (3-4) ◽  
pp. 191-205 ◽  
Author(s):  
Jennifer Igler ◽  
Annika Ohle-Peters ◽  
Nele McElvany

Zusammenfassung. Schülereinschätzungen von Unterrichtsqualität haben sich als prädiktiv für ihre Lernergebnisse erwiesen, jedoch deuten empirische Studien auf große Unterschiede in der Einschätzung desselben Unterrichts innerhalb von Klassen hin. Merkmale von Unterrichtsqualität können in drei Dimensionen unterteilt werden: kognitive Aktivierung, Klassenführung und unterstützendes Unterrichtsklima. Für die Identifizierung von Prädiktoren für divergierende Schülereinschätzungen des Unterrichts in derselben Klasse können Theorien zur Informationsverarbeitung herangezogen werden. Vor diesem Hintergrund untersuchte die vorliegende Studie die Varianz der Schülereinschätzungen und analysierte in Anlehnung an psychologische Befunde zur Informationsverarbeitung die Prädiktion von Einschätzungsdifferenzen durch kognitive Voraussetzungen (Vorwissen, kognitive Fähigkeiten), motivationale Orientierung (Schullust) und emotionale Bindungen (Nähe zur Lehrkraft) sowie durch demographische Merkmale (Geschlecht, Migrationshintergrund, sozialer Hintergrund). Die Stichprobe bestand aus 647 Schülerinnen und Schülern (50.8 % weiblich) aus 33 vierten Klassen, die direkt im Anschluss an eine Unterrichtseinheit zu ihrer Einschätzung der Unterrichtsqualität befragt wurden, welche anhand von drei Merkmalen mittels jeweils fünf Items erfasst wurde: herausfordernde Aufgaben, Störungen im Unterricht und Motivierung durch die Lehrkraft. Für die Überprüfung der Fragestellungen wurden Intraklassenkorrelationen und Mehrebenenregressionsmodelle unter Berücksichtigung der Clusterung der Daten eingesetzt. Die höchste Übereinstimmung innerhalb der Klassen zeigte sich für das Merkmal Störungen im Unterricht (ICC 1 = .26), etwas geringer fielen die Übereinstimmungen bei den Merkmalen Motivierung durch die Lehrkraft (ICC 1 = .19) und herausfordernde Aufgaben (ICC 1 = .14) aus. Bei gleichzeitiger Berücksichtigung aller Schülermerkmale in einem Modell waren für die abweichenden Einschätzungen im Bereich herausfordernde Aufgaben die Merkmale Vorwissen, kognitive Fähigkeiten, motivationale Orientierung und sozialer Hintergrund prädiktiv. Schülereinschätzungen von Störungen im Unterricht wurden vom sozialen Hintergrund vorhergesagt und Einschätzungen im Bereich der Motivierung von den kognitiven Fähigkeiten und der emotionalen Bindung. Das Geschlecht und der Migrationshintergrund wiesen keine bedeutsame Prädiktionskraft auf. Diese Befunde sind sowohl für die Unterrichtsforschung als auch für die pädagogische Praxis von großer Relevanz.


2009 ◽  
Vol 22 (4) ◽  
pp. 205-218
Author(s):  
Elisabeth Stechl ◽  
Elisabeth Steinhagen-Thiessen ◽  
Stefan Mix

Degenerative Demenzerkrankungen können bislang nicht kausal behandelt werden. Die folgende Review fasst den aktuellen Stand der nicht-medikamentösen Interventionen für Menschen mit einer leichten Demenz zusammen. Viele empirische Studien und Therapieempfehlungen sind auf der Basis eines Paradigmenwechsels entstanden und bedienen sich Instrumenten und Verfahren der qualitativen Sozialforschung. Innerhalb dieses Perspektivenwechsels steht das Krankheitserleben der Betroffenen im Vordergrund. Die vorgestellten Einzel- und Gruppentherapieansätze beruhen auf der Prämisse, dass Menschen mit Demenz nicht passive Opfer ihrer degenerativen Abbauprozesse sind, sondern ihre Krankheit aktiv zu bewältigen versuchen. Es werden ein Überblick über allgemeine Grundsätze der therapeutischen Arbeit mit Menschen mit Demenz gegeben sowie verschiedene personenzentrierte Interventionen (Verhaltenstherapie, Gesprächspsychotherapie, kognitive Aktivierung) und Gruppentherapieansätze vorgestellt.


Author(s):  
Doris Holzberger ◽  
Anja Philipp ◽  
Mareike Kunter

Abstract. Zwar konnte bisherige Forschung bereits zeigen, dass intrinsische motivationale Orientierungen von Lehrkräften im Zusammenhang mit günstigen Ergebnisvariablen (z. B. Unterrichtsqualität oder Schülermotivation) stehen, mögliche Wirkmechanismen sind jedoch noch wenig erforscht. Ziel der vorliegenden Studie ist es, diese vermittelnden Prozesse am Beispiel des Unterrichtsenthusiasmus von Lehrkräften zu untersuchen. Es wird angenommen, dass angehende Lehrkräfte mit hohem Unterrichtsenthusiasmus quantitativ (höhere Intensität) und qualitativ (Nutzung von unterrichtsbezogenen Lerngelegenheiten) anderes Arbeitsverhalten zeigen, was zu besserem Unterricht führt. Die Variablen wurden bei 362 deutschen Lehramtsanwärter(inne)n in der Mitte ihres zweijährigen Vorbereitungsdienstes per Fragebogen erhoben. Latente Mediatoranalysen belegen eine Teilmediation durch die Intensität ebenso wie die Nutzung von Lerngelegenheiten auf kognitive Aktivierung und emotionale Aspekte des Unterrichtshandelns. Die Ergebnisse stellen einen ersten Hinweis auf mediierende Variablen im Zusammenhang zwischen intrinsischen motivationalen Orientierungen und Unterrichtshandeln dar.


Author(s):  
Maja Wiprächtiger-Geppert ◽  
Ruven Stahns ◽  
Susanne Riegler

ZusammenfassungAusgehend von der Beobachtung, dass sich die Deutschdidaktik in der Vergangenheit nur implizit mit Unterrichtsqualität auseinandergesetzt hat, werden in diesem Beitrag aktuelle Tendenzen der deutschdidaktischen Forschung in Bezug auf Unterrichtsqualität dargestellt. Dabei kann man feststellen, dass es mittlerweile einige Studien gibt, die an Befunde der allgemeinen Unterrichtsqualitätsforschung anschließen und diese vor allem mit Blick auf das Merkmal „kognitive Aktivierung“ für den Deutschunterricht spezifizieren. Dabei handelt es sich zum einen um Fragebogenstudien im Rahmen von Large-Scale-Assessements, die eher allgemein gehaltene Merkmale von Unterrichtsqualität auf den Deutschunterricht beziehen und damit fachbezogen sind. Zum anderen handelt es sich um Videostudien, in denen kognitive Aktivierung nicht mehr allgemein, sondern fachspezifisch konzipiert und operationalisiert wird. Im zweiten Teil wird das im Projekt „Profess-R“ verwendete Konzept fachspezifischer Unterrichtsqualität kurz präsentiert. Ausgehend von der Überzeugung, dass für eine angemessene fachspezifische Konturierung von Unterrichtsqualität die Spezifizierung von kognitiver Aktivierung nicht ausreichend ist, wird ein Modell vorgestellt, in dem generische, fachbezogene und fachspezifische Aspekte auf mehreren Ebenen ineinandergreifen.


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